Kein Grund mehr für Alarmglocken
Die Versorger der Region beruhigen: Die Wassermengen sind ausreichend. Nur Dielheim stieß wegen außergewöhnlichem Bedarf an Grenzen.

Von Sebastian Lerche
Region Wiesloch. Die paar abrupten Schauer in den vergangenen Tagen haben nicht ansatzweise Erleichterung gebracht: Es bleibt heiß, es ist zu trocken. Nachdem schon Landwirte und Förster uns von ihren Sorgen berichtet haben, haben wir uns bei den Wasserversorgern der Region um Wiesloch umgehört. Zumindest eine Gemeinde, Dielheim, hat nämlich ihre Bürgerschaft schon darum gebeten, sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen.
"Wir hatten dieses eine Wochenende am Ende der Pfingstferien, als 220 Liter pro Person und Tag abgenommen wurden", erklärte Dielheims Bürgermeister Thomas Glasbrenner im Gespräch mit der RNZ. Über zwei Millionen Liter an nur einem Tag für die gut 9200 Einwohner: "Das war extrem, total ungewöhnlich." Im März waren es noch rund eine Million Liter täglich, der Wert stieg auf 1,27 Millionen Liter am Tag im Mai und jetzt im Juni sind es im Durchschnitt ungefähr 1,36 Millionen Liter täglich.
Aus Sorge, dass mehr verbraucht wird, als nachgeliefert werden kann, richtete die Gemeinde an ihre Bürgerschaft den Appell, möglichst auf das Wässern von Rasen, Autowaschen oder das Befüllen privater Pools zu verzichten. Glasbrenner hält es für möglich, dass viele Menschen gerade aus dem Urlaub kamen und die Gartenbewässerung nachholten.

Auch Sportplätze brauchten zurzeit mehr Wasser als sonst. An diesem einen Wochenende "sind bei uns die Alarmglocken angegangen", so Glasbrenner, jetzt sei die Lage nicht mehr kritisch.
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Das bestätigten Heiko Huber und Daniel Klemm von den Walldorfer Stadtwerken, die für Dielheim die Wasserbetriebsführung übernommen haben: Nach dem Aufruf der RNZ habe sich die Situation entspannt und die Füllstände der Dielheimer Hochbehälter seien besser. Aber die Gemeinde sei diesmal "hart an der Grenze" gewesen, so Huber.
Dielheim bezieht sein Wasser aus drei Quellen, so Heiko Huber: Aus einem eigenen Brunnen, vom Bodensee und aus Wiesloch. Aus dem eigenen Brunnen kommen rund zehn Liter die Sekunde, die Gemeinde lässt Glasbrenner zufolge derzeit aufarbeiten, ob und wie eventuell künftig ein weiterer Brunnen genutzt werden kann. Der Bodensee liefert Dielheim laut den Walldorfer Stadtwerken zwölf Liter pro Sekunde, was nach aktuellem Stand auch nicht steigerbar ist.
Und die Wieslocher Stadtwerke liefern Dielheim zurzeit 108 Liter die Sekunde. "Die Menge hat sich verdreifacht", erläuterte Petra Hoß, Leiterin der "Technischen Dienste" der Stadtverwaltung. Sie ist damit auch Chefin der Stadtwerke. Dass so viel Wasser nach Dielheim fließt, sei ungewöhnlich, normal seien um die 36 Liter die Sekunde.
"Die Wieslocher Bürgerinnen und Bürger brauchen sich im Moment aber keine Sorgen zu machen", so Hoß weiter. Die gesamte Weinstadt mit ihren über 27.000 Einwohnerinnen und Einwohnern hat in diesem Juni rund 5,6 Millionen Liter am Tag verbraucht. Das waren laut Petra Hoß "rund zehn Prozent mehr Wasser" als in einem normalen Juni. Das bereite der Wieslocher Wasserversorgung aber noch keine Probleme.
Im Mai 2023 waren es zirka 4,4 und im April dieses Jahres rund vier Millionen Liter am Tag, so die Wieslocher Stadtwerke-Chefin. Der Juni bringe eben steigende Temperaturen mit sich, größeren Wasserbedarf im Garten und gerade in jüngster Zeit sei auch die Zahl der mobilen Pools im Garten gestiegen, so Hoß: Die seien beliebt und inzwischen auch sehr günstig.
