Glasfaser sorgt in Mühlhausen für Chaos und Ärger
Wann haben die Stolperfallen ein Ende? Noch ist eine Einigung Mühlhausens mit der Deutschen Glasfaser nicht in Sicht.

Von Sebastian Lerche
Mühlhausen/Tairnbach. Bürgermeister Jens Spanberger hatte drei Wochen lang kein Telefon. Und nicht nur er: Bei Arbeiten für die Deutsche Glasfaser war mehr als eine Leitung zerrissen worden. Anwohner konnten per Auto nicht mehr von ihrem Grundstück, weil urplötzlich eine Baustelle auftauchte. Wege-Untergründe wurden nicht korrekt verdichtet, sodass ein Absacken droht. Das Pflaster wurde so schlampig wieder zusammengepuzzelt, dass Gehwege mit Stolperfallen übersät sind und Verletzungsgefahr besteht. Falsche Werkzeuge, falsche Ausrüstung, mangelnde Sprachkenntnisse, mangelnde Sorgfalt, mangelndes Wissen über hiesige Vorschriften.

Die Liste an Vorwürfen gegenüber der Deutschen Glasfaser, deren Auftragnehmer und dessen Subunternehmen ist lang. Sowohl im Mühlhausener Gemeinderat als auch im Tairnbacher Ortschaftsrat bot der Ausbau des schnellen Internets reichlich Diskussionsstoff. "Ich könnte ein Buch drüber schreiben", meinte Tairnbachs Ortsvorsteher Rüdiger Egenlauf: "Man kriegt das nackte Grausen."
In Tairnbach gilt seit über sechs und in Mühlhausen seit mehr als zwei Wochen ein Baustopp fürs Glasfasernetz, in Rettigheim haben die Arbeiten gar nicht erst beginnen dürfen. "Das Chaos und die gravierenden Schadstellen müssen erst beseitigt werden", betonten Bürgermeister Spanberger und Ortsvorsteher Egenlauf. Jetzt am Donnerstag fand eine weitere Bauabnahme in Tairnbach statt, bei der die ganzen Problemstellen unter die Lupe genommen wurden.
"Wir sind keinen Schritt weiter", berichtete Jens Spanberger am Freitag der RNZ. Die Frustration, dass nun wieder Arbeitskolonnen anrücken, wieder Baustellen entstehen und danach alles wieder überprüft werden muss, war ihm deutlich anzuhören. "Das geht noch eine Weile hin und her." Und der Baustopp für die Deutsche Glasfaser und deren Subunternehmen bleibt.
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Die Kontrollen der verschiedenen Sub-Sub-Unternehmen gestalten sich zeit- und personalaufwendig. Mühlhausen hat sogar seinen ehemaligen Bauamtsleiter Rudi Pfeifer aus dem Ruhestand geholt, um ein Auge auf die vielen Baustellen zu haben, "unermüdlich ist er unterwegs", so Spanberger.
Der Kontrast zur Arbeitsweise der Partner von "Fibernet", dem Zweckverband des Rhein-Neckar-Kreises für schnelles Internet per Glasfaser, könnte nicht größer sein. Aber nicht nur zu denen: Auch die Bautrupps der Deutschen Glasfaser unterscheiden sich untereinander massiv. Einige liefern Arbeitsergebnisse, die Egenlauf nur als "eine einzige Katastrophe" bezeichnen kann, andere arbeiten zügig, kompetent und in Abstimmung mit den Anwohnern, sodass es nur Lob gibt.
Das ist ein Grund, warum die Gemeinde noch nicht die Reißleine gezogen hat: die Hoffnung, dass irgendwann ein Trupp übernimmt, der weiß, was er tut. Auch andere Telekommunikationsunternehmen hätten, wie sich zeigte, nicht immer Glück mit ihren Auftragnehmern. Die Deutsche Glasfaser hat zudem das Recht, das Netz auszubauen: Die Gemeinde wird nur gefragt, weil ihr die Gehwege und Straßen gehören, die aufgemacht werden müssen, sie kann Auflagen erlassen und gemäß Straßenverkehrsrecht darauf bestehen, dass Mängel beseitigt werden – so oft wie nötig.
Der Hauptgrund für die fortdauernde Zusammenarbeit aber ist, dass niemand sonst in Aussicht gestellt hat, das Glasfasernetz so schnell und ohne Kosten für die Gemeinde in allen Ortsteilen zu verlegen. Die Millionenbeträge, die dafür im Raum stehen, hätte Mühlhausen bei all den anderen drängenden Aufgaben nicht aufbringen können, nicht in einer akzeptablen Zeitspanne. Und dass schnelles Internet gebraucht wird, da gibt es keine zwei Meinungen. "Das ist viel zu wichtig", so Spanberger.
Andererseits räumten er und Egenlauf ein, dass der Vertrauensverlust groß sei. Sie gaben auch Vertretern von Gemeinde- und Ortschaftsrat Recht, dass man alle Möglichkeiten nutzen müsse, um die "massiven Schäden am Gemeindevermögen" beheben zu lassen – und auf einer Gewährleistung über wenigstens fünf Jahre hinweg bestehen müsse.