Ganz ohne Feier bleibt das Abitur nirgendwo
Gymnasien veranstalten Abschlusszeremonien unter Corona-Bedingungen - Von der Wachenburg bis zum Carstival-Gelände

Von Philipp Weber
Weinheim. Zugegeben: Es gibt Menschen, die die Coronapandemie härter trifft als die Abiturienten – womöglich sogar innerhalb des Schulbetriebs. Aber ein bisschen traurig ist es irgendwie schon: Da büffeln junge Leute monatelang für ihre Prüfungen, und dann verhindert ein Virus die Abschlussfeten, an die sich viele gern zurückerinnern. Doch auch die Verantwortlichen der Weinheimer Gymnasien tun viel, um das Machbare zu ermöglichen: So soll es an allen sechs Schulen mit Abiturjahrgang zumindest eine feierliche Zeugnisübergabe geben. Was das Wo und das Wie betrifft, haben die Einrichtungen indes verschiedene Wege eingeschlagen.
> Das Werner-Heisenberg-Gymnasium hat im eigenen Gebäude keinen Ort, an dem alle 97 Abiturienten zusammenkommen können, ohne die Corona-Regelungen zu verletzen. In Absprache mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe hat die Schule, die traditionell große Abiturjahrgänge ausbildet, dennoch eine Lösung gefunden: Am Mittwoch, 29. Juli, kommen die Absolventen, ihre Lehrer und die Schulleitung in die Stadthalle. Wenn alle Familien zustimmen, gibt es einen Livestream, mit dessen Hilfe die feierliche Übergabe der Zeugnisse für die Eltern und Freunde der Abiturienten übertragen wird.
Die Abiturienten hätten vor, in Anzügen beziehungsweise langen Kleidern zu erscheinen, sodass die Feier trotz allem in einem würdigen Rahmen stattfindet, so Schulleiterin Gabriele Franke. Sie freut sich auch für die Preisträger: Nicht zuletzt die besonders eifrigen Schüler hätten es verdient, dass ihre Leistungen vor dem gesamten Jahrgang honoriert werden, sagt sie im RNZ-Gespräch.
> Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium lädt seine 86 Abiturienten, deren Mentoren sowie eine Elternvertreterin aller Voraussicht nach auf die Wachenburg ein. Die jungen Erwachsenen sollen ihre Zeugnisse im Ehrenhof der Burg in Empfang nehmen dürfen. Das Gelände soll entsprechend bestuhlt werden. Auch bei der Verabschiedung des zweitgrößten Weinheimer Abiturjahrgangs sollen Freunde und Verwandte zumindest per Live-Stream dabei sein.
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Schulleiterin Andrea Volz hofft, dass organisatorisch bald alles in trockenen Tüchern ist – und das Wetter am 29. Juli mitspielt: "Dann wird es hoffentlich eine schöne Abschlusszeremonie, auch wenn das ganz große Brimborium wegfällt."
> Am Privatgymnasium Weinheim hätten sich die Verantwortlichen lange Gedanken gemacht, womit sie den inzwischen traditionellen Abiball im Salon des Autohauses Ebert dieses Jahr ersetzen können. Jetzt ist geplant, dass die Absolventen am Samstag, 25. Juli, mit engen Freunden und Verwandten kommen: auf das Carstival-Gelände in Mannheim. "Wir haben uns mit den Festivalmachern zusammengesetzt und eine Lösung gefunden", freut sich Schulleiter Uwe Rahn. Auf der Festivalbühne werden die Zeugnisse übergeben und Reden geschwungen, während die Schüler zusammen mit ihren engsten Verwandten in den Boxen davor Platz nehmen.
Dabei bleiben die Familien räumlich voneinander getrennt – und können doch gemeinsam feiern und müssen nicht einmal auf Essen und Trinken verzichten. Für weitere Freunde und Verwandte stehen der Parkplatz und die Ton-Technik des Festivalgeländes zur Verfügung.
> Mit dem Abiturjahrgang der Hans-Freudenberg-Schule geht es zurück in die Welt der öffentlichen Bildungseinrichtungen. Hier ist die Aula des Zentrums Beruflicher Schulen der Ort für die feierliche Übergabe der Abschlusszeugnisse. Neben den Abiturienten sind am Freitag, 24. Juli, die Eltern eingeladen. Die Schule werde vorab einen Sitzplan erstellen, erklärt Abteilungsleiter Thomas Römer. Es gebe dieses Mal "nur" ein offizielles Programm, will heißen: keine Gags vonseiten der Schüler. Auch das Buffet fällt weg. Für weitere Angehörige und Freunde wird ein Live-Stream eingerichtet.
"Jeder Absolvent bekommt einen Link, mit dem die Familie den Stream aktivieren kann", so der leitende Lehrer. Ehe es spät wird, soll die Zeremonie enden. Dann sind Abiturienten und Eltern in den Abend entlassen und können mit weiteren Verwandten und Freunden feiern. Womit ein Aspekt ins Spiel kommt, der möglicherweise den einen oder anderen Gastronomen freut: Nicht nur an der Freudenberg-Schule sollen sich Prüflinge und Familien vorgenommen haben, nach dem offiziellen Akt einzukehren.
> Auch die Helen-Keller-Schule greift auf die Aula der Berufsbildungseinrichtung zurück. Sobald Absolventen, Eltern und Lehrer am Donnerstag, 23. Juli, auf ihren Plätzen sitzen, ist der Mindestabstand garantiert. Auf dem Weg in den Saal oder aus diesem hinaus besteht Maskenpflicht, ergänzt Abteilungsleiter David Rudolf die Ausführungen seines Berufskollegen von der Freudenberg-Schule.
> Die Johann-Philipp-Reis-Schule entlässt ihre Abiturienten am Freitag, 24. Juli, ins – hoffentlich bald coronafreie – Leben. Die Schule verfüge über ein großes Foyer. "Hier ist eine Zeugnisübergabe mit wenigen Gästen möglich", so Schulleiter Timo Tuschling. Ein leitender Lehrer werde die Zeremonie moderieren, in deren Verlauf es Blumen, Reden und einen musikalischen Beitrag geben soll. Danach gehen Lehrer und Absolventen auf den Campus des Schulzentrums, wo es einen Schluck Sekt gibt und Luftballons in den Himmel über Weinheims Westen steigen. So jedenfalls der Plan.