Bad Rappenau bleibt Heilbad
Die Kurstadt erhält das Prädikat erneut "ohne Einschränkungen".

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Die Kurstadt bleibt Heilbad. Alle zehn Jahre müssen sich Kommunen ihr Prädikat als "Heilbad" durch ein amtliches Gutachten bestätigen lassen. Das sehen das Kurortegesetz des Landes Baden-Württemberg sowie die Begriffsbestimmungen von Deutschem Heilbäderverband und Deutschem Tourismusverband vor. Und Bad Rappenau hat die Voraussetzungen einmal mehr ohne Einschränkungen erfüllt.
Ende 2019 wurde das Gutachten in Auftrag gegeben, erklärt Dieter Wohlschlegel, Chef des Bad Rappenauer Touristik-Betriebs (BTB), im Gespräch. Für die zwölf Monate andauernde Messung der Luftqualität sowie des Bioklimas wurden zwei Stationen eingerichtet: eine in der Nähe der Ayurveda Klinik im Salinenpark und eine im Stadtzentrum. "Der Deutsche Wetterdienst, der die Messung überwacht, hat darauf wert gelegt, dass man die gleichen Messpunkte nimmt", führt Wohlschlegel weiter aus. Bereits vor zehn Jahren wurden die Parameter an diesen Standorten gemessen. Damals gab es mit der Grünspange hinter dem Rathaus sogar noch einen dritten Messpunkt.
Untersucht wurden bei den Messungen unter anderem die Konzentrationen von Grobstaub, Feinstaub, Ruß, Stickoxid sowie Pollen in der Luft. Ebenso werden im Bereich des Bioklimas unter anderem die Topografie und Flächennutzung, Durchlüftungsverhältnisse sowie die Siedlungsstruktur und Siedlungsentwicklung berücksichtigt. Aber auch die Art und Lage der vorhandenen Kur- und Erholungseinrichtungen fließen in die Beurteilung mit ein. In puncto Luftqualität wird zudem noch auf die Verkehrsbelastung, die Verkehrslenkung sowie die Siedlungsdichte und eine regionale Immissionsvorbelastung geachtet.
Jede Woche wurden die Filter der Messstationen getauscht und an den Deutschen Wetterdienst (DWD) zur Auswertung geschickt. Da die Anlagen zunächst nicht reibungslos funktionierten, liefen die Messungen mit rund zweimonatigem Versatz vom 28. Februar 2020 bis zum 26. März 2021.
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Bei der Untersuchung wurde einmal mehr festgestellt, dass der Verkehr in der Kurstadt in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Jedoch habe es laut Wohlschlegel trotz des erhöhten Aufkommens "keinesfalls eine deutliche Verschlechterung" der Werte gegeben. Mit genauen Zahlen aus 2019 und dem Messungszeitraum zehn Jahre zuvor konnte der BTB-Chef auf Nachfrage allerdings nicht dienen. Jedoch relativierte er: "Es gibt kein Heilbad ohne Emissionen." Die untersuchten Luftbeimengungen weisen flächendeckend eine normale und kurort-übliche Belastung auf, heißt es dazu im Bericht des DWD.
Dass sich die Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 sowie im Herbst/Winter 2021 mit ihren Ausgangssperren sowie vermehrt Berufstätigen im Homeoffice begünstigend auf die Werte ausgewirkt haben könnten, bewertet Wohlschlegel als reine Spekulation. "Corona wurde bei den Messungen völlig ausgeklammert."
Aber was passiert, wenn die Kurstadt die Grenzwerte überschreitet? "Dann hätte man nachbessern können", sagt der BTB-Chef. Dadurch, dass die Messung über ein Jahr geht, könne man im Durchschnitt kurzweilige Überschreitungen wieder ausgleichen. Bis zu drei solcher Überschreitungen sind pro Jahr und pro Messstelle laut Bestimmung der Verbände erlaubt. "Aber wenn man dauerhaft drüber liegt, muss man schon mit Konsequenzen rechnen, die irgendwann zur Aberkennung führen." Jedoch kenne er kein Heilbad, dem das Prädikat bereits aberkannt worden wäre.
Allerdings sieht Wohlschlegel die Verbände in der Pflicht, die Bestimmungen an die heutige Zeit anzupassen. "Wenn man nichts ändert, werden Heilbäder bald keine Heilbäder mehr sein." Als Beispiel nennt der BTB-Geschäftsführer die Höchstgrenze von Hitzetagen im Jahr. Mit immer heißer werdenden Sommern mit längeren Hitzeperioden müsse man hier den Grenzwert anpassen, ansonsten würde sich das negativ auf das Gutachten auswirken. Vor 20 Jahren gab es ein anderes Verständnis von Hitzetagen als heutzutage.
Nichtsdestotrotz ist Wohlschlegel froh, dass Bad Rappenau weiterhin Heilbad bleibt. "Wir haben damit ein Pfund, mit dem wir wuchern können." Beispielsweise sorgt das Prädikat dafür, dass die Kommune Kurtaxe erheben darf. Bei rund 400.000 Übernachtungen im Jahr kein geringer Beitrag für die Stadtkasse. Aber Wohlschlegel warnt auch: "Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen und müssen darauf achten, dass das Gutachten auch 2031 wieder positiv für uns ausfällt." So müsse man sich unter anderem überlegen, ob man den Salinenpark und das Gradierwerk besser beschattet oder den Wald "noch intensiver mit einbezieht".



