Krebsbachtalbahn Neckarbischofsheim

Querspange zur Bahnlinie zwischen Sinsheim und Heilbronn auf dem Prüfstand

Verkehrsinstitut arbeitet noch an Machbarkeitsstudie für die Querverbindung der Schienenstränge - Stadtbahnbetrieb wird favorisiert

31.08.2017 UPDATE: 01.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Knapp zwei Kilometer Schienen fehlen zwischen der Bahnlinie durchs Krebsbachtal und jener zwischen Sinsheim und Bad Rappenau. Grafik: RNZ

Von Günther Keller

Neckarbischofsheim. Es fehlt noch etwas der Feinschliff. Aber im Kern ist das Gutachten, das über Wohl und Wehe der Schienenstrecke durch das Krebsbachtal entscheiden wird, fertig - und vorerst noch unter Verschluss. "Zuerst bekommen es die Auftraggeber", sagt Stephan Tritschler, Geschäftsführer des verkehrswissenschaftlichen Instituts der Universität Stuttgart. Die Landkreise Rhein-Neckar und Heilbronn, die 100.000 Euro für die Expertise zahlen, werden dann entscheiden, in welcher Forum und wann die Ergebnisse präsentiert werden. "Das wird wahrscheinlich noch im September sein", vermutet Tritschler.

Kann mit einer etwa zwei Kilometer langen Querverbindung zur Bahnlinie zwischen Sinsheim und Heilbronn die ehemals stark defizitäre Nebenbahn ab Neckarbischofsheim-Nord erfolgreich betrieben werden? Lohnt sich mittelfristig die Investition eines hohen zweistelligen Millionenbetrags für Elektrifizierung, neue Schienen, Weichen und Bahnübergänge, wenn man die Entlastung des Straßenverkehrs und die Reduzierung von Abgasen gegenrechnet? Kann eine dann durchgehende zweite Gleisstrecke von Bad Rappenau bis Meckesheim generell zu einer Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region führen? Das sind die Kernfragen, mit denen sich das Stuttgarter Institut in seiner Potenzialstudie auseinanderzusetzen hatte. Die Expertenkommission greift dabei auf einen Mitarbeiterkreis aus dem Verkehrsingenieurwesen, der Informatik, der Geografie und den Wirtschaftswissenschaften zurück. Im Gremium dabei: Carsten Straehle, Vorstandschef des die Krebsbachtalbahn betreibenden Infrastrukturunternehmens Enag - allerdings in seiner Funktion als Geschäftsführer der Hafen Stuttgart GmbH.

Hans-Joachim Vogt, Vorsitzender des Fördervereins für die Krebsbachtalbahn, will über den Ausgang des Verfahrens nicht spekulieren - und zeigt sich doch verhalten optimistisch: "Der Ausbau könnte sich rechnen", sagt er. Dass der Schülerverkehr zum Adolf-Schmitthenner-Gymnasium nicht reichen wird, ist Vogt klar. Gerade deshalb brauche man den Lückenschluss nach Bad Rappenau, um neue Pendlerströme zu erschließen. Und dann ist da auch noch die Zahlungswilligkeit der Anrainerkommunen zu berücksichtigen. Drei Millionen Euro sind für die so genannte Ertüchtigung der Bahnübergänge veranschlagt - "viel Geld", weiß der frühere Neckarbischofsheimer Bürgermeister selbst, aber der Betrag relativiere sich, sei er doch über einen Zeitraum von zehn Jahren von den fünf Gemeinden am Schienenstrang fällig.

Geht es nach Hobby-Bähnler Vogt, dann würde eine künftige Linie Neckarbischofsheim - Bad Rappenau als Stadtbahn firmieren. Denn im Gegensatz zum S-Bahn-Betrieb sind die bahnrechtlichen Vorgaben beim Stadtbahnverkehr weniger streng und erleichtern vor allem die unvermeidbare Querung der Landesstraße 549 zwischen Obergimpern und Babstadt, die dann wohl mit einer Schrankenanlage und nicht zwingend mit einem Brückenbau zu bewerkstelligen wäre. Die (bislang theoretische) Stadtbahn-Lösung wird auch vom Verkehrsministerium bevorzugt, so wird in einer Antwort der Behörde von Winfried Hermann auf eine Anfrage des grünen Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein deutlich. Grundsätzlich wird dem Projekt Unterstützung zugesichert - vorausgesetzt, es wird "der Nachweis eines ausreichenden Nutzens in Form eines erreichbaren Nachfragepotenzials" geliefert. Sprich: Es hängt alles vom Ergebnis des Gutachtens ab. Von ihm erwartet das Verkehrsministerium zudem "verschie-dene Ausbauoptionen". Konkretere Auskünfte könne man erst geben, wenn Planungen und Kostenexpertisen vorlägen.

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Die Querspange von Tal zu Tal war übrigens schon vor 100 Jahren Teil der Planung. Die damalige "Badische Lokal-Eisenbahn" sollte bei Babstadt in die aus dem Elsenztal kommende Hauptlinie münden und die Linie nach Hüffenhardt nur ein Abzweig sein. Warum dies nicht verwirklicht wurde, ist unklar.

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