Umzingelt von baden-württembergischen Gemeinden
Der hessische SPD-Vorsitzende traf Bürgermeister Herold Pfeifer - Elektromobilität beherrschte das Gespräch

Aus dieser Steckdose kommt Windkraft-Strom, erklärte Herold Pfeifer seinem Gast Thorsten Schäfer-Gümbel (r.). Foto: Alex
Neckarsteinach. (iz) Die Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag, 15. April, spielte nur eine sehr untergeordnete Rolle beim Besuch des hessischen SPD-Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel in Neckarsteinach. Zum Gespräch im Rathaus hatten sich auch einige lokale SPD-Fraktionsmitglieder sowie die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Hartmann eingefunden.
Auf die Frage des obersten Landespolitikers und Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl im Herbst nach den Chancen von Bürgermeister Herold Pfeifer zeigte sich dieser zuversichtlich, wenn auch trotz eines fehlenden Gegenkandidaten der Wahlkampf schwierig sei. Denn von der örtlichen "schwarzen" Konkurrenz komme erheblicher Gegenwind, so Pfeifer, der ebenfalls der SPD angehört.
Im Rahmen seiner "Kreisbereisung" wollte sich Schäfer-Gümbel eigentlich vor allem über die Mobilität in der Vierburgenstadt informieren. Und da konnte das Stadtoberhaupt seinem Gast gleich bei der Ankunft eine Überraschung präsentieren: Gerade erst hatten die städtischen Arbeiter die erste Anlage zur Aufladung von Elektro-Autos an der Außenwand des Rathauses montiert, die die Stadt keinen Cent kostet, denn sie wird gestiftet von der Energie-Genossenschaft Starkenburg und gespeist von Windkraft-Strom.
Bürgermeister Pfeifer wies auf die Belastung der Bevölkerung durch die 20.000 Autos pro Tag auf der Bundesstraße B37 hin und freute sich, dass es gelungen sei, wenigstens nachts die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde zu reduzieren. Ein großer Standortvorteil sei dagegen die S-Bahn, die den täglichen großen Pendlerstrom in die Ballungsgebiete Heidelberg und Mannheim transportiere.
Augenzwinkernd erinnerte Schäfer-Gümbel an die vom Bürgermeister vor wenigen Jahren ausgesprochene Drohung, ins benachbarte Bundesland Baden-Württemberg zu wechseln, was in der Bundesrepublik für großes Aufsehen gesorgt hatte. Pfeifer erklärte die damalige Situation mit der finanziellen Notlage der Stadt, in der man keine ausgeglichenen Haushalte mehr erstellen konnte.
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"Man fühlt sich umzingelt von baden-württembergischen Gemeinden, denen es allen besser geht als dem hessischen Neckarsteinach", sagte er. Seine Kritik galt vor allem dem kommunalen Finanzausgleich, der seiner Meinung nach in Baden-Württemberg besser gemanagt würde. "Es hat weh getan, die Grundsteuer B auf 700 Prozent - die höchste in Hessen - anzuheben", so Pfeifer. Aber er habe damals keine andere Wahl gehabt, um einen ausgeglichenen Haushalt aufstellen zu können.
Dass die zur Zeit regierende schwarz-grüne Koalition tatsächlich die hessischen Kommunen schlechter versorgt, war auch die Meinung des roten Landesvorsitzenden: "Das Land versucht, sich auf Kosten der Kommunen gut darzustellen", bestätigte er.
Bei einem kurzen Abstecher zum Neckarlauer kamen noch die Schifffahrt und der Tourismus zur Sprache, der Landesentwicklungsplan, die Tarife im Nahverkehr und der Beitritt zum Abwasserzweckverband Heidelberg. Am Nachmittag standen auch andere Orte des Kreises Bergstraße auf dem Programm des hessischen Landespolitikers.



