Abwarten, was die Telekom macht
Strukturplanung vorgestellt - In Sachen Breitbandausbau verlegt derzeit der Anbieter Leitungen

Vielerorts - wie hier in der Forststraße in Berwangen - werden derzeit von der Telekom Kabel für den Breitbandausbau verlegt. Foto: Ines Schmiedl
Kirchardt. (isi) Zum dritten Mal in diesem Jahr beriet der Gemeinderat über den Breitbandausbau in Kirchardt, Berwangen und Bockschaft. Gut eine Stunde lang stellte Thomas Rosner, Projektleiter der Breitbandberatung Baden-Württemberg, die FTTB-Strukturplanung vor, die alle Häuser beziehungsweise Haushalte mit einem Glasfaseranschluss versorgen soll, genau was "Fiber to the Building" (FTTB) bedeuten soll. Doch an sich war in dem Fall die Firma Telekom schneller, denn sie hat früher mit den Arbeiten für den Breitbandausbau begonnen als zunächst angekündigt.
Gerade die Einwohner und Betriebe in Berwangen fühlten sich in der Vergangenheit vom Internet abgehängt, denn die Leitungen und das, was am Ende bei ihnen ankam, war viel zu langsam, um effektiv arbeiten zu können. Doch in den vergangenen Wochen hat die Telekom mit dem Breitbandausbau begonnen.
Das war ursprünglich erst fürs Frühjahr 2019 angekündigt worden. An vielen Stellen - gerade in Berwangen - sind Straßen oder Gehwege aufgegraben und Kabel verlegt worden. Die Ortsteile sollen mit der sogenannten Vectoring-Technik versorgt werden. Nach Abschluss der Arbeiten sollen Datenraten im Download von mindestens 50 Mbit pro Sekunde möglich sein.
Derzeit ist das völlig ausreichend, doch in naher Zukunft werden die Anbieter 1000 Mbit pro Sekunde liefern können, die für eine adäquate Breitbandversorgung nötig sein werden, so Rosner. Deshalb verständigten sich die Gemeinderäte darauf, dass auch weiterhin bei allen künftigen Tiefbauarbeiten Leerrohre verlegt werden, die von den Anbietern zur Verlegung der Glasfaserkabel genutzt werden können.
Das ist für die Anbieter günstiger, als würden sie selbst Tiefbauarbeiten ausführen. Und die Gemeinde kann die Leerrohre vermieten oder verkaufen und bekommt den Mehraufwand vergütet. Die Gemeinde selbst darf kein Internet anbieten, aber sie darf die Infrastruktur schaffen, wenn es in einigen Gebieten keine geeigneten Zugänge gebe.
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Um die Gemeinde gut mit Glasfaser versorgen zu können, müssten zwei zentrale Punkte geschaffen werden. Von dort aus werden die Haushalte und Betriebe angeschlossen, erklärt der Experte. Für Kirchardt mit Bockschaft gibt es 1314 Anschlusspunkte, darunter 195 Betriebe. Für Berwangen sind es 545 Anschlusspunkte (81 Betriebe).
Pro Wohneinheit müsse man mit vier haarfeinen Fasern rechnen. Der Anschluss bis zum Gehweg vom Haus ist Sache der Gemeinde, die Kosten für den Hausanschluss selbst können auch auf die Bewohner umgelegt werden. Die Höhe hängt davon ab, wie weit das Haus von der Straße entfernt stehe und ob ein asphaltierter Innenhof oder nur eine Wiese überwunden werden müsse. In einigen Kommunen lege man die Kosten als Pauschale von maximal 1000 Euro um, sagte Rosner.
Wollte die Gemeinde den Glasfaseranschluss in Eigenregie in alle Häuser legen lassen, wären dazu 6,5 Millionen Euro nötig. "Von dieser Zahl dürfen Sie sich nicht abschrecken lassen, darin ist nicht enthalten, was bereits an Vorleistungen getan wurde und welche Haushalte oder Betriebe schon angebunden sind", so der Projektleiter.
Auch Bürgermeister Gerd Kreiter beruhigte Gemeinderäte und Besucher: "Wir werden erst einmal abwarten, was die Telekom in den nächsten Wochen und Monaten tut und die Fördermöglichkeiten beobachten." Denn derzeit gibt es nur Fördermittel vom Bund für sogenannte "weiße Stellen", also Gebiete, die gar kein Netz haben.
Solche gibt es auf der Gemarkung aber nicht. Bei den Fördermitteln werde sich in naher Zukunft einiges ändern, so Rosner. Die Kosten für seine Beratung werden übrigens vom Bund zu 100 Prozent übernommen. Im bald entstehenden Neubaugebiet "Metzgersrain" werde gleich bis an jedes Haus ein Glasfaserkabel verlegt, so der Bürgermeister.



