Der Hofladen war mehr als nur ein Geschäft
Betrieb war auch für den menschlichen Kontakt wichtig - Ostersamstag letzter Verkaufstag

Gibt schweren Herzens den wöchentlichen Betrieb des Hofladen "Zur Mühle" auf: Pia Hesse, die gemeinsam mit Klaus Gärtner seit vielen Jahren für das Geschäft in Großsachsen verantwortlich ist. Zu besonderen Anlässen wird der Hofladen in Zukunft wieder öffnen. Foto: Dorn
Von Stefan Zeeh
Hirschberg-Großsachsen. "Es flossen schon Tränen", sagt Pia Hesse über die Reaktion ihrer Kunden, als diese erfuhren, dass sie ihren Hofladen "Zur Mühle" Ende März schließt. Zusammen mit Klaus Gärtner betreibt sie den Laden in Großsachsen seit 2003. Dieser ist für sie und die Kunden weit mehr als nur ein Geschäft, in dem es etwa selbst gefertigter Feigenmeerrettich, Wildspezialitäten, Forellen oder besondere Geschenkartikel zu kaufen gibt. "Der Hofladen war auch für den menschlichen Kontakt wichtig", sagt Hesse und verspricht sofort: "Es bricht nicht alles weg." Die Schließung des Hofladens betrifft "nur" dessen regelmäßige, wöchentliche Öffnungszeiten. Zu besonderen Ereignissen, wie dem Open-Air-Kino in der Mühle, will sie den Hofladen wieder öffnen.
Dann ist auch nahezu das gesamte Sortiment wieder im Angebot, nur Mehl und das beliebte Mühlenbrot wird es nicht mehr geben. Mit dem Mühlenbrot hängt auch ihr Entschluss zusammen, den Hofladen nur noch punktuell zu betreiben. "Unser Bäcker aus der Region, der das Brot für uns backt, gibt auf", erläutert die 56-Jährige. Das habe sie zu der Entscheidung bewogen, ihren Hofladen zu schließen, denn das Mühlenbrot sei ein echtes "Zugpferd" gewesen.
Der Gedanke zur Schließung des Hofladens sei allerdings schon länger gereift. In den vergangenen Jahren habe sie festgestellt, dass weniger Kunden kamen. Hesse führt dies unter anderem auf die Schließung der benachbarten Kunz-Mühle vor etwa zwei Jahren zurück, deren Kunden auch im Hofladen einkauften. Ebenso habe die Öffnung des Branich-Tunnels bei Schriesheim dazu geführt, dass einige Kunden über Schriesheim statt über Großsachsen in Richtung Autobahn fahren und somit nicht mehr Halt beim Hofladen machen. Zudem habe Kollege Gärtner in seinem Café in der Baumschule Huben in Ladenburg alle Hände voll zu tun, sodass Hesse die Arbeit zusätzlich zu ihrer beruflichen Tätigkeit kaum mehr stemmen kann.
Nicht nur für ihre Kunden wird die Schließung des Hofladens einen herben Einschnitt bedeuten. "Am liebsten würde ich mich am Samstag verkriechen", beschreibt Hesse ihre Gefühle, wenn sie an Ostersamstag denkt, der letzte Tag, an dem ihr Geschäft regulär geöffnet sein wird. Doch ihre bevorstehenden Aktivitäten werden Hesse auf andere Gedanken bringen. Nach Ostern fliegt sie nach Kenia, wo sie das Frauenprojekt "Engel für Afrika" besuchen wird.
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Mit dem von Christine Rottland aus Bayreuth vor einigen Jahren ins Leben gerufene Projekt in Mombasa werden alleinerziehende Frauen unterstützt. Die Frauen stellen gehäkelte "Engel für Afrika" her, die in Deutschland verkauft werden. Der Erlös aus dem Verkauf kommt den Frauen und deren Kindern in Kenia zugute. Auch Hesse bietet die Engel in ihrem Hofladen an und möchte sich nun vor Ort über das Projekt informieren. Nach ihrer Rückkehr aus Afrika ist der nächste Termin, an dem der Hofladen geöffnet sein wird, nicht mehr fern. Am Samstag, 12. Mai, gastiert die Theaterbühne Carnivore mit ihrem neuen Stück "Die Traumfrau" im Mühlenhof.
Im August wird es wieder das Open-Air-Kino im Hof der Mühle geben. "Vielleicht findet sich bis dahin wieder ein Bäcker aus der Region, der das Mühlenbrot backt", macht Pia Hesse ihren Kunden etwas Hoffnung, dass es dann wieder Brot im Hofladen zu kaufen geben könnte. Wer bis Mitte Mai aber nicht auf Produkte von Pia Hesse und Klaus Gärtner verzichten will, kann diese im Café in Ladenburg, das Kollege Gärtner betreibt, erwerben. Allerdings gibt es dort im Vergleich zum Hofladenangebot mit Feigenmeerrettich oder Fisch nur eine eingeschränkte Auswahl. Es wird aber die Möglichkeit geben, alle Produkte aus dem Sortiment des Hofladens zu bestellen und diese in Ladenburg abzuholen.



