Weinheim

Winzerkönigin darf das Zepter noch ein Jahr länger in den Händen halten

Verkehrs- und Heimatverein Lützelsachsen zieht Konsequenzen aus der Corona-Krise - Vorsitzender Stefan Kilian ist alles andere als amtsmüde

05.08.2020 UPDATE: 06.08.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Stefan Kilian (6.v.l.) dementierte Gerüchte über einen Rücktritt beim Verkehrs- und Heimatverein Lützelsachsen, bei dem viele Mitglieder geehrt wurden. Ansonsten standen die letzten Monate ganz im Zeichen von Corona, aber auch das Winzerfest letztes Jahr lief nicht so gut wie erhofft. Foto: Dorn

Von Günther Grosch

Weinheim-Lützelsachsen. Stell Dir vor, Du bist Winzerhoheit, aber du kannst weder deine Amtsgeschäfte noch deine Repräsentationspflichten wahrnehmen. Schlimmer noch: Viele deiner Untertanen kennen dich nicht einmal. Wie Miriam II. Hörr und ihren Prinzessinnen Sarah Schmiedel und Sophie Gaibler geht es seit vielen Monaten auch vielen anderen gekrönten Häuptern. Seien es Fastnachtsprinzessinnen, Apfelköniginnen oder Weinhoheiten aus anderen Anbaugebieten.

"Schuld" daran hat einmal mehr das Coronavirus, das sämtliche geplanten Festivitäten und Umzüge platzen ließ. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte Petrus den drei charmanten Repräsentantinnen des "Saasemer Roten" einen Strich durch die Rechnung gemacht und eine Absage des traditionellen Bergsträßer Winzerfestumzugs provoziert. Was den Vorstand des Lützelsachsener Verkehrs- und Heimatvereins um seinen Vorsitzenden Stefan Kilian sowie die knapp 30 anwesenden Mitglieder der Jahreshauptversammlung den Beschluss nicht schwerfallen ließ: "Unsere Winzerkönigin und ihre Prinzessinnen dürfen Zepter und Krönchen ein Jahr länger tragen."

Was andererseits bei den bereits als ihre Nachfolgerinnen auserkorenen jungen Damen verständlicherweise im ersten Augenblick für Enttäuschung sorgte. "Doch alle drei sind damit einverstanden und gedulden sich mit ihrer Thronbesteigung bis zum nächsten Herbst", so Kilian.

Wegen Petrus zeigten sich auch die Einnahmen des Winzerfestes verwässert, wie der Kassenbericht auswies. Zu klagen hat der Verein angesichts eines Jahresgewinns von 7000 Euro sowie eines Kassenbestands von mehr als 96.000 Euro dennoch nicht, wie Schatzmeisterin Sabine Zeiß-Stahl bilanzierte. Obwohl der samstägliche Krönungsabend "schwach" und der Sonntag "ganz schwach" besucht war, sei man angesichts eines "besser besuchten Freitags als im Vorjahr" noch einmal "mit einem blauen Auge" davongekommen.

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Was es dem Vorstand dann auch leichter machte, nicht nur den "Kleiderzuschuss" für die Winzerhoheiten von 300 auf 500 Euro zu erhöhen, sondern auch deren Ausrichtung des "Königinnen-Empfangs" künftig mit 500 Euro zu bezuschussen. Die von Maria Kilian und Friedrich Lehr beantragte "uneingeschränkte Entlastung" von Schatzmeisterin und Vorstand erfolgte jeweils ohne Gegenstimmen.

Wie es mit dem Bergsträßer Winzerfest und dem darin integrierten alljährlichen Festumzug weitergeht, steht derweil noch in den Sternen. Das jeweils am ersten Oktoberwochenende stattfindende dreitägige Fest wurde auch für dieses Jahr bereits abgesagt. Die Einhaltung der Corona-Bestimmungen für Großveranstaltungen wie "Tanzen und Schunkeln verboten", "Registrierung aller Besucher" sowie das Einhalten der Mindestabstände könnten in der etwa 1000 Besucher fassenden Gemeindehalle nicht erfüllt werden, so Kilian. Mit lediglich rund 150 Weinseligen in der Halle zu feiern, rechne sich nicht.

Angesichts von aktuell 242 Mitgliedern – im vergangenen Jahr kamen sieben Neueintritte hinzu, ein Mitglied trat aus – sollte es dem Verein nicht allzu schwer fallen, die Vorstandschaft mittelfristig zu verjüngen, so Kilians Wunsch. Eigene Rücktrittsgedanken als Vorsitzender dementierte Kilian, der dem Verein seit 16 Jahren vorsteht.

Um die vom Verkehrs- und Heimatverein vor gut einem Jahrzehnt "im Wald" gepflanzte, für Spaziergänger unter all den anderen Bäumen aber "kaum auffallende Koppeneiche" ging es unter anderem beim Punkt Verschiedenes. Und dies, obwohl die Eiche mittlerweile einen Stammdurchmesser von etwa acht Zentimetern und eine Höhe "um die drei Meter" erreicht hat. Gerhard Diesbach fragte nach, ob man dem Auffinden der Eiche nicht mit einem entsprechenden Hinweisschild nachhelfen könne? Zustimmendes Kopfnicken in der Runde.

Die turnusmäßigen Neuwahlen bestätigten die bisherigen Amtsinhaber Walter Weidner (Zweiter Vorsitzender), Joachim Klein (Zweiter Schatzmeister), Bernd Goller (Kaufmännischer Leiter) und Aline Meyer (Zweite Schriftführerin) sowie als neue Kassenprüferin Nadja Weiß.

Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden Gerhard Diesbach und Dieter Hülsmann geehrt, für 25 Jahre Marliese Diesbach, Rita Michael-Meier, Bettina Schirpf, Adolf Kytka, Christiane Bylitza, Gertraud Preuß und Andrea Weiß.

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