Von daher hält Petra Hoß es für wahrscheinlich, dass der Wasserverbrauch in diesem Sommer hoch bleibt. "Aber momentan kann man nicht von Wasserknappheit reden", betonte sie. Dank tiefer, leistungsstarker Brunnen – im Pumpwerk auf Walldorfer Gemarkung – und nicht zu vergessen der Schatthausener Ochsenbachquelle verfüge die Wasserversorgung der Weinstadt über "ein gutes Polster".
Und sollte es langfristig mit den trocken-heißen Sommern weitergehen, gibt Hoß der Masterplan des Landes für die Wasserversorgung ein gutes Gefühl: Mit einem ganzheitlichen Blick wird ihr zufolge daran gearbeitet, die regionale Wasserversorgung langfristig und nachhaltig zu stärken.
So werde einerseits nicht jeder Versorger ganz auf sich gestellt agieren müssen, andererseits komme auch weiterhin das Wasser möglichst aus nahen Quellen, sodass Abhängigkeiten von weiter entfernten Anbietern weitgehend vermieden werden.
Auch für Walldorf sehen die dortigen Stadtwerke zurzeit keine Probleme, wollen aber die Einwohnerschaft prinzipiell sensibilisieren, mit der kostbaren Ressource sparsam umzugehen. Heiko Huber, der Daten zu Fördermengen, Verbräuchen und Wasserständen in den Hochbehältern digital erhält, an den Arbeitsplatz, ins Büro zu Hause oder aufs Handy, nennt die verfügbaren Mengen mehr als auskömmlich. Das gelte übrigens auch für den Zweckverband Hohberg mit dem Wasserwerk in Kronau, das auch Tairnbach mitversorgt.
Die Astorstadt erhält ihr Nass vom Zweckverband Wasserversorgung Hardtgruppe, der auch Leimen und Sandhausen versorgt, insgesamt rund 60.000 Bürgerinnen und Bürger. Der Verband verfügt über fünf Brunnen, die Erweiterung des Wasserwerks hat begonnen. Für Walldorf nennen Huber und Klemm im März und April 2023 um die drei Millionen Liter täglich. In diesem Juni wurden es 4,48 Millionen Liter pro Tag. Zum Vergleich: 2017 waren es im April 3,83 und im Juni 4,35 Millionen Liter pro Tag.
Das Frühjahr 2023 war im Vergleich kühler und regenreicher als in den Vorjahren: Das hat St. Leon-Rots Wassergewinnung gespürt, wie Wassermeister Jürgen Dieckmann mitteilte. Das Wasserwerk versorgt nicht nur St. Leon-Rot mit rund 14.000 Einwohnern, sondern auch Mühlhausen mit mehr als 8800, Rauenberg mit über 8700 sowie Malsch mit mehr als 3500 Menschen.
Im Lauf des Mais und im Juni stieg der Verbrauch dann rapide, die Wasserabnahme war "um einiges höher" als üblich: "Wir haben ja schon hochsommerliche Verhältnisse", so Dieckmann. Wenn es so weitergeht, könnte dieser Juni einen neuen Verbrauchsrekord bringen, andererseits werde das Wetter wechselhafter, so Laux. Der bisherige Juni brachte eine Steigerung von rund 13 Prozent gegenüber dem Juni im letzten Jahr.
So gab das Wasserwerk beispielsweise am 16. Juni insgesamt rund 8,6 Millionen Liter ab, für St. Leon-Rot allein waren es mehr als 5,1 Millionen Liter. Malsch, Mühlhausen und Rauenberg brauchten zum Beispiel am 11. Juni zusammen vier Millionen Liter. 2022 war der Spitzenverbrauch am 18. Juni: Mehr als fünf Millionen Liter flossen nach St. Leon-Rot, knapp vier Millionen in die anderen drei Gemeinden.
"Besorgt sind wir nicht, da wir ja entsprechende Vorsorge getroffen haben", so Laux. Inzwischen strömt das Nass aus sechs Brunnen, ihre Leistung bewege sich im nötigen Rahmen, so Dieckmann, "Knappheit ist bei uns kein Thema". Aber auch er macht darauf aufmerksam, dass grundsätzlich jeder Versorger Probleme bekommen könne, wenn alle auf einmal ihre Gärten wässern und Pools befüllen. "Die Gleichzeitigkeit macht das Ganze dann schwierig."