Wohnungsmangel in Edingen-Neckarhausen

Unabhängige Bürgerliste schlägt Förderkonzept für Nutzung von Alt-Immobilien vor

Fraktionen im Gemeinderat wollen an einem Strang ziehen

12.10.2017 UPDATE: 13.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

In Edingen-Neckarhausen gibt es einige gute Beispiele für neu geschaffenen Wohnraum für Ältere oder wieder von mehreren Generationen bewohnte Häuser. Auf der anderen Seite stehen aber auch viele Häuser leer oder sind von Leerstand bedroht. Foto: Hofmann

Von Joachim Hofmann

Edingen-Neckarhausen. "Gerade jetzt ist der Zeitpunkt richtig, über den Strukturwandel im Innenraum nachzudenken": So fasste Hans Stahl von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL) die Stoßrichtung zusammen, die sich die Gemeinderats-Fraktion bei der Nutzung und Bewahrung bestehender Altimmobilien in der Gemeinde wünscht. Dazu hatte die UBL am Mittwoch unter dem Titel "Jung kauft alt" in den Bürgersaal geladen.

Der Einladung waren neben wenigen Bürgern Vertreter alle Gemeinderatsfraktionen gefolgt. Zunächst skizzierte Stahl "die in Nordrhein-Westfalen geborene Idee" einer Förderung des Kaufes älterer Häuser durch junge Menschen. Hierbei gehe es zum einen darum, jungen Familien zu Wohnraum zu verhelfen, zum anderen, den brachliegenden Altbestand wieder mit Leben zu füllen und vor dem Verfall zu bewahren.

Zunehmend lebten ältere Bürger allein in zu großen Häusern, deren Erhalt sie nicht mehr bewerkstelligen könnten. Unter der Devise "Weg vom Neubau am Ortsrand, hin zum finanzierbaren Altbau" stellte Stahl die Förderidee vor, die bereits in rund 50 Gemeinden - darunter Hiddenhausen, Villingen-Schwenningen oder Calw - praktiziert werde. Dabei fallen die Förderrichtlinien höchst unterschiedlich aus.

Hiddenhausen habe das Programm bereits 2007 aufgelegt, teilte die dortige Rathausmitarbeiterin Simone Schürstedt auf RNZ-Anfrage mit. Die Förderung laufe auf zwei Schienen: Mit dem ersten Baustein des Programms fördere die Gemeinde die Erstellung eines Altbau-Gutachtens, mit dem zweiten die laufende Förderung über sechs Jahre mit einem jährlichen Grundbetrag von 600 Euro plus 300 Euro Erhöhungsbetrag für jedes Kind bis 18 Jahre. Der Höchstbetrag für die laufende Förderung betrage 1500 Euro im Jahr. Insgesamt habe Hiddenhausen bislang rund 450 Anfragen genehmigt. Eine Laufzeitbegrenzung für das mehrfach ausgezeichnete Programm gebe es bislang nicht.

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Viele Gemeinden orientieren sich an diesen Konditionen, wobei Förderhöhe und Laufzeiten recht unterschiedlich ausfallen. So unterstützt etwa Calw diese Art der Altbestandsnutzung mit ein-malig 2000 Euro plus 500 Euro für jedes Kind. Dennoch werde die Förderung stark nachgefragt, so Davide Licht vom zuständigen Calwer Liegenschaftsamt. Genauere Zahlen hatte er nicht parat.

Er könne sich in Sachen Altbestandsnutzung zwei Fördervarianten vorstellen, sagte Hans Stahl von der UBL: Zum einen eben "Jung kauft Alt", zum anderen "Jung kauft sich in Altbau ein", gefördert etwa analog des Modells Hiddenhausens. Da jede Gemeinde verschieden sei, sollten zunächst Fachleute an einen Tisch gebracht werden, um die Möglichkeiten auszuloten. Zudem müsse neben der Zustimmung des Altbaubesitzers auch ein qualifiziertes Sanierungsgutachten als Grundlage eingeholt werden, so Stahl. "Gerade jetzt haben wir die Möglichkeit, Wohnraum zu schaffen für Menschen, die sich verkleinern wollen", sagte Stahl mit Blick auf den Bebauungsplan Neckarhausen-Nord.

Bevor sich eine Diskussion entwickelte, zeigte Stephan Kraus-Vierling in einer Fotorevue leer stehende oder vom Leerstand bedrohte Gebäude in der Gemeinde, verwies aber auch auf gelungene Beispiele von neu geschaffenem Wohnraum für Ältere oder von wieder von mehreren Generationen bewohnte Häuser. "Mir fällt kein Grund ein, warum man gegen eine solche Idee sein soll", sagte Eberhard Wolff (SPD), "aber wo liegt das Risiko?" Wenn nichts geschehe, bekäme die Gemeinde mehr Probleme, erklärte dazu Hans Stahl. Es komme auf die Präsentation des Projektes an, so Klaus Merkle (UBL), vor allem auch, um dem Gerücht entgegen zu treten, "man wolle die Alten aus ihren Häusern vertreiben.

"Wir sind uns in vielen Punkten einig, auch das Programm ist durchaus vernünftig", sagte Lukas Schöfer (CDU). Er befürchtete allerdings wegen des "Nachfrageüberhangs" hohe Preise für den Hauskauf. Zudem werde Ersatzwohnraum für die älteren Bürger benötigt. Dietrich Herold schlug eine interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Erstellung des Förderprogramms vor. Im Konsens steige auch die Akzeptanz bei den Bürgern. "Wir brauchen eine genau auf Edingen-Neckarhausen zugeschnittene Lösung. Am liebsten wäre es mir deshalb, wir machen das gemeinsam."

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