Weinheim

Alltagshelfer für Ältere erhalten Unterstützung

Menschen in Altersarmut sind durch Coronavirus besonders gefährdet - Alwine-Stiftung verstärkt finanzielle Hilfe

17.03.2020 UPDATE: 19.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Während der Corona-Krise können Menschen in Altersarmut zuhause schnell vereinsamen. AWO und Alwine-Stiftung wollen die Hilfe durch Ehrenamtliche jetzt stärker unterstützen. Foto: Dorn

Von Günther Grosch

Weinheim. Auf die Bedrohungslage vor allem älterer Menschen machen Martina Schildhauer und die von ihr im Jahr 2009 gegründete "Alwine-Stiftung" in Zeiten der Corona-Krise aufmerksam: "Senioren sind die größte Risikogruppe in der aktuellen beängstigenden Coronavirus-Situation." Es seien die in Altersarmut lebenden Menschen, die wegen der weitgehend eingeschränkten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben besonders betroffen sind. "Zu der traurigen Kombination von alt, arm und allein kommt jetzt auch noch die Angst vor Ansteckung und schwerster Krankheit mit stark erhöhtem Sterberisiko", warnt Schildhauer.

Die allgemeine Empfehlung "Bleiben Sie zu Hause und bitten Sie Freunde und Bekannte um Hilfe" sei gerade für betagte Menschen oft nicht umsetzbar. Es sei für diese Frauen und Männer um ein Vielfaches schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, Freunde, Nachbarn oder Bekannte um Hilfe zu bitten: "Da gibt es nämlich in der Regel niemanden."

Hier sei deshalb eine besondere Hilfe und Unterstützung erforderlich, fordert Schildhauer. Das im Herbst vergangenen Jahres angelaufene und von "Alwine" unterstützte Projekt der Arbeiterwohlfahrt (AWO) "Alltagshelfer mit Herz" werde deshalb jetzt verstärkt zum Einsatz kommen und mit zusätzlichen finanziellen Mitteln ausgestattet. "Die Alwine-Stiftung ist auf diese Weise gemeinsam mit der AWO Rhein-Neckar dort zur Stelle, wo sonst keiner mehr hilft", so Schildhauer.

Bei "Alltagshelfer mit Herz" handelt es sich um ein Projekt, das im Januar gestartet ist. Primär geht es dabei um Unterstützungsangebote im Alltag durch Ehrenamtliche. Hierzu zählen unter anderem das Erledigen kleinerer Aufgaben im Haushalt oder Fahrdienste für ältere Menschen zu Arztbesuchen oder Ähnlichem.

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Dass verdeckte Armut zu besonders prekären Lebenssituationen führen kann, die nach außen so lange wie möglich geheim gehalten werden, ist kein Geheimnis. Indizien dafür können ein leerer Kühlschrank, abgelaufene Schuhe oder der Verzicht auf einen regelmäßigen Friseurbesuch sein. Hinzu kommt: Immer mehr betagte Menschen müssen die Unterstützung durch Tafeln in Anspruch nehmen. Doch angesichts zunehmender "Hamsterkäufe" der Bevölkerung während der Corona-Krise blieben in den Supermärkten in den vergangenen Tagen immer weniger Waren übrig, die sie den Tafeln spenden können.

Um rund ein Drittel seien die Spenden von Obst und Gemüse in den vergangenen Tagen zurückgegangen, berichten die Tafel-Mitarbeiter übereinstimmend. Besonders gravierend: Mitte vergangener Woche blieb die Kühltheke der "Weinheimer Tafel" bis auf wenige Artikel leer. In dem in der Bergstraße gelegenen Tafelladen sind es täglich bis zu 100 Menschen, die das Angebot annehmen.

Neben der Einschränkung bei Lebensmitteln sitzen darüber hinaus viele Senioren wegen der von ihnen nicht mehr bezahlbaren Heiz- und Stromkosten in kalten Zimmern oder trauen sich nicht einmal, ihren Fernseher anzuschalten. Und: Von Armut betroffene ältere Menschen haben in der Regel noch weniger Möglichkeiten als andere, etwas an ihrer Situation zu ändern, und erleben ein Gefühl der Machtlosigkeit.

Mit zunehmendem Alter und damit einhergehenden gesundheitlichen Problemen fehlt schließlich auch die Möglichkeit, eine karge Rente durch Minijobs aufzubessern. Materielle Armut im Alter beeinträchtigt die Lebensqualität besonders stark, so das Fazit von Alwine. Kosten für Brillen oder Hörgeräte, für Fahrten zum Arzt, zum Einkaufen oder zu den eigenen Kindern stellen in vielen Fällen unüberwindbare Hindernisse dar.

Soziale Kontakte werden ohnehin oft aus Angst vor Ausgaben und Scham über die eigene Situation reduziert, jetzt kommen Isolation und Einsamkeit durch die Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus hinzu.

Der Kombination von "alt, arm und allein" stellen die "Alwine-Stiftung" und die "AWO-Alltagshelfer mit Herz" deshalb ein für Ältere "Füreinander da sein, gemeinsam anpacken und einander zuhören" gegenüber. Wer älteren, finanziell weniger gut gestellten, alleinstehenden oder isolierten Menschen das Leben erleichtern und helfen will, braucht oft nicht mehr als ein offenes Ohr. "Fragen kostet nichts. Dann erfährt man am ehesten, wo und in welcher Form Unterstützung erwünscht ist und gebraucht wird".

Info: Spendenkonto Alwine-Stiftung – in Würde altern: IBAN DE47.6727.0003.0070. 3181 00; BIC DEUTDESM672; Deutsche Bank Heidelberg; Verwendungszweck: Altersarmut.

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