Hallen-Duschen bleiben warm und Weihnachtsbeleuchtung an
"Die Zeiten sind schon dunkel genug": Um weniger Energie zu verbrauchen, plant Eppingen mehrere Maßnahmen.

Von Armin Guzy
Eppingen. Die Duschen in den Hallen bleiben warm – zumindest wenn sie dereinst wieder in Betrieb genommen werden –, und die Weihnachtsbeleuchtung in der Eppinger Altstadt wird nicht nur aufgehängt, sondern auch angeschaltet. Den Strom- und Gasverbrauch will die Stadt dennoch deutlich verringern, und zwar vor allem dadurch, dass die Straßenbeleuchtung in den Nachtstunden teilweise ausgeschaltet wird, die Temperaturen in verschiedenen Gebäuden verringert und das Wasser in den beiden Hallenbädern nur noch auf 26 statt auf 28 Grad erwärmt wird. Auf dieses grundsätzliche Vorgehen haben sich Stadtverwaltung und Gemeinderat am Dienstag verständigt. Die Details müssen allerdings noch ausgearbeitet werden.
Hintergrund
Der Effekt der geplanten Sparmaßnahmen lässt sich bislang nur teilweise in Zahlen kleiden. Berechenbar ist er aber bei der Straßenbeleuchtung. Sind die 4000 Laternen nur eine Stunde weniger in Betrieb, werden neun Prozent der Stromkosten eingespart, bei der geplanten
Der Effekt der geplanten Sparmaßnahmen lässt sich bislang nur teilweise in Zahlen kleiden. Berechenbar ist er aber bei der Straßenbeleuchtung. Sind die 4000 Laternen nur eine Stunde weniger in Betrieb, werden neun Prozent der Stromkosten eingespart, bei der geplanten mindesten, drei Stunden dauernden Vollabschaltung also 27 Prozent. Nach der großangelegten Umrüstung auf LED verbrauchen die Eppinger Laternen derzeit rund 800.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Ein 27 Prozent geringerer Verbrauch bringt laut Bürgermeister Peter Thalmann zwar auch eine Ersparnis von 50.000 Euro jährlich mit sich, die Kosten für Umstellung und Umrüstung seien mit 50.000 bis 80.000 Euro aber teurer. (guz)
Unter Umständen könnten die Stromsparmaßnahmen sogar recht simpel sein, falls sich der Vorschlag von SPD-Stadtrat Dieter Grässle technisch umsetzten lässt. Weil sich die fast 4000 Straßenlaternen nicht einzeln abschalten lassen, regte er an, dass die Bauhofmitarbeiter einfach die Leuchtmittel aus jeder zweiten Laterne entfernen, vorzugsweise an den rund 1600 noch existierenden alten, energiehungrigen Natriumdampflampen. Der Rest ist bereits auf LED-Technik umgestellt; der weitere Austausch soll nun forciert werden. Außerdem sollen zwischen Mitternacht, möglicherweise auch erst ab 1 Uhr, und 4 Uhr alle bereits auf Halbnachtschaltung umgestellten Laternen ganz ausgeschaltet werden, mit Ausnahme der Beleuchtung an Zebrastreifen oder gefährlichen Kreuzungen. Nach derzeitigem Stand sind dafür allerdings umfangreiche "Umklemm-Arbeiten" oder die Beschaffung von solarbetriebenen und mit Speicherbatterien ausgestatteten Leuchten erforderlich.
Selbst die Beleuchtung sogenannter qualifizierter Straßen sei kein Muss, erklärte Ordnungsamtsleiter Günter Brenner dem Gremium, die Haftungsfrage sei jedoch diffizil: "Es gibt noch keine Rechtssprechung zum Thema Beleuchtung." Bürgermeister Peter Thalmann ergänzte, es werde keine Universallösung geben, man werde zunächst mit verschiedenen Varianten "spielen".
Nicht allen im Gremium geht das schnell genug. "Warum nicht erst abschalten und dann prüfen?" fragte Anna Mairhofer (Grüne), und auch Reinhard Ihle (SPD) forderte: "Wir müssen jetzt anfangen!" – verbunden mit dem Kommentar, er habe seitens der Verwaltung "heute schon Konkreteres erwartet". Oberbürgermeister Klaus Holaschke sprach sich indes gegen eine sofortige nächtliche Abschaltung der Laternen aus. Konkrete Maßnahmen sollen erst öffentlich im Technischen Ausschuss diskutiert und beschlossen werden – auch mit individuellem Blick auf die Stadtteile und "gefährliche Straßen". "Die drei Wochen können wir noch aushalten", erwiderte er auf Anna Mairhofers Frage.
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Dass nicht an der Weihnachtsbeleuchtung gespart wird – ein solches Zeichen der Großverbraucherin Stadt an die Bürger hatten Ihle und sein Parteikollege Michael Mairhofer gewünscht –, ist einer Kompromisslösung der Verwaltung zu verdanken: Immer, wenn die Leuchtkugeln in der Altstadt angehen, werden die Straßenlaternen dort ausgeschaltet. Jörg Haueisen (FBW) begrüßte dies mit dem Hinweis "die Zeiten sind schon dunkel genug", Michael Maierhofer stellte hingegen die Notwendigkeit einer "Stimmungsbeleuchtung" angesichts der Krise generell infrage: "Wir müssen uns doch nicht dafür rechtfertigen, dass wir sparen."
Breiten Raum in der Diskussion nahm das Thema Duschen ein. Bereits am Anfang der Sitzung und während einer kurzen Unterbrechung hatten zwei Vereinsvertreter die Überlegung, nur noch kaltes Wasser in den Hallen anzubieten, scharf kritisiert und dabei auch die Legionellen-Problematik angesprochen. Wie berichtet, sind die Duschen in mehreren städtischen Hallen derzeit gesperrt, weil das gefährliche Bakterium in höheren Konzentrationen im Wasser nachgewiesen wurde. Es ist nicht das erste Mal.
Die Gründe dafür, dass sich die Legionellen im Leitungssystem so stark vermehren konnten, sind einerseits die verringerten Temperaturen während der Sommerferien, vor allem aber bauliche Mängel an einigen Leitungen. Laut Jürgen Wirth vom städtischen Gebäudemanagement hat das Landratsamt Heilbronn die Stadt aufgefordert, eine Gefährdungsanalyse zu erstellen. Klar ist bereits, dass umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich sein werden.
Wenn sie wieder in Betrieb sind, wird aber weiterhin warmes Wasser aus den Duschen kommen: Die Verwaltung zog auch wegen der Lagionellen-Problematik ihren Kaltdusch-Vorschlag zurück. Das sei ohnehin wenig sinnvoll, um die Energiebilanz zu verbessern, warf Bürgermeister Thalmann ein: "Wer nicht in der Halle duscht, duscht halt zu Hause. Gesamtwirtschaftlich ändert das nichts."
Am Rande der Sitzung wurde übrigens auch bekannt, warum in Eppingens württembergischem Stadtteil Kleingartach bereits jede zweite Laterne problemlos abgeschaltet werden kann: Der frühere Energieversorger, der das dortige Netz aufgebaut hat, hatte das offenbar bewusst schon so vorgesehen. Es war ein schwäbisches Unternehmen.




