Plus Fünf weitere Jahre

Der Mobilitätspakt Heilbronn/Neckarsulm wird fortgesetzt

Das älteste Projekt dieser Art im Land hat bereits einige Verbesserungen gebracht. Nun soll es erweitert werden und mehr Bürger einbeziehen.

30.07.2022 UPDATE: 30.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Die B 29 zwischen Heilbronn und Neckarsulm wird jeden Tag von Zehntausenden von Pendlern genutzt. Die Projektpartner des Mobilitätspakts wollen unter anderem dort den Individualverkehr verringern – und damit auch die negativen Folgen für Mensch und Umwelt. Foto: Armin Guzy

Heilbronn. (guz) Der Mitte 2017 gegründete Mobilitätspakt Heilbronn/Neckarsulm wird um weitere fünf Jahre verlängert. Zur Feier gab Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) vor wenigen Tagen den Startschuss für die erste Fahrt mit Personenbeförderung des autonomen Pendler-Shuttles der Schwarz-Gruppe in der Stauferstadt. In den kommenden Monaten wollen die Projektbeteiligten nun ein erweitertes Maßnahmenpaket für die Laufzeit bis 2027 erarbeiten.

Dabei sollen zum einen die bestehenden Projekte erweitert, andererseits aber auch neue Vorhaben begonnen werde, insbesondere in den Bereichen Rad- und Fußverkehr, der Verkehrssicherheit, dem nicht-schienengebundenen Personennahverkehr und dem Mobilitätsmanagement. Und die Bürger sollen laut Regierungspräsidentin Susanne Bay noch mehr als bisher in das Projekt eingebunden werden. "Unser Ziel ist eine Mobilität für alle – attraktiv, nachhaltig und klimaneutral", sagte sie.

Der Mobilitätspakt Heilbronn/Neckarsulm ist der älteste Zusammenschluss dieser Art und sei mit seinem bisherigen Erfolg zugleich Vorbild für inzwischen fünf weitere Mobilitätspakte im Baden-Württemberg, betonter der Heilbronner Landrat Norbert Heuser bei der Feierstunde. In dem Pakt arbeiten der Landkreis Heilbronn, die Städte Heilbronn und Neckarsulm, die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG), die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, der Autohersteller Audi und die Schwarz-Gruppe seit fünf Jahren zusammen, um die Verkehrsarten besser miteinander zu vernetzen. Anfang des vergangenen Jahres sind die Städte Bad Wimpfen und Bad Friedrichshall hinzugestoßen. Die Projektleitung liegt beim Regierungspräsidium Stuttgart. Das gemeinsame Ziel ist, den Individualverkehr in dem stark belasteten Wirtschaftsraum zu verringern – und damit in der Folge auch die Stauzeiten, den Schadstoffausstoß und die Lärmbelastung. Bekanntlich hatte vor allem Heilbronn jahrelang Probleme mit zu hohen Stickstoffdioxid-Werten.

"Die zentrale große Lösung gibt es nicht", verdeutlichte Neckarsulms Bürgermeister Steffen Hertwig. Entscheidend sei vielmehr, vernetzt zu denken und multimodal zu handeln, um alle Bausteine des Mobilitätspaktes gleichrangig zu betrachten, und dabei sei der Mobilitätspakt "zu einer unverzichtbaren Kommunikationsplattform" geworden. "Wenn wir die Verkehrsprobleme in unserem Wirtschaftsraum in den Griff bekommen wollen, müssen wir noch stärker auf stadtverträgliche, verkehrsträgerübergreifende Lösungen setzen", appellierte Hertwig an die Projektpartner.

Verkehrsgünstig an der Autobahn gelegen und mit vielen mitarbeiterstarken Firmen im Stadtgebiet, darunter vor allem Audi, leidet Neckarsulm besonders stark unter den Verkehrsströmen: Rund 34.000 Beschäftigte pendeln täglich morgens in die Stadt und abends wieder hinaus. Die Verringerung des Individualverkehrs sei inzwischen von "existenzieller Bedeutung" für Neckarsulm, stellte Hertwig fest.

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Heilbronn habe mit betrieblichem Mobilitätsmanagement bereits gute Erfahrung gemacht und viele Best-Practice-Lösungen entwickelt, "die sicherlich von anderen Arbeitgebern aufgegriffen werden können", sagte Oberbürgermeister Harry Mergel. Wichtig sei nun, die verschiedenen Verkehrsmittel weiter zu verknüpfen, aber auch wichtigen Infrastrukturprojekte wie die geplante Nordumfahrung voranzubringen.

Dass auch die Frankenbahn als Grundvoraussetzung unbedingt zu diesen entlastenden Infrastrukturmaßnahmen zählt, ließ Volker M. Heepen, der Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, nicht unerwähnt. "Das abgeschlossene Gutachten für die Frankenbahn zeigt deutlich, wo es den dringendsten Ausbaubedarf gibt. Nun ist der Bund als Eigentümer gefordert, seine Verantwortung für den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur wahrzunehmen." Die Verlängerung des Paktes biete die Chance, den öffentlichen Nahverkehr in der Region noch attraktiver zu gestalten und den Bürgerinnen und Bürger eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr anzubieten, verdeutlichte Heepen.

Von großer Bedeutung ist auch, dass Audi und die Schwarz-Gruppe, also die beiden größten Arbeitgeber der Region, weiterhin dem Pakt angehören. Der Autobauer hat beispielsweise in einer Wohnortcluster-Analyse bereits belastbare Daten für ein ganzheitliches Mobilitätskonzept ermittelt. Und die Schwarz-Gruppe will das nun vom Minister Hermann erstmals gestartete, autonome Pendler-Shuttle in den kommenden Tagen ihren Beschäftigten der neuen Lidl-Konzernzentrale in Bad Wimpfen anbieten. Es soll dort auf öffentlichen Straßen zwischen dem Bahnhof und der Lidl-Hauptverwaltung pendeln – allerdings nur maximal 20 Stundenkilometer schnell.

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