Den Turbinen fehlt das Wasser
Sie laufen nicht mehr oder nur noch stark gedrosselt - Schuld ist die Trockenheit

Von Christoph Moll
Dossenheim-Schwabenheimerhof/Neckarsteinach. "Wir warten auf Regen", sagt Tobias Schlageter. Wenn der Himmel am heutigen Mittwoch oder in den nächsten Tagen tatsächlich mal wieder seine Schleusen öffnet, werden die Sorgenfalten auf der Stirn des Betriebsleiters der "Neckar AG" zumindest wieder ein bisschen kleiner. Denn die anhaltende Trockenheit sorgt dafür, dass die Kraftwerke an den Staustufen des Neckars inzwischen nur noch stark gedrosselt oder sogar zum Teil gar nicht mehr laufen können.
Anders als dem Rhein sieht man dem Neckar das Niedrigwasser zur Zeit kaum an. Denn die zahlreichen Staustufen haben den Vorteil, dass der Wasserstand hochgehalten wird und die Schiffe weiter fahren können. Doch die Fließgeschwindigkeit ist stark zurückgegangen - mit großen Auswirkungen auf die 27 Kraftwerke, die die "Neckar AG" als Tochterunternehmen der EnBW betreibt. Darunter sind auch jene in der Region zwischen Neckarsteinach und dem Dossenheimer Weiler Schwabenheimer Hof.
Das Wasserkraftwerk Schwabenheim ist das leistungsstärkste am Neckar. Die drei riesigen Turbinen mit einer Maximalleistung von 7,2 Megawatt liefern Strom für 30.000 Menschen - allerdings nur, wenn genügend Wasser zur Verfügung steht. Und das ist derzeit nicht der Fall. Theoretisch können hier 105 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Turbinen rauschen. Zur Zeit reicht die Wassermenge allerdings kaum für den "Eigenbedarf", wie Betriebsleiter Schlageter es nennt. Gemeint ist damit der Betrieb des Kraftwerks und der benachbarten Schleuse, für den etwa acht Kubikmeter Wasser pro Sekunde notwendig sind. Allerdings muss man auch wissen, dass gar nicht das ganze Wasser des Neckars am Kraftwerk in Schwabenheim ankommt. Mindestens zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde muss die "Neckar AG" am Wieblinger Wehr in den Altneckar leiten, der am Schwabenheimer Kraftwerk vorbeiführt.
Etwas flussabwärts, in Feudenheim, ist bereits das geschehen, was auch in Schwabenheim passieren könnte: Das dortige Kraftwerk steht seit etwa zwei Wochen still. "Hier reicht die Wassermenge nicht einmal mehr für den Mindestbetrieb des Kraftwerks", erklärt Tobias Schlageter. Wobei auch hier ein Teil der Wassermenge in einen Seitenarm des Neckars fließt. "Außerdem geht Wasser durch das Schleusen von Schiffen verloren und ist für die Stromproduktion nicht nutzbar", so Schlageter.
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An den Kraftwerken weiter flussaufwärts hingegen ist die komplette Wassermenge nutzbar, weil hier kein Wasser vorbeigeleitet werden muss. Dennoch sieht es auch hier nicht besser aus. "Auch das Kraftwerk in Neckarsteinach läuft noch - aber stark gedrosselt", berichtet Schlageter. Die zwei Turbinen haben eine Spitzenleistung von 3,6 Megawatt - also die Hälfte von Schwabenheim. Hier wird derzeit nur so viel Wasser "abturbiniert", also durch die Turbinen geleitet, dass die gewünschte Wasserhöhe für die Schiffe gerade noch zur Verfügung steht. An der Staustufe in Heidelberg geht dennoch Wasser "verloren". Das dortige Wehr ist undicht, sodass zwischen zehn bis 15 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ungenutzt hindurchfließen.
Insgesamt sei die Stromerzeugung mit Wasserkraft der EnBW in diesem Jahr aktuell etwa 13 Prozent unter Plan, erklärt Schlageter. Dieser Wert sei aber noch gut, weil es Anfang des Jahres auch an anderen Flüssen viel Wasser gegeben habe. Wenn man den Neckar alleine - und vor allem derzeit betrachtet - sei dieser Wert noch schlechter. Deshalb: Es wird Zeit für Regen.