CDU-Chef: "Wir haben ihn angesprochen"
Holger Haring bestätigt Kontakte zu Manuel Just - Aber nicht nur er habe mit ihm geredet

Manuel Just will sich in den kommenden Wochen entscheiden. Foto: Dorn
Weinheim/Hirschberg. (web/ans) Im Grunde genommen war sie überfällig, die öffentliche Erklärung von Hirschbergs amtierendem Bürgermeister Manuel Just (39, parteilos). Da nun eine offizielle Anfrage aus Parteikreisen vorliege, denke er intensiv über eine Kandidatur für das Amt des Weinheimer OBs nach, sagte er beim Neujahrsempfang seiner Gemeinde. In den nächsten Tagen und Wochen müsse er die schwierigste Entscheidung seiner bisherigen Laufbahn fällen, so Just. Diese hatte 2007 Fahrt aufgenommen, als er zum Hirschberger Rathauschef gewählt wurde.
In den politischen Kreisen der Zweiburgenstadt wurden Justs Worte mit Interesse, aber keineswegs mit Überraschung zur Kenntnis genommen. Wie sich in Gesprächen mit den dortigen Fraktionsvertretern herauskristallisierte, ist er offenbar von mehreren Seiten kontaktiert worden - man habe sogar gewusst, dass und wie er sich in Hirschberg äußern würde, hieß es unter der Hand. Offiziell hielten sich viele der Befragten jedoch bedeckt.
Nicht so CDU-Fraktionschef Holger Haring: "Wir bewerten seine jüngsten Aussagen positiv und wir haben ihn angesprochen - aber auch andere." Zwar hätte er sich lange Zeit auch die Heidelberger Christdemokratin Nicole Huber als OB-Kandidatin vorstellen können, räumte er ein, doch zog sie zurück. "Das heißt aber nicht, dass wir das Gespräch mit anderen möglichen Interessenten meiden", sagte Haring.
Mit Just hätte die Zweiburgenstadt einen Kandidaten, der Erfahrungen in Verwaltungs- und Menschenführung mitbringe - und mit dieser Meinung stehe er keineswegs allein da: "Anders geht es in einer Stadt mit demnächst 50.000 Einwohnern auch nicht." Das letzte Wort aber hätten die CDU-Parteigremien, denen er auf keinen Fall vorgreifen wolle. In einer Frage wurde der Chef der größten Ratsfraktion schon sehr konkret: Die CDU wolle ihren Favoriten bis Anfang Februar nominiert haben, möglichst im Dialog mit anderen politischen Kräften. Alexander Eger habe in den Gedankenspielen bislang aber keine Rolle gespielt. Der amtierende Bürgermeister von St. Leon-Rot war von der Weinheimer FDP als möglicher Kandidat ins Spiel gebracht worden.
"Ich kenne Bürgermeister Just unter anderem aus der Zusammenarbeit im Vorstand der Volkshochschule Badische Bergstraße und als Vorstandskollegen bei Job Central", teilte SPD-Co-Fraktionschef Wolfgang Metzeltin mit. Einer möglichen Bewerbung Justs sehe er, "ebenso wie weiteren potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern der kommenden Wochen" mit Interesse entgegen.
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Auch die Freien Wähler um Stadtverbandsvorsitzende Monika Springer hielten sich bedeckt. Zuletzt hätten die Vertreter der Wählervereinigung sehr intensive Gespräche mit mehreren möglichen Bewerbern geführt, sagte sie. Man wolle sich die seriösen Interessenten wohl Anfang März anschauen, bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung.
Dass der tendenziell bürgerliche, aber parteipolitisch ungebundene Just bei den Freien Wählern gute Chancen hätte, liegt auf der Hand. Um den Posten eines Oberbürgermeisters ausfüllen zu können, brauche es verwaltungsrechtliche Kenntnisse, ein hohes Maß an Bürgernähe und Entscheidungsfreudigkeit - sowie die Gabe, sich klar auszudrücken, so Springer. "Parteipolitische Ungebundenheit ist wünschenswert, steht aber nicht an erster Stelle", will sie sich noch nicht ganz festlegen.
"Bei uns Grünen ist noch vieles im Unklaren", gesteht Elisabeth Kramer (GAL). Justs Erklärung sei - nach allem was bisher von ihm zu hören und zu lesen war - keine Überraschung. Sie gehe zudem davon aus, dass die SPD Weinheim demnächst eine Entscheidung trifft, sagte sie - und meinte die andauernden Spekulationen um Stella Kirgiane-Efremidou. Es sei aber eine "gewisse Zögerlichkeit" festzustellen, merkt sie an: "Offenbar ist man sich bei den großen Parteien nicht einig - vielleicht scheuen manche Kandidaten auch den Weinheimer Gemeinderat." Gestaltungsspielraum biete die Zweiburgenstadt indessen genug - trotz angespannter Finanzlage, findet sie.
Dass die vergleichsweise kleine Weinheimer Grünen/GAL-Gruppierung einen eigenen Kandidaten aufstellt, sei sehr unwahrscheinlich, sagte sie. "Wir bedauern, dass Torsten Fetzner sich dagegen entschieden hat. Nun hoffen wir, dass keine Partei vorprescht - damit zwei oder drei Kandidaturen zu Stande kommen, die von Bündnissen unterstützt werden. Wir führen bereits Gespräche mit Interessenten."
Michael Lehner glaubt dagegen weiter an seinen Fraktionskollegen Simon Pflästerer, der für die Weinheimer Liste kandidiert. "Wir rechnen uns sehr gute Chancen für ihn aus, weil er es kann. Über andere reden wir nicht, es ist noch zu früh."
Andrea Reister (FDP) will den Interessenten Alexander Eger noch nicht fallen lassen. "Wir möchten weiter mit den anderen Parteien und Gruppierungen darüber reden", sagte sie, "zumal sich Just ja noch nicht endgültig geäußert hat". Dass sich der Hirschberger Bürgermeister der Tragweite seiner Äußerungen bewusst sein dürfte, weiß aber auch sie.
Carsten Labudda fordert die Großen in Weinheim dazu auf, ihre "Taktierereien" aufzugeben. "Dann sehen wir, was auf dem Tisch liegt", so der Linke. Auch Manuel Just selbst hielt sich bedeckt und wollte die Partei oder Wählervereinigung nicht nennen, die ihn angesprochen hatte. "Wenn ich ablehne, wäre es auch nicht fair für einen eventuellen anderen Kandidaten", argumentierte er. Die Anfrage sei zwischen den Jahren gekommen, also genau in seiner Urlaubszeit. "Jetzt befinde ich mich in der Entscheidungsfindung", sagte Just. In den nächsten Wochen will er sie abschließen.