Heißes Wasser kostet im Reichartshausener Freibad 50 Cent
Bewährtes System gegen Missbrauch oder kleinliches Vorgehen der Gemeinde?

Heiß duschen kostet im Freizeitbad Reichartshausen 50 Cent. Per Knopfdruck kann die Wasserausgabe in Intervallen gesteuert werden. Fotos: Christiane Barth
Von Christiane Barth
Reichartshausen. Ist es kleinlich, fürs Warmduschen Geld zu verlangen? Dies jedenfalls meint ein Bürger, der bei der jüngsten Zusammenkunft des Gemeinderats seinem Ärger Luft machte.
"Kleinlich" verhalte sich die Gemeinde, die Freibadbesucher fürs Duschen nach dem Schwimmen zur Kasse bitte. Doch der Bürgermeister hielt dagegen: 200.000 Euro Defizit müsse die Gemeinde jährlich für das Freibad ausgleichen. "Da machen freilich auch 50 Cent den Bock nicht fett", so Otto Eckert.
Dennoch wollte er nicht davon abrücken, den Warmduschern einen Obolus abzuverlangen. 4 Euro kostet der Tageseintritt ins Freibad im Normalfall für einen Erwachsenen, (Feierabendtarif: 3 Euro).
"Könnte man für das Freibad nicht die Warmwasserduschen freischalten, oder bringt eine 50-Cent-Münze wirklich so viel?", fragte der Bürger ins Gremium. Immerhin müsse auch der Duschautomat gewartet werden.
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"Das bringt nicht sehr viel", entgegnete Bürgermeister Otto Eckert, "aber ich sehe auch nicht ein, dass wir das Duschen kostenlos zur Verfügung stellen." Reich werde man wohlgemerkt nicht vom Kostenbeitrag, der für eine warme Dusche erhoben werde.

Der Münzautomat, über den die Duschen angewählt werden können.
Ernst Rimmler relativierte: "Ich finde diesen Einwand in Ordnung." Die Frage sei nur, ob - falls das Warmduschen freigegeben werde - die Nutzung dann nicht plötzlich sprunghaft zunehme. Dann nämlich, so die Vermutung Rimmlers, müsse die Gemeinde noch weitere Kosten bewältigen.
Der Bürgermeister warnte vor Missbrauch: "Dann haben wir sofort 100 Kinder in den sanitären Räumen stehen, die stundenlang warm duschen." Otto Eckert schlug vor, das Thema mit auf die Agenda der nächsten Klausursitzung zu setzen und regte eine "Grundsatzentscheidung" in der Sache an. Rimmlers Vorschlag: Sobald der Münzautomat reparaturbedürftig ist, solle man das Duschen freigeben, "bevor wir einen neuen Apparat kaufen".
Schwimmmeister Ralf Jung unterstreicht unterdessen die Zweckmäßigkeit der Kostenerhebung: "Das ist ein bewährtes System, über das sich eigentlich niemand ärgert." Die Duschen, einmal per 50-Cent-Münze aktiviert, speien auf Knopfdruck in Intervallen acht Minuten lang warmes Wasser aus.
Dies sei auch für Frauen mit langen Haaren und intensivem Pflegeaufwand ausreichend. Manche Freibadbesucher teilten sich gar die Acht-Minuten-Dusche - ein weiterer Beweis, meint Ralf Jung, dass das Angebot mehr als ausreichend sei. Der Boiler fasst 1000 Liter.
Im Sinsheimer Freibad, in dem er früher beschäftigt war und wo das warme Wasser nichts kostet, sei allzu viel des temperierten Nass’ sinnlos vergeudet worden, so dass der Speicher oft leer war und die nachfolgenden Duscher statt heißem nur kaltes Wasser vorgefunden hätten, so Jung: "Ich habe in Sinsheim mal vorgeschlagen, solch ein kostenpflichtiges System einzuführen."
In Reichartshausen sei die Kapazität auf viele Nutzer ausgelegt: "Niemals ist hier der Warmwasserspeicher versiegt." In Sinsheim ist das Warmduschen gratis (Eintrittspreis: 4 Euro), im Neckarbischofsheimer August-Schütz-Freibad kostet die Duschmünze 1,50 Euro bei einem Eintrittspreis von 2,50 Euro.



