Neckarbischofsheim

Seelischer Beistand über "YouTube"

Evangelische Kirchengemeinde bietet in der Corona-Krise Online-Gottesdienste an - Über 650 Klicks bei der Premiere

26.03.2020 UPDATE: 27.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Die evangelische Pfarrerin Stephanie Ultes hat ihren ersten „Gottesdienst@home“ am vergangenen Sonntag auf „YouTube“ hochgeladen. Während der Corona-Krise will sie Interessierten jetzt jeden Sonntag Beistand übers Internet bieten. Screenshot: rnz

Neckarbischofsheim. (fro/zg) Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Das sagte sich Stephanie Ultes, die evangelische Pfarrerin für Neckarbischofsheim, Helmhof und Untergimpern, in der vergangenen Woche und verlegte den wegen des Versammlungsverbots hinfälligen sonntäglichen Gottesdienst kurzerhand ins Internet. "Ich wollte nicht die Hände in den Schoß legen", sagt die Pfarrerin am Telefon im Gespräch mit der RNZ. Gerade in solchen Krisenzeiten gäbe es ein Bedürfnis der Menschen nach Trost "wie ihn nur Gott schenken kann", weshalb sie die Leute "nicht allein im Regen stehen lassen" wollte.

"Wir waren natürlich gespannt und hatten ehrlicherweise etwas Bedenken, wie dieses neue Format bei den Gemeinden ankommen wird und wie wir selbst das hinkriegen würden", gibt Pfarrerin Ultes unumwunden zu. So wusste sie am Anfang beispielsweise nicht, wo sie hinschauen soll, denn sie nimmt ihre Andachten mit dem iPad auf. Da habe man immer das Bedürfnis, ins eigene Gesicht zu schauen, das auf dem Bildschirm während der Aufnahme angezeigt wird, anstatt in die kleine Linse der Kamera zu blicken, sagt Ultes. Das sei zwar "noch etwas komisch", aber sie werde das hinkriegen.

Auch um den technischen Aspekt hat sich Ultes Gedanken gemacht, die zuvor noch nie ein Video gedreht oder geschnitten hat. Auch mit der Software muss sie sich noch vertraut machen. Schließlich gäbe es so viele professionell produzierte Fernsehgottesdienste, da habe sie sich gesorgt, dass "ihre" Andacht den Ansprüchen an aufgezeichnete Gottesdienste nicht gerecht werden würde.

Doch die Sorge war unbegründet: Der erste "Gottesdienst@home" wurde binnen 24 Stunden über 580 Mal aufgerufen, mittlerweile wurde er sogar über 650 Mal angeklickt. "Unglaublich, jetzt ist so viel daraus geworden", sagt die Pfarrerin. Sie habe außerdem viele Nachrichten und E-Mails bekommen, in denen sich die Leute bedankt hätten. Viele hätten den Gottesdienst gemeinsam mit der Familie geschaut. Das sei eine "wundervolle Bestätigung". Die vielen Zuschauer seien in etwa so, als würden sich an einem Sonntag plötzlich alle Leute in die Kirche drängen, sagt Ultes. An einem "guten Tag" kämen im Schnitt zwischen 40 und 50 Besucher in den Gottesdienst.

Gemeinsam mit dem Organisten Volker Steiger, der die Aktion mit Orgelmusik und Gesang unterstützte, will Stephanie Ultes nun weitermachen und zumindest jeden Sonntag bis zum Ende der Virus-Krise über das Internet bei den Menschen präsent sein. In der Osterzeit könnten noch weitere Online-Formate entstehen, etwa eine Online-Andacht mit Liedern aus Taizé. In Zeiten, in denen immer weniger Menschen die Gottesdienste besuchten, müsse man sich eben fragen, wie man als Kirche zu den Menschen kommen könne, sagt Ultes. Vielleicht sei ein Online-Format dann ja auch etwas für die Zeiten nach der Corona-Pandemie.

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Ganz analog werden allerdings am Sonntag um 10 Uhr immer noch die Glocken geläutet, dann soll auch der nächste Gottesdienst online sein. Live will Ultes die Andacht nicht halten, so habe jeder die Gelegenheit, dann teilzunehmen, wenn es zeitlich passe. "Im Geiste sind wir trotzdem vereint", sagt die Pfarrerin.

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