OB schaute bei den Straußwirten vorbei
Manuel Just, Mitarbeiter des Ordnungsamts und die Marktmeisterin sahen sich im Gerberbachviertel um. Kerwe-Vorfreude trotz Lärmthematik.

Von Christina Schäfer
Weinheim. Am Freitagnachmittag wird die Weinheimer Kerwe 2023 eröffnet. Um Punkt 16.30 Uhr wird Peter Gérard, Vorsitzender des Kerwe- und Heimatvereins Alt-Weinheim, den entscheidenden Satz sprechen – und dann darf vier Tage lang gefeiert werden. Fröhlich. Friedlich. Und ein bisschen leiser als 2022.
Der Lärm ist beim Rundgang des Ordnungsamts am Donnerstagnachmittag zusammen mit Marktmeisterin Tamara Metz, ihrem Vorgänger Stefan Grabinger und Ordnungsamtsleiter Markus Böhm ein Thema. Auch für OB Manuel Just, der sich der Runde anschließt. Er will wissen, wo die rund 80 Aussteller und etwa 20 Straußwirtschaften der Schuh drückt, welche Probleme es gibt. "Und ich möchte von meinen Leuten ein Update. Ich muss in den nächsten Tagen sprachfähig sein, wenn Anfragen kommen", sagt er. Er rechnet damit. Wegen der Diskussionen um Lärm.

Der Hof der „Ego“-Bar. Foto: Kreutzer
Hintergrund ist die Beschwerde von Anwohnern, die mit einer Klage drohten. Die Lautstärke in den Gassen des Gerberbachviertels war 2022 aus dem Ruder gelaufen. Das sagt die Stadt, das sagen die Straußwirte. Die Anwohner waren die Leidtragenden. Die Stadt hat für 2023 Maßnahmen ergriffen. Eine erste heißt Entzerrung.
Das nicht nur, um die Musikquellen voneinander zu trennen, sondern auch die Menschenmassen. Hier spielten teils auch die Bedenken der Feuerwehr eine Rolle. Ein neuralgischer Punkt war – sowohl was Lärm als auch Masse anging – die Kreuzung von Münz- und Stadtmühlgasse. Die Konsequenz: Es gibt auf der Straße nur noch den Stand der "Blüten".
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Die "Ego"-Bar ist umgezogen in die Schweizgasse. Hier wird dem Team ein Garagengeschoss samt Hof zur Verfügung gestellt. Jochen Neubauer, einem der "Ego"-Männer, gefällt es. "Das ist perfekt, auch für unsere Logistik." Die Kühlschränke samt Bar stehen alle unter dem Überbau der Wohnung im Obergeschoss. Unter diesen könnten bei einem Regenguss auch die Gäste ausweichen. Genauso in die Zelte, die man auf dem Hof aufbaut.
Wichtiges Instrument in der Hand von Neubauer ist das Dezibel-Messgerät. 70 Dezibel sollte es als Tagesmittelwert von 16 Stunden anzeigen. Als die Verwaltungsgruppe samt Straußwirten im Hof steht, sich unterhält und lacht, schaut Neubauer auf das Gerät: 72 Dezibel. "Der Spitzenwert ist entscheidend. Und die Bässe", ist Böhm gelassen. Spitzenwert sind 95 Dezibel. Die sollten nicht gerissen werden.
Zwei Häuser weiter in Richtung Grundelbachstraße haben Holger Schroth und Lebensgefährtin Lisa Hilbert zum zweiten Mal ihre "Garage Biker Bar" aufgeschlagen. "Wir wollen keine Disco machen", sagt Schroth. "Die Leute sollen sich unterhalten, Spaß haben, feiern", steht auch für Hilbert die Musik nicht im Vordergrund. 2022, sagt Schroth, wäre es entspannt gewesen.
Die Lärmquellen, die vor allem 2022 aufgefallen sind, sind am Donnerstagnachmittag noch geschlossen. Das sind die Straußwirtschaften, die aus dem Garagentor oder dem Hausfenster heraus verkaufen. "Das ist die Strukturveränderung der letzten Jahre", bedauert der städtische Pressesprecher, Roland Kern, den Wegfall vieler Höfe. Doch auch für diese "Straßenparty" hat man eine Lösung gefunden.
Die besteht in der Reduktion der Boxen und in der Abstimmung der Musik, wenn die Straußwirtschaften nah beieinanderliegen. Die Richtlinien sind in einem Konzept zusammengefasst. "Ich glaube, wir haben da einen guten Kompromiss", zeigt sich Just überzeugt. "Ob er trägt, werden wir sehen", sagt er. "Es ist für uns alle die Jungfernfahrt", pflichtet Matz ihm bei. Sie sagt, dass die Straußwirte Verständnis gezeigt haben.
Am Freitag wird es um 22 Uhr einen Rundgang mit dem Ordnungsamt geben – und Messungen. "Wir werden auch zwischendurch kontrollieren", warnt Metz schon mal vor. Am Ende des Rundgangs am Donnerstag gibt es keine Beanstandungen. Weder zu Lärm noch zu anderen Themen. Das Fazit von OB Just: "Man merkt die Vorfreude seit einigen Tagen."
Seinerseits gibt es zudem ein Lob für die Straußwirte, die viel Arbeit in die Kerwevorbereitung stecken und sich dann vier Tage hinstellen, um andere zu bewirten. "Das ist nicht selbstverständlich, und da muss man auch mal den Hut ziehen."
Weshalb gerade jetzt Kerwe gefeiert wird
Dass die Weinheimer Kerwe immer in der zweiten Augustwoche gefeiert wird, liegt am Kirchenpatron St. Laurentius, dessen Gedenktag am 10. August im Kalender steht. Mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 13. August, um 11 Uhr begeht die katholische Pfarrei am Marktplatz dieses Fest ihres Kirchen- und Pfarreipatrons. Hauptzelebrant und Prediger ist Pfarrer Stephan Sailer. Die musikalische Gestaltung obliegt Kirchenmusikerin Jutta Stock.
Wie in den vergangenen Jahren soll die Kollekte der Pfarrei St. Laurentius in Bad Neuenahr-Ahrweiler zugutekommen, die immer noch unter den Folgen der schlimmen Überschwemmung im Jahr 2021 zu leiden hat.