St. Leon-Rot

Paar bekam Strafzettel für Parken, obwohl Auto ganz woanders war

"Wie sollen wir das beweisen?" Klaus Debatin erhielt einen Strafzettel für überlanges Parken. Dabei war seine Frau in dieser Zeit mit dem Auto beim Arzt.

26.09.2024 UPDATE: 26.09.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Der Parkplatz „Im Schiff“ wird videoüberwacht. Wer dort länger als 90 MInuten sein Auto abstellt, bekommt eine Zahlungsaufforderung. Foto: Hammer

St. Leon-Rot. (aham) Klaus und Ruth Debatin stehen vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Vor einiger Zeit flatterte ihnen ein "Strafzettel" ins Haus. Darin werden sie aufgefordert, 56,01 Euro zu bezahlen, weil sie ihr Auto fast sechs Stunden auf dem Parkplatz "Im Schiff" neben Sparkasse und Bäckerei Görtz abgestellt hätten.

Nur: Das Roter Ehepaar ist sich sicher, dass dies nicht sein kann. "Ich war in dieser Zeit mit dem Auto beim Arzt in Wiesental", sagt Ruth Debatin. Aber wie soll sie das beweisen?

Klaus Debatin bekam eine Zahlungsaufforderung, Foto: Hammer

Lange Zeit war das Parken zwischen den Supermärkten und dem Privatgymnasium unbeschränkt und kostenlos. Das Gelände ist in Privatbesitz und seit Ende 2023 ist die Parkdauer begrenzt. Der Eigentümer hat dafür die private Parkraumüberwachungsfirma "Ai-Parking" mit Sitz in Hamburg engagiert. Sie kontrolliert die Stellplätze mit Überwachungskameras.

Auf einer großen Tafel an der Einfahrt sowie an mehreren Plakaten auf dem Gelände wird darauf hingewiesen. Ebenso werden an der Zufahrt die allgemeinen Geschäftsbedingungen dargelegt. Demnach dürfen Kunden 90 Minuten kostenlos parken. Wer sein Auto länger abstellt, muss zahlen – je nach Länge der Überschreitung zwischen 30 und 50 Euro.

Und dann kommen noch Versandkosten von 1,25 Euro hinzu und 4,76 Euro für die Halterermittlung beim Kraftfahrtbundesamt – wie die Debatins inzwischen wissen.

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Klaus Debatin wurde vor einigen Wochen bei der Einfahrt auf dem Parkplatz um 8.25 Uhr von einer der Kameras erfasst. Das "Beweisfoto" konnte er über einen Link im Internet einsehen. "Ja, mein Mann war morgens Brötchen holen", bestätigt auch seine Frau Ruth.

So weit, so richtig. Was die beiden Rentner allerdings stutzig macht, ist das Foto, das auf 14.11 Uhr des gleichen Tages datiert ist. Darauf ist ihr Auto von hinten zu sehen, wie es den Parkplatz verlässt.

Dennoch sind die beiden sich sicher, dass ihr Auto nicht in diesem Zeitraum auf dem Parkplatz stand. "Ich hatte um 10.30 Uhr einen Arzttermin in Wiesental", weiß die 64-Jährige. Die zwölf Kilometer lange Strecke habe sie natürlich mit dem Auto zurückgelegt. Also legte ihr Mann Einspruch ein. Daraufhin forderte "Ai-Parking" einen Beweis.

Das Arztattest, das die Debatins einschickten, genügte der Firma allerdings nicht. "Wir benötigen einen Nachweis, dass das Fahrzeug nicht die ganze Zeit auf dem Parkplatz geparkt wurde", heißt es in einer Mail aus Hamburg.

"Wir fühlen uns dem Betreiber ausgeliefert", meint Ruth Debatin. "Wie sollen wir das beweisen?" Das ginge ja nur mit einem anderen Strafzettel oder wenn sie in einen Unfall verwickelt gewesen wäre. Und ein Foto von ihrem Auto vor der Arztpraxis hat sie auch nicht. Warum auch? "Warum sollten wir denn überhaupt über fünf Stunden ,Im Schiff’ parken?", fragt die 64-Jährige.

Sie und ihr Mann wohnen schließlich in Rot und hätten keinen Grund, ihr Auto so lange dort abzustellen. Für sie gibt es nur eine Erklärung: "Irgendwas stimmt da nicht mit den Aufzeichnungen."

Um Menschen zu finden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, schilderte sie ihren Fall auf "Facebook". Und prompt meldete sich eine Nutzerin, die berichtete, dass sie innerhalb von drei Stunden zweimal auf den Parkplatz gefahren sei, um Überweisungen zu tätigen. Sie habe ebenfalls zahlen müssen, da ihr die erste Einfahrt und die letzte Ausfahrt vorgelegt worden seien. "Beweisen konnte ich es nicht und Geld für einen Anwalt hab ich nicht", schreibt die Nutzerin weiter. "Dann hab ich überwiesen."

Und eben das wollen die Debatins nicht. "Ich zahl den Strafzettel nicht", kündigt Klaus Debatin an. "Ich gehe damit zum Anwalt." Und seine Frau geht auf Nummer sicher: Sie hatte neulich einen Friseurtermin "Im Schiff" – und hat sich hinfahren lassen.

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