Sonne, Mond und Sterne in der "Experimenta"
Das "Science Center" stellt sein neues Programm vor und blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurück.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Trotz Corona: Die Jahresbilanz 2022 der "Experimenta" fällt überraschend gut aus, und der Ausblick auf dieses Jahr ist ausgesprochen sonnig: Die Besucher erwartet eine faszinierende Ausstellung "Die Sonne – Der Mensch und das Licht". Sie kommt vom "Science Museum" London und ist bis zum 15. September in Heilbronn zu sehen.
Die Londoner Institution ist mit 150 Jahren das älteste Wissenschaftsmuseum der Welt, entsprechend beeindruckend sind auch die von hier stammenden Exponate. Auch wenn das "Nürnberger Ei" von Henlein aus dem 15. Jahrhundert nicht dabei ist: Was Kurator Dr. Harry Cliff von der Themse an den Neckar mitgebracht hat, lässt staunen. "Die Tatsache, dass die Sonne einen so tiefgreifenden Einfluss auf unsere Lebensweise hat, macht sie zu einer unglaublich sprudelnden Quelle für eine Ausstellung, die Zeit und Raum durchquert. Die Sonne gewinnt für unsere heutige Lebensweise immer mehr an Bedeutung und ist dabei gefährlich und faszinierend zugleich: Während uns einerseits Sonnenstürme bedrohen, kommen wir mit zukünftigen Weltraummissionen der Sonne immer näher", beschreibt Cliff die Faszination der Ausstellung.
Der Besucher erlebt, wie Sonne und Licht dank der kunstvollen Mechanik von Messinstrumenten erst möglich wurde – und damit auch die frühe Zeitmessung in einer bis heute bewundernswerten Präzision – oder wie man schon in "vorsintflutlicher Zeit" mit der Sonnenuhr in den verschiedensten Kulturen Zeit gemessen hat. Objekte aus der Bronzezeit zeigen, wie sich mit der Sonne Kulturen und Religionen entwickelten, wie sie bis heute Forschungsobjekt, Energielieferant ist, Leben erst ermöglicht, aber auch gefährlich und todbringend sein kann.
Die Ausstellung ist dabei nicht kopflastig, sondern anregend-experimentell aufgebaut. Die Bildwelten jüngerer Kinder werden beispielsweise in einem "Lehrfilm" mit ihren Comic-Helden aufgegriffen: "Der kleine Major Tom" hat in Heilbronn Weltpremiere.
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Zu den Sternen führen "atemberaubende Aufnahmen der NASA": "Dieser Film katapultiert dich direkt ins Weltall, wo du die Wucht des brennenden Himmelskörpers erlebst. Noch nie warst du der Sonne so nah!" – so lautet das Versprechen dazu. Die Sonne als ewiges Thema hat ja gerade erst wieder seine Aktualität bewiesen, als in den Nachrichten zu hören war, dass "ungewöhnliche Wirbel am Nordpol der Sonne" festgestellt wurden, und auch Sonnenstürme zeigen auf dramatische Weise ihre Macht.
Welche Erkenntnisse hat die Sonnenforschung inzwischen gewonnen und welche Geheimnisse schlummern noch immer hinter ihrem gleißenden Licht? Auch dazu soll man die Antworten in der "Experimenta" finden.
Info: Das gesamte Programm und die empfohlene Online-Kartenbestellung unter www.experimenta.science
Die Experimenta
> Als außerschulischer Lernort und "Marktplatz des Wissens" hat sich die "Experimenta" im vergangenen Jahr gut geschlagen: Die große Ausstellung zum Thema "Geschmack", auch in der Innenstadt präsent, veränderte mit Aktionen auch deren Optik. 301.970 Besucher zählte die "Experimenta" insgesamt, 25.000 Kinder und Jugendliche besuchten 70 unterschiedliche Laborkurse, und auf die "MS Experimenta", die "schwimmende Wissenswelt", die auf Neckar, Rhein, Main, Mosel und Saar unterwegs ist, kamen 13.000 Interessierte.
"Zentrum der europäischen Wissenskommunikation" war Heilbronn in der ersten Juniwoche: zum Treffen der europäischen "Science Center" kamen 1000 Besucher. Mit viel Lob in den Ruhestand verabschiedet wurde Dr. Wolfgang Hansch, der die "Experimenta" aufgebaut und 15 Jahre lang geleitet hat.
Nach dem Stabwechsel liegt die Geschäftsführung jetzt bei Professorin Dr. Bärbel Renner, seit 2017 für die "Experimenta" tätig. Ihr Credo: "Bildung und Wissenschaft sind essenziell für den Zusammenhalt der Gesellschaft." Interesse bei jungen Menschen zu wecken, um die Welt zu verändern und zu gestalten, sei eine der wichtigsten Aufgaben der "Experimenta". Neu sind "Schließtage", an denen seh- und hörbehinderte Kinder exklusiven Zugang haben. Große Hoffnungen und Erwartungen hegt man beim Engagement für den Wettbewerb "Jugend forscht", bei dem man mit 16 Projekten dabei ist.
> Die Planetarium-Schau "Zeit des Mondes" wurde 2022 so gut angenommen, dass sie nun in erweitertem Maße wiederholt wird. Thema ist die Bedeutung des Mondes für den muslimischen Fastenmonat Ramadan. Elf Mal läuft die Show mit faszinierenden Sternenbildern auf der Kuppel und der Bühne des "Science Domes". Wie in einem Planetarium kann man dabei den Sternenhimmel über der heiligen Stadt Mekka erleben, begleitet von muslimischen Moderatorinnen und Moderatoren, die über Grundpfeiler und Geschichte der Religionen informieren.