Stromkabel bremst Planungen für Breitbandausbau vorerst aus
Überraschende Verzögerung beim Glasfaserausbau

Ein bereits gelegtes Stromkabel in der Neidensteiner Industriestraße sorgt vorerst für Verzögerungen beim geplanten Glasfaserausbau durch den Zweckverband. Foto: Berthold Jürriens
Von Berthold Jürriens
Neidenstein. Wenn aktuell das Wort "Glasfaser" in Anwesenheit der Gemeinderäte und der Verwaltung fällt, scheinen sich einige merklich mit ihren Kommentaren zusammenreißen zu müssen. Verspäteter Ausbau durch den Zweckverband "fibernet.rn", keine detaillierten Aussagen über Planungsfortschritte, das Damoklesschwert der Kommunalaufsichtsbehörde wegen angeblichen Neutralitätsbruchs über Bürgermeister Frank Gobernatz schwebend und mit der Breitbandversorgung GmbH (BBV) einen möglichen Partner für den Glasfaserausbau im Ort, der alles abhängig macht von der zeitlich begrenzten Vorvermarktungsphase und somit den Bürgern die Entscheidung überlässt.
Gerade die Mitgliedschaft im Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar sollte die Zukunft des Glasfaserausbaus im Burgdorf sichern, wenn auch erst innerhalb von 15 bis 20 Jahren. Auf der jüngsten Sitzung des Gemeinderats hatte Gobernatz noch zuversichtlich den Baubeginn in der Industriestraße angekündigt. "Wir haben von Anfang an das Gewerbegebiet für das schnelle Internet priorisiert." Da das Backbone-Netz von Epfenbach kommend auf- und ausgebaut wurde, sollte auch der Zeitplan in dem angrenzenden Gewerbegebiet "Im Fuchslochweg" überschaubar bleiben. Die Gemeinde ist bekanntlich für die Feinplanung des Netzes und den innerörtlichen Ausbau der Hausanschlüsse zuständig.
Anfang April sollte nun der Energieversorger Syna das entsprechende Stromkabel dort verlegen und im Zuge dessen auch Leerrohre, die dann zum vorhandenen Glasfaser-Backbone führen sollten. Doch es gab eine Überraschung für den Bautrupp, denn ein Stromkabel lag bereits vor Ort. "Anscheinend hat ein ortsansässiges Unternehmen vor Jahren hier diese Leitung gelegt", so der erstaunte Verwaltungschef. Folglich sehe die Syna keinen Grund mehr für den weiteren Ausbau, so dass nun der Zweckverband am Zuge wäre.
"Doch diese müssen nun eine neue Kalkulation erstellen, denn eine Komplettverlegung wird zum Beispiel anders gefördert als eine Mitverlegung." Einen Hoffnungsschimmer gab es nun auf Nachfrage der RNZ aus dem Sinsheimer Hauptquartier des Zweckverbands. Werner Riek, verantwortlich für die Technische Leitung, stellte in Aussicht, dass eventuell doch ein neues Stromkabel gelegt werden müsse, da die gefundene Leitung nicht reichen würde. "Aber das wird jetzt erst noch überprüft."
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Dennoch verzögert sich der Ausbau in der Industriestraße jetzt. Wie die RNZ erfuhr, steckt die Zusammenarbeit der BBV mit dem Zweckverband wohl noch in den Kinderschuhen. Bekanntlich möchte die BBV die bereits vorhandene Infrastruktur, sprich Backbone-Hauptleitung, nutzen, wenn die Bürger sich für den Glasfaserausbau durch die privaten Investoren entscheiden sollten. "Wir hatten Kontakt und gute Gespräche mit dem Zweckverband, aber es fehlt an Dokumentationen des Ausbaus, und wir wissen somit noch nicht, was wir wo nutzen können", erklärte BBV-Manager Arno Maruszczyk.
"Wir sind noch mitten im Ausbau, und uns fehlen somit sogenannte ,Rotstrichpläne’ der Ausbaugebiete von den tätigen Unternehmen, in denen die gelegten Rohre und Leitungen eingezeichnet sind", erklärte Riek. Er brach auch eine Lanze für den Zweckverband und verwies darauf, dass dieser nun mal keinen punktuellen Ausbau mit privatem Investorengeld machen würde, sondern mit den 54 Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises eine entsprechende Herausforderung an Koordination zu bewältigen habe. "Das wird sich aber auch in der zukünftigen Qualität widerspiegeln", verspricht der technische Leiter.
Unabhängig von den aktuellen Konkurrenzangeboten unterstrich Riek nochmals die Wichtigkeit des Glasfaserausbaus gerade im ländlichen Raum. Für Mitte Mai kündigte er eine Gesprächsrunde mit den Bürgermeistern an, die dann die wichtigen Informationen zum Stand des Ausbaus durch "fibernet.rn" in der Region erhalten werden.