Teile der Elsenz bei Hoffenheim sollen verlegt werden
Der Zweckverband will den Ort besser vor Hochwasser schützen. Neben Rückhaltebecken soll es zahlreiche Baumaßnahmen geben.

Von Tim Kegel
Sinsheim-Hoffenheim. Teile der Elsenz werden umverlegt, einige Schrebergärten werden verschwinden, der Flusslauf wird aufgeweitet. Außerdem soll ein großes Rückhaltebecken in den "Erlenwiesen" entstehen. Der Hochwasserschutz von Hoffenheim ist eine Großmaßnahme, die der Zweckverband Elsenz-Schwarzbach plant; sie wurde jetzt dem Gemeinderat vorgestellt.
Von Gesamtkosten für Becken und Bachlauf von rund elf Millionen Euro war die Rede. Das Land fördert die Maßnahmen zu 70 Prozent beim Hochwasserschutz und zu 85 Prozent im Bereich der Renaturierung. Neben dem Hochwasserschutz soll auch der "ökologische Zustand" der Elsenz durch Maßnahmen im Ortsbereich verbessert werden, darunter Gewässerverlegungen und Verbreiterungen, Hochwasserschutzmauern und Anpassungen auf kleiner Fläche. So hieß es in der einstündigen Präsentation des Büros "Wald & Corbe", das die Gemeinden und deren Zweckverband schon seit Ende der 1990er-Jahre berät. In Hoffenheim bestehe hohe Überschwemmungsgefahr. Die Elsenz sei im Lauf der Jahrzehnte "immer mehr eingeengt und verbaut" worden.
Jetzt soll eine Überflutung der Grundstücke an der Zuzenhäuser Straße mithilfe einer Schutzmauer verhindert werden; im Bereich der Kleingärten an der Birkigstraße soll die Elsenz aufgeweitet werden, damit eine höhere Abflusskapazität und ein niedrigerer Pegel bei Hochwasser entstehen. Ein Teil der Gärten muss nach Ansicht der Planer verschwinden. Dort soll stattdessen eine Grünfläche mit Gewässer-Zugang entstehen.
Eine Engstelle oberhalb der Brücke in der Eschelbacher Straße hat ihre Ursache in der beidseitigen Bebauung durch die Straße "Große Minke" und am Elsenzweg. Dort gibt es schon Schäden an der Uferböschung durch einen Wasserspiegel-Anstieg, der zu "Ausbordungen" führt. Deshalb sollen in den Kleingärten am Elsenzweg Schuppen und Garagen abgerissen und der Fluss breiter gestaltet, die Böschung mit einer Trockenmauer gesichert werden. Hiervon verspricht man sich einen größeren Fließquerschnitt und eine günstigere Anströmung der Brücke. Naturnah gestaltete Bereiche der Elsenz in Richtung Sinsheim – zwischen der Straße "Große Minke", dem Trainingsplatz und den Feldern – dienen ebenfalls dem Absenken des Wasserspiegels und dem Schutz vor "Ausbordung". Hier ist vom Verlegen des Gewässers die Rede.
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Das Hochwasser-Rückhaltebecken im Gewann "Erlenwiesen" war schon im Oktober 2019 Thema im Ortschaftsrat. Die "Erlenwiesen" liegen am Ortsausgang, rechter Hand in Richtung Zuzenhausen. Der Stauraum des Beckens soll rund 300.000 Kubikmeter betragen und vor einem 100-jährlichen Hochwasser auch dann schützen, wenn sich das Klima verändert, vom "Klimazuschlag" wurde seitens der Planer gesprochen. Das Dammbauwerk sitzt vor der Gemarkungsgrenze nach Zuzenhausen. Das Elsenztal soll "zwischen dem Wald und der Bundesstraße abgeriegelt" werden, um Beckenstauraum zu schaffen. Der Rückstaubereich endet im Elsenztalgrund, vor der Bebauung in der Birkigstraße. Sicherungsdämme sollen an der Bahnlinie entstehen.
Die Drosselung der Wassermenge übernimmt ein Durchlassbau mit gesteuerten Öffnungen. Eine durchgängige Verbindung zwischen dem Ober- und Unterwasser – vor und hinter dem Damm – sorgt dafür, dass "aquatische Lebewesen" in der Elsenz wandern können. Trotzdem soll ein Betriebsauslass die Wassermenge bei Bedarf drosseln, damit die flussabwärts liegenden Gemeinden ein Hochwasser unbeschadet überstehen. Auch der Kanal zur Mühle Kolb in Zuzenhausen wird mithilfe einer Öffnung im Bauwerk geregelt.
Die Maßnahmen befinden sich in der Planungsphase. Kosten, die nicht bezuschusst werden, erstattet die Stadt Sinsheim dem Zweckverband; beim Rückhaltebecken gibt es eine Umlage auf die Mitgliedsgemeinden. Zur Genehmigung soll es ein Planfeststellungsverfahren geben. Um an private Flächen zu gelangen, soll ein Flurbereinigungsverfahren eingeleitet werden. Zur Nutzung von Synergien sollen beide Arbeiten in Losen ausgeschrieben werden; bei guten Bedingungen rechnen die Planer mit einem Baubeginn im Jahr 2023.
Ausführlich und reich detailliert wurde am Rand der Sitzung nachgefragt. Etwa zur Schutzwirkung des Projekts im Bereich "Kleine Minke" und Teilen des Ortskerns. Hoffenheims Ortsvorsteher Karlheinz Hess merkte außerdem an, dass "der Schwerlastverkehr" im Gewerbegebiet entlang der Elsenz das Ufer in Mitleidenschaft gezogen hätte und dass in dem Bereich dreimal in fünf Jahren wegen Leitungsarbeiten "dieselbe Trasse auf- und wieder zugemacht" worden sei. Außerdem sei die Wartung eines Rückhaltebeckens arbeits- und kostenintensiv, sagte Hess: "Das kann eine Kommune alleine nicht leisten." Bei einer Bürgerversammlung sollen nun Detailfragen erörtert werden.