Gartenarbeit statt Konfi-Unterricht
Die Corona-Krise hat den Alltag von Dekan Ekkehard Leytz gehörig durcheinandergewirbelt - Verbot der Gottesdienste trifft ihn hart

Von Peter Bayer
Eberbach. Für Ekkehard Leytz ist es derzeit eine "schwierige, komische Zeit". "Wie schafft man ein Gefühl von Nähe und Gemeinschaft, wenn man sich nicht versammeln darf?", fragt er. Eine Möglichkeit der Verbundenheit sieht er im gemeinsamen Gebet, wenn abends um 19.30 Uhr in ganz Deutschland die Glocken läuten. Dann könne man zumindest miteinander das Vaterunser sprechen. Die Gottesdienste wurden auf die Medien ausgelagert, das Angebot im Fernsehen und Radio bezeichnet er als gut.
Das Corona-Virus hat auch den Alltag des Dekans kräftig durcheinandergewirbelt. Statt den Konfirmanden etwas über die Bedeutung des Leidensweges Jesu zu erzählen, hat sich Ekkehard Leytz vor unserem Gespräch um die Erdbeeren im Garten gekümmert. Die derzeit "schwierigen Zeiten", wie er sagt, haben auch vor der Kirche und ihm nicht Halt gemacht. Voraussichtlich bis mindestens 15. Juni sind alle Gottesdienste untersagt. Besonders in der kommenden Osterzeit trifft dies den Dekan hart. Doch ist es nicht die einzige Einschränkung. Das kirchliche Leben hat sich auf einen Schlag geändert, stellt auch ihn vor neue – andere – Herausforderungen.
Leytz blickt auf "eine traurige Woche" zurück. Als die Schule ausgesetzt wurde, musste auch das Konfi-Wochenende abgesagt werden – für die Konfirmanden ein Höhepunkt in der Vorbereitung auf ihre Konfirmation.
Die wurde zwar nicht abgesagt, doch in den September verschoben. "Damit die Eltern planen können." Doch es hagelte wegen Corona noch weitere Absagen, die er sehr bedauert. "Im Jazz-Gottesdienst in der Michaelskirche wollte der Bischof predigen." Die Einführung des neuen Bezirkskantors am 5. April musste ebenfalls abgesagt werden. Die Krise bescherte dem Dekan aber nicht nur mehr Freizeit, die er zum Lesen, zur Gartenarbeit oder dem verstärkten Gebet nutzen will.
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"Ich werde auch die Flöte wieder auspacken", hat er sich vorgenommen. Schließlich habe er nun Zeit, neue Lieder einzustudieren. Sie bescherte ihm zunächst einmal mehr Arbeit. "Es gab viele Gespräche mit den Kollegen", blickt er zurück. Wie umgehen mit Beerdigungen, Taufen, Trauungen, Traugesprächen? Es wurden klare Regelungen getroffen.
Bis 15. Juni werden alle Taufen und Trauungen ausgesetzt. Betroffen davon sind einige Taufen, eine Trauung und eine Goldene Hochzeit. Geburtstagsbesuche bei Senioren werden ebenso eingestellt wie regelmäßige Krankenbesuche (durch Diakon Habel). Wird es gewünscht, werden natürlich Krankenbesuche gemacht – mit den gebotenen Abstandsregelungen. Gratulationen zum Geburtstag würden nun telefonisch überbracht.
Das Telefon ist es auch, was Leytz in diesen Tagen stärker in Anspruch nimmt, da keine Sitzungen mehr abgehalten werden dürfen. "Die Telefonate mit den Mitarbeitern dauern inzwischen drei Mal so lang", musste er feststellen. Dabei komme auch vieles zur Sprache, was die Menschen persönlich bewege. Er steht auch in Kontakt mit den Künstlern und Musikern, die nun vor wirtschaftlichen Problemen stünden. Persönlich verzichten muss er derzeit auf Treffen mit anderen und den Besuch von Konzerten. "Das ist jammerschade", bedauert er.
Doch Ekkehard Leytz sieht in der Krise auch eine Chance. Wenn das Leben so verlangsamt wird, bestehe auch die Möglichkeit, sich darauf zu besinnen, was wichtig sei im Leben. "Es ist eine Chance, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren", sagt er. Das sei allerdings ein Prozess, der länger gehe. Den Anfang könne man jetzt aber machen.
Am meisten freut sich der Dekan darauf, wieder den Gottesdienst mit den Menschen feiern zu können und gemeinsam in der Kantorei zu singen. Die Gottesdienste fehlen ihm derzeit gewaltig.
"Ostern ohne Osternacht, ich weiß nicht, wie das ist", bedauert er und hofft, dass dieses Zwangserlebnis einmalig bleiben wird. "Wenn es einen klaren Zeitpunkt für die Rückkehr zur Normalität gäbe, würde dies vieles erleichtern".
Bis dahin wird er die ungewollte Freizeit im Garten verbringen oder mit der Flöte neue Lieder einstudieren. Die kann er bei den Gottesdiensten im Lebensrad den Gläubigen präsentieren. Dann, wenn auch in Eberbach die Normalität langsam wieder Einzug gehalten hat.
Ostern ganz ohne Gottesdienst aus der Michaelskirche – das soll es dann doch nicht geben. Am Mittwochmorgen kam in der Runde die Idee auf, Karfreitags- und Ostergottesdienst in der Michaelskirche aufzunehmen und einen Link auf die Homepage zu stellen. Über die genaue Umsetzung will man sich in den nächsten Tagen Gedanken machen.
Damit die Gläubigen in Eberbach ein Stück weit die Nähe zu "ihrer" Kirche fühlen – natürlich mit dem in diesen Tagen gebotenen Abstand zueinander.



