Altes Gemäuer erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Noch mehr Erlebniswert: Neue Geheimnisse, romantische Plätzlein und Goethe - Turmsanierung abgeschlossen

Ein besonderes Verhältnis zur Burg: Siegfried Lörz, Tobias Schutz, Jörg Albrecht, Götz Hartmann und Fritz Uhl (von links) bei der gestrigen Turmeinweihung. Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Die Turmsanierung auf der Burg Steinsberg ist seit Freitag offiziell abgeschlossen - passend zur "besten Zeit für sanften Tourismus". Die Planungen gehen schon weiter. Ein ganz spezieller Ansatz soll die Stauferburg "aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken", sagte Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Ein Überblick:
> "Man lässt es sich was kosten", so Albrecht. Der Wert des Steinsbergs sei unschätzbar - Gemeinderat, Landesregierung und Denkmalschützer zögen am selben Strang, Sinsheim sei "nicht nur Badewelt und Technik-Museum". Die Ringmauer ist nun begehbar, saniert sind Mauern, Pallas, Gastronomie und Turm. Verweildauer und Erlebniswert der Burg sollen gesteigert werden.
> Mit der Burg aufgewachsen sind die drei für die Sanierung wesentlichen Rathaus-Mitarbeiter: Koordinator Götz Hartmann, Baudezernent Tobias Schutz und Burgwart und Steinmetz Fritz Uhl spielten schon als Kinder an der Burg und führten ihre Jugendlieben dort aus. Entsprechend identifizierten sie sich mit dem Projekt und kennen es. Fritz Uhl ist täglich hier, kann kleinere Restaurierungen von jetzt auf nachher erledigen. "Das macht Dir kein Fachbetrieb so schnell", freut sich OB Albrecht.
> Immer neue Geheimnisse aus 1000 Jahren Burggeschichte tauchten bei der Sanierung auf, etwa das nun sichtbar gemachte "Angstloch" im Treppenaufgang des Turms. Sein Zweck ist nicht vollends geklärt: Vorratsspeicher, Notversteck oder Verlies? Neueste Entdeckungen sind ein Gewölbekeller unter Teilen des Burghofs und die Grundmauern einer ersten Burganlage. Archäologen des Landesdenkmalamts wollen demnächst Details bekannt geben. Zur Zeit wird nur von "bedeutenden Fundstücken" gesprochen. Gibt es einen Burg-Schatz? Ganz auszuschließen ist auch das nicht.
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> Goethe war schon hier: Es muss 1797 gewesen sein. In der Zeit, als der Dichterfürst Sinsheim als "heiteres Landstädtchen" beschrieb. Und auch Goethe hat, wie unzählige andere, seine Unterschrift in den Sandstein des Turms geritzt. Sie zu finden, sei ein beliebtes Erwachsenen-Spiel, sagt Tobias Schutz: "Diese Woche hab’ ich’s auch gemacht."
> Besserer Kinderspielplatz: Eine Überlegung für die Nahe Zukunft sei ein Spielplatz, "der das Burg-Thema aufgreift" und auf dem sich kleine, aber auch schon größere Kinder vergnügen können. "Ist es für Kinder attraktiv, ist es das auch für Eltern", weiß Tobias Schutz, selbst junger Papa. Der Spielplatz "mit viel Holz, Edelstahl und Stein" könnte von Spezialanbietern ortsgerecht geplant und dort aufgebaut werden, wo bereits jetzt alte Spielgeräte stehen. Die Minigolf-Anlage soll bleiben, "so lange sie sich für den Betreiber rentiert".
> Mehr romantische Plätzlein: Während die Kinder geschützt und fern vom Verkehr spielen, so der Plan, könnten Eltern um die Burg streifen, im Restaurant einkehren, die Aussicht genießen. "Mehr und einheitliche Bänke an den schönsten Flecken rund um die Burg" sollen künftig aufgestellt werden. Ziel sei, "dass man locker einen halben Tag auf der Burg verbringen kann", so Schutz.
> Über 1000 Gäste, manchmal auch 1500, an Frühsommersonntagen mit warmem Wetter: Mit diesen Zahlen hantieren Uwe Welz und Uta Kannegießer, die Pächter im Burgrestaurant. Viele von ihnen, zwischen 200 und 600 Personen, besuchten das seit 1951 bestehende Restaurant.
> Schon 150 Kinder-Burgführer verkauft: An dessen erstem Verkaufstag ging die Hälfte der ersten Auflage eines Kinder-Burgführers über die Tresen der örtlichen Buchhandlungen, des Bürgerbüros und Burgrestaurants. Oberbürgermeister Jörg Albrecht plant jetzt, das in Eigenregie des Vereins erstellte Büchlein "den Schulen zugänglich zu machen".