Dossenheim

Auch 2023 wird noch an der Schwabenheimer Schleuse saniert

Arbeiten an dem Neckar-Bauwerk sind im Verzug. Weitere Ausbaupläne sind "im Planungsprozess".

04.01.2023 UPDATE: 04.01.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Das Binnenschiff „Falkenstein“ der Heilbronner Reederei Schwaben passt mit seinen 104,98 Metern Länge und einer Breite von 9,48 Metern gerade so in die Schwabenheimer Schleuse. Foto: Alex

Von Nicolas Lewe

Dossenheim. Seit Mitte 2020 laufen die Arbeiten an der Neckarschleuse am Schwabenheimer Hof. Das Ende des ersten Schrittes des Großprojekts, der in einer 16 Millionen Euro (Stand: 2020) umfassenden Sanierung besteht, war ursprünglich einmal für den August 2022 geplant gewesen. Doch jeder, der den Dossenheimer Weiler passiert – egal ob zu Fuß, per Rad oder mit dem Auto – kann sich dank der weiterhin vorhandenen Absperrungen ein Bild davon machen, dass dieses Datum nicht gehalten werden konnte. Auf RNZ-Nachfrage gibt Christian Zobel vom federführenden Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) mit Sitz in Heidelberg einen Überblick zum aktuellen Stand der Arbeiten.

Hintergrund

> Den Ausbau der insgesamt 27 Neckar-Schleusen zwischen Mannheim-Feudenheim und Plochingen haben Bund und Land bereits im Jahr 2007 beschlossen. Dieser soll dazu dienen, den Neckar auch für Güterschiffe mit einer Länge von bis zu 135 Metern befahrbar zu machen. 2007 hatte

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> Den Ausbau der insgesamt 27 Neckar-Schleusen zwischen Mannheim-Feudenheim und Plochingen haben Bund und Land bereits im Jahr 2007 beschlossen. Dieser soll dazu dienen, den Neckar auch für Güterschiffe mit einer Länge von bis zu 135 Metern befahrbar zu machen. 2007 hatte es geheißen, der Ausbau soll bis 2025 abgeschlossen sein. Doch bis jetzt ist noch keine einzige der 27 Schleusen ausgebaut worden. 2018 wurde ein neuer Zeitplan vorgelegt, in dem von einem Ausbau bis 2040 oder sogar bei einigen Schleusen erst bis 2050 die Rede war. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann kritisierte diese Verzögerung und forderte vom Bund, als Bauherr mehr Initiative für dieses Projekt zu zeigen. Für das Land spiele neben der Aussicht auf eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit bei längeren Schiffen auch der Klimaschutz eine Rolle. Hermann wirft dem Bund die Verschleppung eines "verkehrsinfrastrukturellen Jahrhundertprojekts" vor. Bundesverkehrsminister Volker Wissing argumentiert, es habe sich gezeigt, dass der Sanierungsbedarf an den Schleusen deutlich höher ist als zunächst gedacht. Auch wird vom Bund in Frage gestellt, ob eine Verlängerung der Schleusen für 135 statt bisher 105 Meter lange Schiffe wirklich eine spürbare Verkehrsverlagerung auf die Wasserstraße mit sich bringt. Kurz vor Weihnachten hatte Landesminister Hermann ungeachtet dessen noch einmal die Dringlichkeit des Schleusenausbaus betont. Die Erklärungen des Bundes für eine im Raum stehende Einstellung der Ausbaupläne seien "fadenscheinig und nicht nachvollziehbar". (lew)

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Welches Ziel hat die Sanierung? Es geht darum, die Grundlage für den Ausbau zu schaffen, an dessen Ende – voraussichtlich Mitte der 2030er-Jahre – die Schleuse Schwabenheim auch für Schiffe mit einer Länge von 135 Metern passierbar wird. Die rechte Schleusenkammer wird in Vorbereitung auf diese Maßnahme ausgebaut. "Der Abbruch der Kammerwände und der Schleusenplanie ist komplett abgeschlossen", berichtet Zobel.

Mit der Planie ist, vereinfacht ausgedrückt, die Einebnung des Bodens gemeint. Zudem ergänzt der WNA-Sprecher: "Alle Vorsatzschalen der Kammerwände sind betoniert." Mit der Fertigstellung der Instandsetzung der rechten Schleusenkammer werde aktuell für das dritte Quartal 2023 gerechnet.

Was ist bis dahin noch zu tun? Zunächst, so Zobel, sei der Plan, die restlichen, noch nicht fertig gestellten Planieabschnitte zu "bewehren" und anschließend zu betonieren. In einem weiteren Schritt sollen die Antriebshäuser zum Fahren der Schleusentore errichtet werden. Die Sanierung des Untertors sei dagegen bereits weitestgehend abgeschlossen, sodass dieses Tor voraussichtlich im zweiten Quartal 2023 wieder eingebaut wird.

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Warum verzögert sich die Sanierung? Mitbedingt ist dies wie berichtet auch durch Hochwasserereignisse. Anfang Februar 2021 hatte sich dadurch unter anderem der Aushub des Untertores in der linken Schleusenkammer verzögert. Ein gegensätzliches Extrem für die Arbeiten stellte die sommerliche Hitze dar. Zobel erklärt hierzu: "Aufgrund der hohen und lang anhaltenden Temperaturen im Sommer war die Betonage aufwendiger und anspruchsvoller als gedacht."

Was ist mit dem Bau des neuen Technikgebäudes? Dieses soll nördlich der Schleuse errichtet werden und unter der Ägide des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Heidelberg (WSA) stehen. Dieses Technikgebäude wird Zobel zufolge die Elektro- und Steuerungstechnik für die Schleusenanlage aufnehmen. Bauherr hierfür ist das WSA, das auch die Fertigstellung der elektrischen Ausrüstung übernehmen soll. Diese Arbeiten könnten bis voraussichtlich Ende 2023 dauern, meint Zobel.

Die rechte Kammer wird derweil für den Ausbau für Schiffe bis 135 Meter vorbereitet. Foto: Alex

Wie verhält es sich mit den Baukosten? Ursprünglich waren es 16 Millionen Euro. Doch Zobel berichtet: "Es sind Mehrkosten in Höhe von circa zehn Prozent entstanden." Darüber hinaus werde bis zum Bauende keine wesentliche Steigerung der Mehrkosten erwartet. Die Kosten lägen damit also bei rund 17,6 Millionen Euro. Finanziert wird die Instandsetzung der Schleuse mit Beschluss des Bundestages durch die Bundesrepublik Deutschland, die gleichzeitig auch als Träger des Vorhabens fungiert.

Wann startet der eigentliche Ausbau? Die Antwort auf diese Frage ist laut Zobel offen. "Der Planungsprozess hierzu ist noch nicht abgeschlossen." Es sei aktuell unmöglich, vorausschauend zu sagen, wann mit der weiteren Schleusenbaumaßnahme begonnen und wann diese abgeschlossen sein wird. Neben der Verlängerung der rechten Schleusenkammer nach "Unterwasser" müsse auch der untere und obere Vorhafen auf dieser Seite angepasst werden. Hiervon betroffen sind Zobel zufolge ebenfalls die untere, ohnehin abgängige Böschung ebenso wie die obere rechte Uferseite. Ein klares Bekenntnis zum Ziel, die Gesamtmaßnahme bis Mitte der 2030er-Jahre beendet zu haben, kann der WNA-Sprecher nicht abgeben.

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