Wenn die Paare ein und aus gehen
Schnapszahldatum führte am Dienstag zu regem Betrieb im Trauzimmer der Stadt.

Von Philipp Weber
Weinheim. "Es war eher Zufall, dass wir an diesem Tag einen Termin bekommen haben", beteuert Walter Spengler. Der Hohensachsener hat am gestrigen Dienstag seine Lebensgefährtin Vilma geheiratet. Damit hat das Hochzeitspaar eine lupenreine Schnapszahl erwischt: den 22. 2. 2022. Weil nun zwei verschiedene Nationen in der Familie Spengler zusammenkommen, habe man vor der standesamtlichen Trauung eine Menge Papiere vorzeigen müssen. Letztlich lief es auf einen Trautermin im Februar hinaus, erzählen die beiden Frischvermählten, denen man ihr Glück ansieht. "Es ist doch ein tolles Datum, gerade für die Verwandten", sagt Vilma Spengler und lacht.
Die beiden haben im Trauzimmer des Schlosses geheiratet. So wie fünf weitere Paare an diesem Tag. Zwei Termine sind vormittags gewesen, vier verteilen sich über den Nachmittag. Andrea Klawonn, Leiterin des Standesamtes, und ihre Mitarbeiterinnen Sarah-Kristin Fünfstück und Elena Baum nehmen die Trauungen vor. Bei Vilma und Walter Spengler ist Elena Baum an der Reihe. "Es war sehr schön, sie hat die richtigen Worte gefunden", so der Bräutigam.
Nachdem das Brautpaar vor den Toren des Schlosses die Glückwünsche von Freunden und Verwandten entgegengenommen hat, zieht die Festgesellschaft weiter auf die Rückseite des Gebäudes. Neben einer der größten Libanonzedern Mitteleuropas hat ein Pavillon Platz genommen, wo es Sekt, Saft und Selters gibt. Gegen Abend wird im Kreise der Familie weitergefeiert. Die ganz große Sause soll im Sommer steigen.
Kaum sind die Spenglers weitergezogen, wartet schon das nächste Brautpaar. Die jungen Leute erwarten Nachwuchs. Auch diese Trauung übernimmt Elena Baum. Wieder kommen Gäste in den vorderen Schlosshof. Sie tragen Festtagsbekleidung, warten auf das Paar. Glück mit dem Wetter haben sie nicht. Immer wieder weht der Wind Regentropfen herbei. Neben Hochzeitspaaren, Trauzeugen und Angehörigen sind die "üblichen Verdächtigen" unterwegs: Mitarbeiter der Verwaltung, Parkplatzsucher, Bummler. Eine Joggerin lässt sich nicht unterkriegen, steuert den nahe gelegenen Schlosspark an. Dennoch ist das Trauzimmer ein besonderer Ort: Wer kann schon von sich behaupten, im Eckturm eines echten Schlosses geheiratet zu haben? Bundesweit wohl eher wenige, in Weinheim sicherlich einige mehr.
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Das Trauzimmer befindet sich übrigens in demjenigen Trakt des Schlosses, wo auch der Große und der Kleine Ratsaal zu Hause sind. Der pandemiebedingt ausquartierte Gemeinderat hat zuletzt engagiert darüber beraten, wie dieser Flügel des Schlosses barrierefrei gestaltet werden könnte. Derzeit erreicht man die Ratssäle und das Trauzimmer im ersten Stock nur über die historische Treppe. Zunächst war der Anbau eines Aufzugsschachts im Gespräch gewesen. Wenn man sich den vorderen Schlosshof so anschaut an einem Tag mit vielen Hochzeiten, kann man die Vertreter der großen Fraktionen und stadtgesellschaftlichen Gruppen verstehen: Hier einen Aufzugsschacht ans Gebäude andocken, wäre schon ein ziemlicher Eingriff in das historische Ensemble gewesen.
Vilma und Walter Spengler dürfte diese Diskussion zumindest einige Momente lang egal sein. Das Paar posiert eigens für den RNZ-Fotografen noch mal mit Standesamtsmitarbeiterin Elena Baum. Wir danken den beiden und wünschen alles Gute für die Zukunft!