Es fehlen noch 165 Unterschriften
Breitbandversorgung hat erst 130 der erhofften 295 Vorverträge - Bürger machen sich vermehrt stark für Vertragsunterzeichnungen

In Neidenstein könnte es eng werden mit der Breitbandverlegung. Nicht einmal die Hälfte der verlangten Vorverträge ist bisher unterschrieben. Foto: Berthold Jürriens
Neidenstein. (bju) Es war zwar nur ein Zwischenergebnis, aber das verfehlte seine Wirkung bei den Besuchern der zweiten Informationsveranstaltung zum Thema Glasfaser nicht: Bisher gingen etwa 130 unterschriebene Vorverträge bei der Breitbandversorgung GmbH (BBV) ein. Aber erst bei 295 Verträgen wird das Unternehmen seine Zusage, flächendeckend einen kostenlosen Kabelanschluss herzustellen, umsetzen. Die Abgabefrist endet am 30. April.
Die Reaktionen im nur spärlich besetzten Vereinsheim zeigten, dass viele Unterstützer dieses Projekts anwesend waren. "Das kann doch nicht wahr sein" oder "Die Nachbargemeinden lachen über uns" waren noch zurückhaltende Meinungsäußerungen. BBV-Manager Arno Maruszczyk war mit seiner kompletten Vertriebsmannschaft vor Ort und sprach einmal mehr von einer "einmaligen Chance". Selbst ein Vertrag nur für Telefonie sei für den Ausbau förderlich, denn dann hätte der Kunde auf jeden Fall schon einen Glasfaseranschluss. "In Eschelbronn und Daisbach hat es geklappt. In Waibstadt haben wir jetzt ein Büro angemietet und beginnen bald mit der Vorvermarktung. Das heißt, wir sind zukünftig direkt vor Ort", warb Marusz-czyk um Vertrauen.
Aus Teilnehmerkreisen gab es Kritik an der Telekom, die mit dem VDSL-Ausbau im letzten Jahr in einigen Ortsbereichen für schnelleres Internet gesorgt habe, aber mit der Geschwindigkeit hinter den Versprechungen geblieben sei. Auch die Frage, warum es im Burgdorf so zögerlich vorangehe, wurde diskutiert. Manche seien "eben zufrieden" mit 50 Mbit/Sekunde, die aber beim aufkommenden Datenvolumen in den nächsten Jahren wohl nicht mehr reichen würden. "Die vielen Anbieter tragen ihren Glasfaser-Krieg auf unserem Rücken aus", meinte ein Neidensteiner gegenüber der RNZ. Dabei hatten Bürger und Gemeinderäte von Beginn an Hausgespräche geführt, Flugblätter entworfen, E-Mails geschrieben und für den Glasfaserausbau geworben. Auch Wolfgang Ruh, Leiter im BBV-Vertrieb, zeigte sich gegenüber der RNZ enttäuscht von der bisherigen Vertragsausbeute. "Das ist sehr zäh und ich hoffe, es gibt noch einen Schub wie in Eschelbronn." Ruh kritisierte die Neutralitätsvorgabe der Kommunalaufsichtsbehörde für Bürgermeister. "Mir kommt es so vor, dass alle duschen, aber nicht nass werden wollen." Für Neidenstein geht es ab jetzt ans Eingemachte, so seine Hoffnung auf weitere Verträge.
Ähnlich äußerte sich Gemeinderat Hans-Dieter Kretzler als Befürworter des BBV-Projekts. "Jetzt, hier und heute müssen wir Ja sagen zum Glasfaserausbau", meinte er. Man habe die Chance, aktiv die Zukunft des Dorfs mitzugestalten. Er mochte sich nicht ausmalen, was in Neidenstein los sei, wenn das Vorhaben schief gehen sollte. "Dann haben wir neben der Burg ein zweites Alleinstellungsmerkmal in der Brunnenregion, nämlich kein Glasfaser", so ein süffisanter Kommentar.
Der Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte ließ sich wegen Terminüberschneidung entschuldigen, ließ aber ausrichten, "dass man alles dafür tun müsse, um das Glasfasernetz auszubauen. Das ist die Zukunft". Bürgermeister Frank Gobernatz hielt sich aus den bekannten rechtlichen Gründen mit Äußerungen zurück (die RNZ berichtete), was ihm aber erkennbar schwerfiel. Auch weil es dafür Kritik gab. "Die Verwaltung sollte nun einen Aufruf starten, dass das Projekt unterstützt wird", so der Wunsch, der von Beifall begleitet wurde. "Fakt ist: Der Glasfaserausbau gehört zu den wichtigsten kommunalen Aufgaben, um im zukünftigen Wettbewerb um Neubürger und Gewerbe bestehen zu können, aber wir können uns diesen Ausbau in den nächsten Jahren nicht leisten. Der Zweckverband spricht von 15 bis 20 Jahren bis zur Fertigstellung", erwiderte Gobernatz.