Reichartshausen

Dorf will Schwimmbad über Wasser halten

18 Jahre nach der Generalsanierung sind wieder erste große Investitionen fällig – Eine neue Chlormessanlage wird noch vor Saisonstart gebraucht

19.02.2018 UPDATE: 20.02.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Kämmerer Gunter Jungmann ist zwar nicht der Fachmann für das Badewasser, jedoch derjenige, der die Gelder für eine neue Chlormessanlage bereitstellt. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Reichartshausen. Wenn der Kämmerer den Bleistift spitzt, um ein solides Finanzpaket zu schnüren, kommt er bei den Verlustzahlen, die das Freibad alljährlich schreibt, längst nicht mehr ins Schwimmen. Das Bad ist ein Zuschussbetrieb, war es schon immer. Rund 200.000 Euro muss die Gemeinde jedes Jahr dafür aufbringen. "Die Eintrittsgelder fangen das Defizit nicht auf", so Bürgermeister Otto Eckert.

Doch die Ausgaben, die in diesem Jahr fürs Freibad vom Vermögenshaushalt abgeknabbert werden müssen, kommen noch obendrauf. Denn um die Wasserqualität weiterhin zuverlässig auf gutem Niveau zu halten, muss die Chlormessanlage erneuert werden.

16.000 Euro hat Kämmerer Gunter Jungmann in den Haushalt gegrätscht, um die Investition noch in diesem Jahr zu gewährleisten. Denn der Austausch soll noch vor Beginn der Badesaison am 1. Mai erfolgen. "Wir gehen da auf Nummer sicher und auf keinen Fall ein gesundheitliches Risiko ein", betont auch Bürgermeister Otto Eckert. Denn die Apparatur des Schwimmbads, die die Wasseraufbereitung mit Chlor regelt, ist veraltet.

Bereits Ende der Saison 2017 haben die Schwimmmeister angekündigt, dass ein Austausch bald unumgänglich sei: Ersatzteile sind nicht mehr lieferbar. Ein Angebot der Firma "Wasser-Service Nägele" in Süßen, das ein nagelneues "Mess- und Regelsystem für die Prozesssteuerung bei der Aufbereitung von Schwimmbeckenwasser" ausweist, schickte der Gemeinderat jetzt auf den Weg.

Auch interessant
Seen und Bäder im Kraichgau: Hier gibt’s Abkühlung für heiße Zeiten
Reichartshausen: "Der Ruhehain ist unser Haushaltsretter"
Freibad Reichartshausen: Nilgänse kaperten das Nichtschwimmerbecken
Schlechter Start in die Badesaison: Mit der Winterjacke ins Freibad Reichartshausen
: Reichartshausen: In einem Jahr muss auch die letzte Baumaßnahme unter Dach und Fach sein

Doch ob es bei dieser Ausgabe bleibt? 44 Jahre nach dem Schwimmbadbau tut sich inzwischen weiterer Investitionsbedarf auf: Die Filteranlage sowie die Folie, die das Becken auskleidet, könnten den Kämmerer ebenfalls bald dazu zwingen, erneut mit großen Summen in den Haushalt zu grätschen.

"Das Schwimmbad ist ein Klotz am Bein", räumt Bürgermeister Otto Eckert ein. Derzeit gibt es die finanzielle Situation der Gemeinde durchaus her, das familiär ausgerichtete Bad über Wasser zu halten. "Aber wir haben es auch in schlechten Zeiten durchgebracht", so Otto Eckert. Eine eventuelle Schließung ist seit 1998 vom Tisch. Damals ging ein großer Ruck durch die Bevölkerung, als die Gemeinde aus Kostengründen mit dem Aus des Schwimmbads liebäugelte. Die Initiative der Bürger brachte satte 175.000 DM zusammen - ein großer Betrag, der aber für die Renovierung des Bads längst nicht ausreichte. Zwei Millionen Mark wurden investiert, im Jahr 2000 die Anlage runderneuert wieder in Betrieb genommen. Und jetzt? Erste Schwachstellen werden in der Beckenfolie sichtbar - Dellen, die jedoch noch kein Anlass für den sofortigen Austausch sind.

Der Zustand der Folie wird bei der Auswinterung des Bades sichtbar werden: Mitte April beginnen die Schwimmmeister damit, das Wasser abzulassen und das Becken zu reinigen. Dass die Sanierung des Herzstücks jedoch in den nächsten Jahren auf die Gemeinde zukommt - darauf sind Kämmerer und Bürgermeister vorbereitet. "20 Jahre Betriebsdauer werden der Folie bescheinigt", verrät Otto Eckert. Jetzt ist sie 18 Jahre alt. Die Kosten für den Austausch? Rund 100.000 Euro. Zunächst jedoch stehen in diesem Jahr weitere kleinere Ausgaben an: So soll im Freibad eine Fahrradladestation (7000 Euro) eingerichtet und die Schließanlage (5000 Euro) erneuert werden.

Kosten, die angesichts der Gesamtsummen, die das Bad verschlingt, gering scheinen. Bei eher mittelmäßigen Sommern steigt zudem der Pegel der Zuschusskosten. Denn Jahrhundertsommer wie etwa im Jahr 2003 sind selten. Damals wurden 100.000 Badegäste gezählt. "Aber da platzte unser Bad auch aus allen Nähten", erinnert sich der Bürgermeister.

Im vergangenen Jahr wurden 70.000 Besucher registriert. Überdies wünscht sich der Bürgermeister mehr einheimische Gäste, wie er gesteht. "Doch die Reichartshäuser machen etwa nur zehn Prozent der Gästezahlen aus", bedauert Eckert.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.