Amtsgericht verurteilt "Buga-Karl"-Dieb
20-Jähriger bekommt Geldstrafe und Arrest – Entführt und im Gebüsch versteckt

Die Entführung des Buga-Maskottchens Karl kostet den 20-jährigen Täter nun eine Menge Geld und zwei Tage seiner Freiheit. Foto: Hans Georg Frank
Von Hans Georg Frank
Heilbronn. Selbst für die Verteidigerin besaß das Beutestück mehr als nur den Materialwert von 500 Euro. Was ihr Mandant gestohlen hatte, sei "das Symbol des Umbruchs der Stadt Heilbronn, die sich vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan wandelt". Ein 20-Jähriger hatte sich am Buga-Karl vergriffen, dem Maskottchen der Bundesgartenschau.
Das Amtsgericht Heilbronn verurteilte die Fachkraft für Lagerlogistik wegen Diebstahls zu einer Geldbuße von 800 Euro, außerdem muss der junge Mann ein Wochenende lang in einem Dauerarrest absitzen, "als Denkzettel", wie Richter Hans-Martin Dietrich erklärte.
Am 18. April, einen Tag nach der Eröffnung der Buga durch den Bundespräsidenten, hatte der geständige Dieb zusammen mit zwei Kumpels die etwa 1,60 Meter große Kunststofffigur in Obersulm-Willsbach im Kreis Heilbronn vom Sockel geholt. Mit seinem Auto brachte das Trio den Buga-Karl in ein abgelegenes Gebiet, wo er in einem Gebüsch landete. Trotz der auffälligen Farbe in Magenta fanden die Burschen das Kunstwerk nicht mehr, als sie es nach erfolgter Einsicht zurückholen wollten.
Einem aufmerksamen Spaziergänger ist zu verdanken, dass der Zwerg etwa drei Wochen danach entdeckt wurde und vom Bauhof auf sein angestammtes Podest gestellt werden konnte. Damit war kein Schaden entstanden, was sich strafmildernd auswirkte. Der unreif wirkende Täter hätte noch mehr Rabatt erhalten können, aber seine beiden Komplizen wollte er nicht verraten.
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Der Einzelrichter sprach von "einer unüberlegten Tat, die man eher einem 14-Jährigen zutraut oder gar einem Fünfjährigen". Straftaten zu Last des "Buga-Karls" hätten "um sich gegriffen wie eine ansteckende Krankheit", sagte die Verteidigerin.
Tatsächlich sind der Heilbronner Polizei rund 30 Sachbeschädigungen gemeldet worden. 14 der auffallenden, zunächst gehassten, jetzt geradezu verehrten Zwerge sind gestohlen worden. In zwei Fällen sei der Buga-Botschafter sogar gesprengt worden: "Die Brocken flogen bis zu 25 Meter weit." Die Polizei gehe davon aus, "dass meistens auch Alkohol im Spiel ist".
Lange bevor die Bundesgartenschau eröffnet wurde, sind die 150 Karls in Telekom-Pink ihres Daseins als Werbefigur nicht mehr sicher gewesen. Die ersten Blessuren sind am 26. Juni 2018 in Heilbronn gemeldet worden. Den ersten Diebstahl nahm die Polizei am 14. Dezember 2018 in Niederstetten im Main-Tauber-Kreis auf. In einer Bilanz heißt es dazu: "Was der Zwerg den Zerstörern angetan hat, ist auch der Polizei ein Rätsel."



