Schriesheim

Alt-Bürgermeister Peter Riehl feiert 80. Geburtstag

Den "Vater des Branich-Tunnels" würdigen Horst Schütze, Siegfried Schlüter, Friedrich Ewald, Hans-Jürgen Krieger und Christian Wolf.

19.05.2022 UPDATE: 20.05.2022 06:00 Uhr 4 Minuten, 42 Sekunden
Der Bürgermeister der Herzen: Peter Riehl bei seinem 75. Geburtstag. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Am heutigen Freitag wird Peter Riehl 80 Jahre alt – aber gesundheitsbedingt hat er alle Feiern abgesagt. Die RNZ bat Riehls langjährige Weggefährten, den Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger zu würdigen: Seinen langjährigen Stellvertreter Horst Schütze (der exakt einen Monat vor Riehl 80 Jahre wurde) und die einstigen Fraktionsvorsitzenden Siegfried Schlüter (78, CDU), Friedrich Ewald (71, Freie Wähler), Hans-Jürgen Krieger (78, SPD) und Christian Wolf (66, Grüne Liste).

> Horst Schütze: Peter Riehl ist wohl auf die Welt gekommen, um Bürgermeister von und nur für Schriesheim zu werden. Und er beeilte sich: Schon mit 32 Jahren wurde er, fachlich bestens ausgebildet und erfahren, zum ersten Mal in dieses Amt gewählt. Noch drei sehr erfolgreiche Wahlen sollten folgen. Und 32 Jahre lebte er die Erfüllung seines Traums, lebte er seine Berufung. Als sein Stellvertreter, als Stadtrat, als seine rechte Hand bei Veranstaltungen, sogar auf seinem zunächst etwas holprigen Weg nach Uzès durfte ich ihn kennen- und schätzenlernen. Seine ständige Unruhe, nämlich sein Schriesheim vorwärtsbringen zu wollen, es liebens- und lebenswerter zu machen, hat ihn in der gesamten Region bekannt und anerkannt werden lassen.

Peter Riehl 1988 auf dem Mathaisemarkt, umrahmt von den Weinhoheiten, mit seinem politischen Idol Franz Josef Strauß. Foto: Dorn

Dabei half ihm sein Instinkt, neue Chancen und Wege zu finden, und mit seiner Natürlichkeit, Direktheit und auch Hartnäckigkeit öffnete er viele Türen in wichtigen Ämtern – ohne ihn gäbe es keinen Tunnel. Vielleicht aber bleibt mir und vielen, die ihm begegnet sind, am meisten in Erinnerung, wie viel Herzblut er für sein Schriesheim einbrachte, für seine Bürger – insbesondere für die, die am meisten Hilfe brauchten und, wenn möglich, auch bekamen. Der Bürgermeister und Ehrenbürger hat sich um Schriesheim verdient gemacht.

> Siegfried Schlüter: Vor fast 50 Jahren, zu Beginn des Jahres 1973, haben wir uns zum ersten Mal zu einem längeren persönlichen Gespräch bei mir zu Hause getroffen. Du batest mich als den Vorsitzenden der gerade neu gegründeten Jungen Union um unsere Unterstützung für Deine Bürgermeisterkandidatur. Ich war sehr schnell von Deiner offenen und ehrlichen Art, aber auch von Deiner Fachkompetenz, beeindruckt. Spontan sagte ich Dir meine persönliche Unterstützung zu. Dies war der Beginn einer vertrauensvollen, ehrlichen und offenen Zusammenarbeit. Wir konnten uns gegenseitig aufeinander verlassen. Auch wenn wir unterschiedlicher Meinung waren, besprachen wir, häufig unter vier Augen, dies immer offen und ehrlich und kamen immer zu einem Ergebnis. Mal konntest Du mich überzeugen, mal ich Dich (zugegebenermaßen nicht so häufig).

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In Deiner loyalen, verbindlichen Art und mit Deiner Persönlichkeit hast Du fast unmöglich erscheinende Vorhaben durchsetzen können, vor allem bei dem jahrzehntelangen "Kampf" für den Branichtunnel. Wie oft waren wir beide in Stuttgart und haben dort für ihn gekämpft? Aufgegeben haben wir nie. Das entscheidende Gespräch fand dann im Büro des damaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger statt. Ich spürte sofort, dass zwischen euch beiden die Chemie stimmte. Daraus entstand dann auch schnell zwischen Dir und ihm eine bis heute anhaltende Freundschaft. Ihr habt euch von Anfang an geschätzt und gegenseitig vertraut. Das war eine wichtige Hilfe für die Zusage des Ministerpräsidenten für den Tunnel.

Ohne Vertrauen gibt es keine dauerhafte Freundschaft. Wir sind uns von Anfang an mit Respekt und großem gegenseitigen Vertrauen begegnet, und es hat sich daraus eine bleibende, echte Freundschaft entwickelt. Zur Überraschung vieler haben wir uns sehr lange gesiezt, bei Dir als "volkstümlicher" äußerst kommunikativer Bürgermeister ungewöhnlich – vielleicht war es auch ein Zeichen des gegenseitigen Respektes. Und für diese Freundschaft bedanke ich mich bei Dir.

