Knapp an der Vertragskündigung vorbei
Die Bezuschussung der Krebsbachtalbahn wird nach kontroverser Diskussion im Gemeinderat vorerst verlängert

Wohin führt die Reise der Krebsbachtalbahn? Der Gemeinderat hat nun zumindest die Weichen dafür gestellt, dass in einigen Jahren hier wieder Nahverkehrszüge rollen könnten. Doch endgültig entschieden ist damit noch nichts. Foto: Karoline Beck
Von Karoline Beck
Siegelsbach. Uneins war sich der Siegelsbacher Gemeinderat, als es am Dienstag um die Krebsbachtalbahn ging. Und denkbar knapp fiel die Abstimmung um die Finanzierung zur Erhaltung der Strecke für die nächsten zwei Jahre aus.
Genug von der scheinbar unendlichen Geschichte hatten fünf der zehn Gemeinderatsmitglieder und stimmten gegen die Fortführung der Vereinbarung mit der Erms-Neckar-Bahn Eisenbahnstruktur AG (Enag). Schon seit 2013 zahlt die Gemeinde jährlich 7000 Euro, ohne dass erkennbare Fortschritt diesbezüglich zu sehen sind. Nach der vor kurzem durchgeführten Potenzialuntersuchung, die positive Perspektiven für den Bahnbetrieb der Krebsbachtalbahn aufzeigt, sollen nun standardisierte Untersuchungen folgen. Etwa zwei Jahre sind dafür veranschlagt; die Kosten tragen die beteiligten Landkreise.
Diese weiteren Untersuchungen können allerdings nur in Auftrag gegeben werden, wenn alle beteiligten Landkreise und Kommunen für die weitere Bezuschussung der Krebsbachtalbahn für mindestens den Untersuchungszeitraum von zwei Jahren stimmen.
Hier sahen einige Gemeinderäte rot: Seit Jahren zahle man die 7000 Euro und habe keinen Nutzen - und nun wieder zwei Jahre, die vergehen müssten, ohne dass was für die Einwohner passieren könne. Es seien nicht die Schüler oder Berufstätige, sondern nur einige Sonntagstouristen, die bisher befördert würden. "Ständig wird man genötigt, dem zuzustimmen. Es ist Erpressung, wenn es heißt: ’Wenn ihr nicht mitmacht, ist die Bahn tot’", argumentierte Gunter Koos.
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Er sei für die Bahn, sagte Koos: "Die Krebsbachtalbahn ist ein Gewinn, da braucht man keine Studien, sondern nur den gesunden Menschenverstand. Sie muss wieder laufen, aber auf einer anderen Basis." "Die Bahn ist für mich nicht vertrauenswürdig, was die Zahlen angeht", bekannte Torsten Weidemann. Er sei kein Gegner der Bahn, habe aber Bedenken, wenn es um die Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs gehe, beispielsweise um Anschlüsse, Gleise oder Lokführer. Innerhalb von sieben bis acht Jahren hätten fünf Gemeinden fast eine halbe Million Euro für eine Bahn gezahlt, die aber nur von Mai bis Oktober ab und zu fährt.
Auch Reinhard Hofmann stimmte dem zu: "Ich befürchte, mit den Jahren geht das in die Millionen." Bernd Widmann meinte, auch er habe sich über die zwei weiteren Jahre, die alles hinauszögerten, geärgert. "Aber ich würde deswegen nicht hinschmeißen, sondern noch einmal die 14.000 Euro in das Projekt investieren, damit die Strecke erhalten bleibt."
Die Rede ist von der Suche nach einer möglichen Alternative. "An dem Tag, an dem der Betrieb läuft und unsere Bürger und Schulkinder was davon haben, zahlen wir", schlug Gunter Koos vor. Einige Gemeinderäte waren für eine sofortige Kündigung, um den Druck auf die Bahn zu erhöhen. Bürgermeister Tobias Haucap rief die eifrig und kontrovers diskutierende Runde in die Realität zurück: "Es existieren hier klare Spielregeln." Man könne noch nicht abschließend sagen, ob das Projekt Sinn oder keinen Sinn ergebe. Doch er sei für die weitere Beteiligung, sagte Haucap.
Am Ende der Sitzung beschloss der Gemeinderat mit sechs zu fünf Stimmen, die Vereinbarung über die Bezuschussung für die Krebsbachtalbahn nicht zu kündigen - längstens aber bis 31. Dezember 2020, bis die standardisierte Untersuchung vorliegt.