Gottes Wort erreicht Gläubige über "Outlook"
Pfarrerin Ulrike Walter beschreibt, wie sie die Gemeindeglieder in der Corona-Krise erreicht

Von Christiane Barth
Epfenbach/Spechbach. Seelsorge, Gottesdienste, Halt im Glauben finden und gutes Geleit: in diesen Zeiten wichtiger denn je. Doch auch die Gemeindeglieder müssen nun umdenken, um ihren Glauben zu leben. Gottesdienste abgesagt, die Treffen der Gruppen und Kreise unmöglich, die Konfirmation und auch die Jubelkonfirmation auf unbestimmte Zeit verschoben: Wie geht die evangelische Kirchengemeinde mit der Corona-Krise um? Wie erreicht die Pfarrerin die Menschen, die sich nach Bibelworten, Trost und Segen sehnen?
"Noch vor zehn Tagen konnte sich niemand von uns vorstellen, dass wir keine Gottesdienste mehr feiern können", macht Pfarrerin Ulrike Walter die Rasanz der Entwicklungen deutlich. "Aber gerade in Krisenzeiten geben die Gottesdienste Halt und Kraft." Was also tun? Guter Rat war in kürzester Zeit gefordert. Die Pfarrerin geht auch in der Corona-Krise mit einem Vertrauensvorschuss voran: "Da uns nun räumlicher Abstand verordnet ist, und Treffen nicht mehr stattfinden können, mache ich die Erfahrung, dass Gottes Geist uns hilft, neue Wege zu finden, um miteinander in Verbindung zu bleiben und Stärkung im Glauben zu erfahren."
Wie diese neuen Wege konkret aussehen? Ganz pragmatisch etwa, indem die Pfarrerin jeden Tag die Internetseite der Gemeinde aktualisiert, ihre "Schäfchen" anruft oder ihnen eine E-Mail sendet – oder indem sie nicht nur Geleit, sondern auch Geläut gibt und die Kirchenglocken in eine Extra-Runde schickt. "Es werden allerhand Ideen geboren, und ich erfahre viel Unterstützung dabei", teilt Walter mit.
All diese neuen Wege geht sie nicht alleine: "Ich bin in beständigem Austausch und Abstimmung mit den Kirchengemeinderäten. Wir beraten telefonisch oder per Mail, welche weiteren Schritte unternommen werden müssen." Krisenmanagement geht jedoch auch über die Gemeindegrenzen hinaus. In enger Abstimmung mit den Leitungsorganen wie Landeskirche, Dekanat sowie dem Verwaltungs- und Serviceamt in Meckesheim nehmen die neuen Strukturen, die die Kirche aufbaut, um ihre Mitglieder zu erreichen, Gestalt an und zeichnen so eine völlig neue Landkarte der kirchlichen Arbeit.
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Seelsorge und das "Kümmern" geschehen nun meist über Telefon und Mailkontakt. Erstmals hat die Pfarrerin ihren Sonntagsgruß über das E-Mail-Programm "Outlook" verschickt. Dieser enthielt ein Anschreiben, in dem die Pfarrerin die wichtigsten Informationen mitteilte sowie den Gottesdienst der Dekanin Christiane Glöckner-Lang zum Sonntag "Laetare" – natürlich in Schriftform. Dieser "Sonntagsgruß" ging an die Gemeindeglieder, die in der Regel die Gottesdienste besuchen. Und was ist mit Senioren, jener Generation also, die mit dem Internet nichts anfangen kann, mit Bibelworten aber umso mehr? "Diesen habe ich den Sonntagsgruß schriftlich zukommen lassen", berichtet Walter. Das waren immerhin 40 Haushalte.
Was sonst noch geplant ist? Ein Netzwerk soll geknüpft werden, um einen "Telefonbesuchsdienst" aufzubauen. Menschen, die ein Gespräch wünschen, melden sich im Pfarramt an und werden dann von Ehrenamtlichen angerufen. Seit einer Woche beteiligt sich die Kirchengemeinde außerdem an der Aktion "Licht der Hoffnung". Bislang um 19 Uhr, jeden Tag. Dies sieht so aus: Die Pfarrerin zündet in der verwaisten Kirche eine Osterkerze an, singt ein Lied, spricht ein Gebet sowie das Vaterunser. "Die Gemeinde ist eingeladen, zu Hause eine brennende Kerze ans Fenster zu stellen und die Andacht mitzufeiern." Beim Vaterunser läutet die Glocke. Da die Landeskirche nun eine ähnliche Aktion gestartet hat, hat sich die Epfenbacher/Spechbacher Gemeinde daran angeschlossen und feiert die Andacht sonntags um 19.30 Uhr. Auch auf Fernsehgottesdienste wird verwiesen.
Eine ganz besondere Herausforderung sind nun Beerdigungen. Das letzte Trauergespräch hielt die Pfarrerin in kleinem Rahmen mit drei Angehörigen im Pfarrgarten. "Zu dieser Zeit war das noch möglich." Die Trauerfeier soll im engsten Familienkreis im Freien stattfinden. Im Herbst, wenn die Krise hoffentlich überstanden ist, sollen alle Angehörigen, die in dieser Zeit von Sterbefällen betroffen waren, zu einer gemeinsamen Gedenkfeier eingeladen werden.
Info: Das Informationsmedium der Stunde für die Gemeindeglieder ist die Internetseite www.evkes.de, aber auch die Schaukästen enthalten Nachrichten der Kirche.



