Neckar-Schleuse am Schwabenheimer Hof wird bald ausgebaut
Langes Bauen für lange Schiffe - Zunächst steht Sanierung an - Dann folgt Verlängerung des Bauwerks

Von Doris Weber
Dossenheim-Schwabenheimer Hof. Mindestens seit 2009 weiß man auch im Schwabenheimer Hof, dass an der dortigen Schleuse etwas passieren wird. Damals gab Klaus Michels mit seinem Team der Veranstaltung "Lebendiger Neckar" mit der Vorstellung des Großprojekts "Schleusenverlängerungen am Neckar für das 135-Meter-Schiff" eine neue Bedeutung.
Mehr als zehn Jahre später kam der Leiter des "Amts für Neckarausbau Heidelberg" in den Dossenheimer Rathaussaal, um Gemeinderäten und Öffentlichkeit insbesondere den im Frühjahr anstehenden ersten Schritt vorzustellen. Projektleiter Josef Wessely begleitete ihn zur Sitzung.
Spätestens im Mai will man mit den Vorarbeiten zum Schleusenausbau beginnen. Sie bestehen in einer Sanierung der auszubauenden rechten Schleusenkammer. Michels sprach von den Kammerwänden, den Planien (laut Nachschlagewerk sind das technisch bearbeitete Oberflächen von Bodenschichten), der Neueinrichtung von Antriebshäusern auf den Planien und der Sanierung des Untertors.
Hintergrund
Der Neckar alias das "wilde Wasser" – so die keltische Bedeutung des Flussnamens Neckar – ist eine Bundeswasserstraße. Vor rund 100 Jahren begann man zwischen Plochingen und Mannheim mit dem Ausbau zur Großschifffahrtsstraße. Auf einer Länge von 203 Kilometern entstanden 27
Der Neckar alias das "wilde Wasser" – so die keltische Bedeutung des Flussnamens Neckar – ist eine Bundeswasserstraße. Vor rund 100 Jahren begann man zwischen Plochingen und Mannheim mit dem Ausbau zur Großschifffahrtsstraße. Auf einer Länge von 203 Kilometern entstanden 27 Stauwehre mit Schleusen, um 161 Höhenmeter bis zur Einmündung in den Rhein überwinden zu können. Seither können auf dem Neckar Schiffe mit einer Länge von bis zu 105 Metern verkehren.
Bei Neckarkilometer 17,68 entstand 1925 zunächst die in Fließrichtung linke Kammer der Schleuse Schwabenheim. Sie wurde in Zusammenhang mit dem zeitgleich errichteten Wasserkraftwerk der Neckar AG, heute EnBW, erbaut. 30 Jahre später folgte der Bau der rechten Kammer.
Auf dem Rhein sind längst größere Schiffe unterwegs. Das will man auch auf dem Neckar ermöglichen – auch um konkurrenzfähig zu sein. Seit weit mehr als zehn Jahren plant man daher den Ausbau der Schleusen für sogenannte "135-Meter-Schiffe". In Schwabenheim wollte man anfänglich die in Fließrichtung linke Kammer "nach Oberstrom" verlängern. Aktuell ist eine Verlängerung der rechten Kammer nach Unterstrom vorgesehen. Zunächst sind ohnehin notwendige Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen. Danach erst kann der Ausbau beginnen. Überdies steht das erforderliche Planfeststellungsverfahren noch aus. (dw)
Diese Arbeiten sollen laut Zeitplan im August 2022 abgeschlossen sein. Gleichzeitig, das erwähne er nur der Vollständigkeit halber, würde das "Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Heidelberg" ein neues Technikgebäude nördlich der Schleuse errichten. Im gezeigten Plan sah es aus, als entstünden nebeneinander zwei Ovale.
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Die notwendigen Vorarbeiten zu den Vorarbeiten zum Schleusenausbau kommen bereits einer Baumaßnahme gleich. Inhaltlich geht es um die Baustelleneinrichtung und die Erstellung der notwendigen Zufahrten. Die Schleusenanlage wird faktisch zur Großbaustelle – und das bei gleichzeitig laufendem Schifffahrtsbetrieb. Zu Stoßzeiten erwartet Wessely zwischen 15 und 20 Lastwagen pro Tag. Im Normalfall würden es nicht mehr als fünf sein. Es ist ein großer Kran aufzustellen, der das Untertor anhebt und anderes mehr. Die bestehende Brücke, die zur Siedlung Windhof und zum Wasserkraftwerk führt, sei durch eine breitere zu ersetzen.
Die Verkehrssituation dort wird nicht einfach sein. Der Baustellenbereich würde für jeglichen maßnahmefremden Verkehr gesperrt werden – auch für Fußgänger, so Michels. Der bisher auf einer Pfützenpiste an der Schleuse vorbeiführende Radfahrverkehr direkt am Neckar würde umgeleitet. Außerdem will man den Baustellenverkehr vom Weiler Schwabenheim fernhalten.
Michels stellte die geplante Wegführung vor. Die "Heidelberger Straße" genannte ehemalige Römerstraße soll als Zufahrt genutzt werden. Auf halbem Weg zwischen der Kreuzung mit der Schwabenheimer Straße (K4142) und der Autobahnunterführung knickt bereits ein unbefestigter Weg zur Schleuse ab. Dieser soll befahrbar gemacht und ausgebaut werden. Die ehemalige Römerstraße sei Baustellenzufahrt und Radfahrumleitung in einem.
An Letzterem störten sich wegen des Gefahrenpotenzials die Grünen. Hergen Schultze brachte eine eigene Radfahrroute ins Spiel, die bisher unbefestigter Feldweg ist. Sie wäre also zu ertüchtigen. Das wiederum störte nicht nur Elisabeth Schröder (FW), die den Umweg für Radfahrer für erträglich hielt. Auch Bürgermeister David Faulhaber störte sich an der zusätzlichen Flächenversiegelung. Kilian Kilger (Grüne) sprach die schon im Tögel-Plan dargestellte Gefährlichkeit der Kreuzung mit der Schwabenheimer Straße (Abzweig Neubotzheim) sowie aufgrund des fehlenden Radwegs der Fahrstrecke bis zum Schwabenheimer Hof an.
Nach Abschluss der Sanierung seien die Wege nicht zurückzubauen, so das "Amt für Neckarausbau". Wenn der Schleusenausbau beginne, würden sie wieder gebraucht. Der wird aller Voraussicht nach nicht vor Mitte der 20er Jahre beginnen, die Maßnahme selbst bis Mitte der 30er Jahre andauern. Noch befinde man sich im Planungsstadium. Aktuell wolle man die rechte Kammer nach "Unterwasser" verlängern. "Unterer" und "oberer" Vorhafen seien auf dieser Seite anzupassen. Das berührt die untere, ohnehin "abgängige" Böschung ebenso wie die obere rechte Uferseite.