Reichartshausen

Wenn der kommunale Friedhof langsam ausstirbt

Der Wunsch nach Urnenbestattungen zwingt zur Überplanung ihrer Begräbnis-Anlage

10.07.2018 UPDATE: 11.07.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Der Ruhehain kann den Wunsch der Bürger nach Urnengengräbern ohne Pflegeaufwand nicht ganz befriedigen: Auch der kommunale Friedhof muss dem Bedarf angepasst werden. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Reichartshausen. "Der Friedhof wird leerer": Bürgermeister Otto Eckerts Antwort auf die Anregung einer Bürgerin, den kommunalen Friedhof wieder mehr zu "beleben", umriss auch gleich die vagen Pläne fürs nächstes Jahr. "Zug um Zug ab 2019" solle damit begonnen werden. Denn: "Es ist klar: Den Platz, den wir früher einmal dort benötigten, brauchen wir heute nicht mehr", verdeutlichte Eckert.

Der Grund sei nicht alleine in der Beliebtheit des Ruhehains zu suchen. Die Nachfrage nach Urnenbestattungen "auch in den kommunalen Friedhöfen" steige stetig. "Der Gemeinderat hat jetzt darauf reagiert", so Eckert.

Angedacht ist eine Umgestaltung des Friedhofs in der Wannestraße. Bei seiner Klausurtagung hat sich der Gemeinderat bereits mit Ideen befasst, um die Anlage rund um die evangelische Kirche dem Bedarf anzupassen. "Denn der kommunale Friedhof stirbt aus": Die plakative Feststellung einer Bürgerin bei der Gemeinderatsitzung veranschaulichte das Problem, das auch andere Kommunen zur Überplanung ihrer Friedhöfe zwingt.

Der Naturfriedhof "Ruhehain unter den Eichen", dessen Einzugsgebiet weit über die Region hinaus reicht, kann den Bedarf der Reichartshäuser nach alternativen Bestattungsformen nur bedingt befriedigen. "Der Wunsch nach Urnengräbern auf dem kommunalen Friedhof wird immer deutlicher", resümiert Hauptamtsleiter Gunter Jungmann. Zwar sind in der Wannestraße Urnenbestattungen bereits möglich, jedoch in der "klassischen Form" - als Grab mit Einfassung und Grabstein.

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Werden die Ideen umgesetzt, die Friedhofsplaner Joachim Ebinger aus Trossingen dem Gemeinderat bei der Klausurtagung vorstellte, könnte der Friedhof in etwa zwei bis drei Jahren ein neues Gesicht bekommen haben: Baumgräber rund um Eiche oder etwa Blutbuche und naturnahe Urnengräber vor Steinstelen sowie Rasengräber für Sargbestattungen. Angedacht ist außerdem, neue Bäume zu pflanzen und die vorhandenen Beete umzugestalten. Auch die Wasserstellen sollen erneuert werden. Zudem ist ein barrierefreier Zugang zur Kirche vorgesehen.

Auch wenn dies noch Zukunftsmusik ist und der Gemeinderat noch keinerlei Beschlüsse für eine Umsetzung gefasst hat, steht das Friedhofsareal mitsamt der Kirche, die bis zur Jubiläumsfeier im Jahr 2022 generalsaniert werden soll, vor einer kompletten Neustrukturierung. Daw wäre auch die Gelegenheit, das Gotteshaus künftig mit regenerativen Energien zu heizen und an die Hackschnitzelanlage beim Schwimmbad anzuschließen. Dies regte Rüdiger Heiß an.

Dass die Heizleistung für die Ankopplung eines weiteren Gebäudes ausreiche, zweifelte der Bürgermeister nicht an: "Wir könnten die ganze Rathausstraße anschließen, also müsste es für die Kirche auch reichen". Zudem fällt in der Heizperiode der größte Energiefresser der Hackschnitzelanlage, das Freibad, weg.

Wenngleich die Rentabilität der Kirchenankopplung einer gründlichen Prüfung unterzogen werden muss. Denn der Anschluss funktioniert nicht ohne eine zusätzliche Leitungstrasse von der Kirche bis zum Kindergarten "Arche", dem nächstgelegenen Anknüpfungspunkt. Ob sich das rechnet, soll nun vom Ingenieurbüro Martin geprüft werden. Unter "umwelttechnischen Gesichtspunkten" zwei-felte der Bürgermeister die Maßnahme nicht an: "Es geht jetzt allein um die Amortisation", so Otto Eckert.

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