Krebsbachtalbahn

Statt der Züge fahren die Bagger auf

Trotz unsicherer Zukunftsperspektive wird kräftig in die Bahnstrecke investiert - Vorarbeiten fürs Glasfaserkabel laufen parallel

01.02.2018 UPDATE: 02.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Die Schienenstrecke durchs Krebsbachtal ist derzeit eine Baustelle. Am Neckarbischofsheimer Stadtbahnhof wird beispielsweise der Bahnsteig erneuert. Foto: Günther Keller

Von Günther Keller

Neckarbischofsheim. Das Gutachten des Verkehrswissenschaftlichen Instituts Stuttgart über die Zukunftschancen der Krebsbachtal liegt zwar weiterhin unter behördlichem Verschluss - aber der Inhalt stimmt die Erms-Neckar-Bahn AG (Enag) als Eigentümerin der Schienenstrecke offenbar optimistisch genug, um für den Bahnbetrieb richtig Geld in die Hand zu nehmen: Der Neckarbischofsheimer Stadtbahnhof bekommt einen neuen Bahnsteig, in Helmhof soll man nicht mehr über die Wiese zum Zug müssen, der Ausstieg in Untergimpern wird ausgebessert, und auch in Bernau stehen Bagger. Weil gleichzeitig die Vorarbeiten für die Verlegung des Glasfaserkabels entlang des West-Ost-Schienenstrangs laufen, herrscht an der beschaulichen Nebenstrecke ein Hochbetrieb wie selten.

"Mit vertretbaren Mitteln", so umschreibt es Jochen Heer als Betriebsleiter und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Enag, wolle man die technische Basis für den Ausflugsverkehr zwischen Neckarbischofsheim-Nord und Hüffenhardt für die nächsten Jahre sicherstellen - und sich zugleich alle Optionen für die Zukunft offenhalten. Mit der Expertise der Uni Stuttgart sei "eine Hürde geschafft" und seien grundsätzlich positive Perspektiven aufgezeichnet worden. Auch wenn ein Regelverkehr oder gar der angedachte Durchstich bis Bad Rappenau noch weitergehender Untersuchungen bedürften, sei davon auszugehen, dass zumindest das Nostalgie-Bähnle noch etliche Jahre am Krebsbach rolle - und auch für diesen Zug gelte die Bau- und Betriebsordnung, die eine funktionierende Infrastruktur voraussetze.

Am Neckarbischofsheimer Stadtbahnhof, wo die Bahnsteigkante Auflösungstendenzen zeigte, wird aktuell neues Pflaster verlegt. Das soll für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Gleichzeitig werden jene Schienenstränge zurecht gerückt, die sich im vergangenen Jahr unter der Sommersonne verbogen hatten. Eine Vermessung der Gleisradien hatte zwar ergeben, dass sich der Stahl "nicht beängstigend" (Jochen Heer) verschoben hatte, aber eine neuerliche Zwangspause für die am 1. Mai startenden Zugfahrten will man vermeiden. Für diese Arbeiten kommt die Stopfmaschine, die gleichzeitig den Gleisunterbau verdichtet und damit verfestigt.

Den Maßnahmenkatalog arbeitet die Enag, die seit vier Jahren als Infrastrukturunternehmen für die Nebenstrecke zuständig ist, mit finanzieller Hilfe des Landes und mit Geld aus dem Zuschusstopf der Anrainerkommunen ab.

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Als zweiter Bauherr vor Ort fungiert der Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar. Die Gleisanlagen sind nämlich zugleich das Rückgrat für das künftige Glasfaserkabel, das von Waibstadt kommend in Untergimpern seinen Endpunkt erreichen soll. Eigentlich sollten die Arbeiten bereits 2015 über die Bühne gehen, hinken aber wie der gesamte Breitbandausbau im Landkreis dem Zeitplan hinterher. Bürgermeisterin Tanja Grether weiß von Vorarbeiten, die derzeit laufen. Für diesen Monat, so ergänzt Joachim Heer, sei eine Ortsbegehung angesetzt, in der es um die Details gehen soll. Zwar wird sich das ursprüngliche Vorhaben, das Kabel direkt an den Schienen einzuklinken, wohl nicht umsetzen lassen, und es muss wohl entlang des Bahndamms gegraben werden, aber die Bahnstrecke ist für den Zweckverband dennoch ideal: Schneller und kürzer wird kein Weg vom Bernauer Abzweig ins knapp acht Kilometer entfernte Untergimpern zu finden sein.

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