> Friedrich Ewald: Schon früh kreuzten sich unsere Wege. Peter und ich wuchsen nur wenige Meter voneinander entfernt in Schriesheim auf. Im November 1973 ging es für Peter schon bald in den Bürgermeisterwahlkampf. Auf seine Kandidatur hat Peter schon frühzeitig gut und zielgerichtet hingearbeitet. Er wusste schon in jungen Jahren, was er erreichen wollte und wie er zu seinem großen Ziel kommt. Als ich 1980 erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde, waren Peter und ich natürlich regelmäßig in Kontakt, insbesondere als ich später dann in der Nachfolge von Ehrenbürger Peter Hartmann zum Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler gewählt wurde. So manche harten Diskussionen hinterliessen zeitweilig Spuren.

Der „schwarze Peter“ (Riehl) und der „rote Peter“ (Denger, Mitte, von 1979 bis 1995 Dossenheimer Bürgermeister) im November 2005 auf Abschiedstour an der Bergstraße.

Trotzdem stand der Mensch Peter Riehl für mich nie im Zweifel. Damals wie heute habe ich große Achtung und Wertschätzung vor seiner immensen Leistung. Er hat sich stets völlig uneigennützig für sein Schriesheim, eingesetzt – und zu oft private Dinge zurückgestellt. Mit hohem fachlichen Wissen, großem Engagement und hoher Leidenschaft war Peter quasi sieben Tage die Woche für seine Stadt und ihre Bürger im Einsatz. Seine großen Verdienste um unsere Stadt zeigen sich zum Beispiel durch den Bau des Sportzentrums und der Kindergärten, Investitionen in die Schulen, Schaffung von Neubaugebieten, Förderung der Vereine, Fortentwicklung des Mathaisemarkts zum größten Wein- und Volksfest in der Region, Rebflurneuordnung am Kuhberg und vieles mehr. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft bei seiner Verabschiedung nach 32 Jahren als Bürgermeister ist Ausdruck der hohen Wertschätzung und äußeres Zeichen des Dankes für sein Wirken zum Wohle Schriesheims. Peter war nichts zu viel, wenn es um seine Stadt, sein Schriesheim ging. Sein ausgeprägtes, starkes soziales Wesen und seine große Hilfsbereitschaft bleiben mir außer all den anderen vielen guten Dingen in bester Erinnerung.

> Hans-Jürgen Krieger: Es ist schade, dass der Alt-Bürgermeister die Glückwünsche zu seinem 80. Geburtstag nicht persönlich entgegennehmen kann. Ich hätte ihm zu diesem besonderen Tag gerne meine Reverenz erwiesen. Das heute gute Verhältnis war nicht immer so. In der langen Geschichte der gemeinsamen Arbeit im Gemeinderat – Riehl als Bürgermeister, ich als Fraktionsvorsitzender der SPD – gab es immer wieder kontroverse, teils heftige Diskussionen über Grundsatzfragen, Ziele, Wege der Stadtentwicklung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir ganz oft im Interesse der Bürger unserer Stadt gangbare Wege und gute Lösungen gefunden haben. So hat sich unsere persönliche Beziehung im Laufe der Jahre vertrauensvoll und wertschätzend entwickelt. Sie ist getragen von gegenseitigem Respekt, vom Wissen um die fachliche Kompetenz Riehls, verbunden mit seiner persönlichen Integrität und seinem unermüdlichen Einsatz.

Und so wünsche ich heute, dass wir uns an seinem nächsten Geburtstag treffen können, Erinnerungen austauschen und uns gemeinsam freuen, dass unsere Stadt in den "32 Jahren Peter Riehl" eine so beeindruckende Entwicklung nehmen konnte.

> Christian Wolf: Peter Riehl habe ich als entschlossenen und entscheidungsfreudigen Bürgermeister kennengelernt. Er packte die Dinge an und schaffte es sogar, dass Schriesheim ein 100-Millionen-Projekt vom Land geschenkt wurde: der Tunnel. Er lebte für sein Amt und für "sein" Schriesheim. Er ist wegen seines großen Engagements zu Recht Ehrenbürger seiner Heimatstadt geworden.

Andere Meinungen konnte er allerdings nur schwer ertragen. Schriesheim wurde mit der Zeit immer offener und moderner, Peter Riehl blieb konservativ. Ich kann mich gut daran erinnern, wie schwer es war, ihm die Verlängerung der Kindergarten-Öffnungszeiten von 12 auf 14 Uhr abzuringen. Eine Ganztagesbetreuung war mit ihm nicht drin.

Im Gemeinderat verließ er sich auf seine CDU und Freien Wähler, die lange eine Mehrheit hatten. Mit ihnen setzte er zu 100 Prozent seine Ansichten durch. Dass immer mehr Schriesheimer andere Meinungen hatten und wir Grünen immer stärker wurden, fand bei ihm kaum Berücksichtigung. Wir fühlten uns damals als starke Minderheit oft von ihm ausgegrenzt. Schriesheim war aber mehr als nur Peter Riehl, CDU und Freie Wähler. Und so hatte er einen entscheidenden Anteil daran, dass ihm ein Grüner als Bürgermeister nachfolgte.

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