Sandhausen

Petra Weiß tritt zur Bürgermeisterwahl in Sandhausen an (Update)

Nach Klettis Verzicht steht die erste Kandidatin bereit. Petra Weiß gründete Initiative "Pro Waldschutz".

26.10.2020 UPDATE: 28.10.2020 20:00 Uhr 5 Minuten, 41 Sekunden
Petra Weiß kandidiert 2021. Foto: heb

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Nach der Ankündigung des Amtsinhabers Georg Kletti (CDU), zur Bürgermeisterwahl 2021 nicht anzutreten, hat sich die erste Bewerberin um dessen Nachfolge gemeldet: Petra Weiß teilte der RNZ mit, dass sie für die Wahl in der Hopfengemeinde nächstes Jahr kandidiert. Bekannt wurde die 50-jährige Sandhäuserin durch ihr Engagement in der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI) seit Sommer 2019.

Rathauschef Kletti hatte – wie berichtet – die Öffentlichkeit in der Gemeinderatssitzung am Montag über seinen Rückzug informiert. Daraufhin erklärte Weiß: "Ich kandidiere nächstes Jahr." Diese Entscheidung stehe derweil schon seit gut einem Jahr fest. Natürlich wäre sie auch gegen Kletti angetreten, sagt sie – die Nachricht über dessen Verzicht auf eine dritte Kandidatur habe sie aber dazu bewegt, ihre Bewerbung umgehend bekannt zu geben.

Weiß ist in der Hopfengemeinde aufgewachsen, ging hier in den Kindergarten und zur Grundschule, legte am Friedrich-Ebert-Gymnasium ihr Abitur ab. Die Diplom-Verwaltungswirtin ist heute bei der Stadt Leimen für Baurecht und Bauleitplanung zuständig. Mit Blick auf ihre Kandidatur betont die verheiratete Mutter zweier Kinder: "Ich mache das nur einmal und ich mache es nur zu Hause." Das Bürgermeisteramt komme für sie also nur in ihrer Heimatgemeinde in Frage, im Falle einer Wahlniederlage schließt die parteilose Bewerberin eine erneute Kandidatur in einer anderen Kommune aus.

Ihre Vorbereitungen für den Wahlkampf liefen bereits auf Hochtouren, mit dem Start ihrer Kampagne will sie aber noch etwas warten. Inhaltlich hebt sie schon jetzt hervor: "Ich will meine Kandidatur natürlich nicht auf die Themen Wald und SV Sandhausen reduziert sehen." Weiß hatte die BI vergangenes Jahr gegründet, um gegen die geplante Erweiterung des SV Sandhausen (SVS) um zwei Sportplätze und über 140 Parkplätze vorzugehen: Ursprünglich sollten dafür rund 2,5 Hektar Wald im Schutzgebiet Schwetzinger Hardt gefällt werden; diese Pläne liegen wegen des seit Frühjahr 2019 stetig gewachsenen Protests derzeit auf Eis. Dabei betont Weiß immer wieder, dass es ihr nicht um Mobilisierung "gegen den SVS" gehe; hätte ein anderer Verein dasselbe Projekt geplant, hätte sie sich genauso dagegen engagiert, sagt sie.

Auch interessant
Sandhausen: Wohnwagen parken laut Verkehrsamt zu Recht in Waldstraße
Walldorf/Sandhausen: Kein Grund zur Panik beim Grundwasser
Geothermieprojekt Oberrheingraben: Neue Pläne, alte Sorgen

"Ausschlaggebend" für ihre Kandidatur sei der "Blick hinter die Kulissen" gewesen, den sie im Zuge ihres BI-Engagements erhalten habe: "Insbesondere was die Transparenz angeht, hätte man in dieser Angelegenheit schon früher mit offeneren Karten spielen und auf mehr Beteiligung setzen können." Weiß will als unabhängige Kandidatin ins Rennen gehen, sie weiß nach eigenen Angaben aber schon einige Unterstützer hinter sich.

Update: Mittwoch, 28. Oktober 2020, 20 Uhr


Reaktion der Fraktionen auf Georg Klettis Kandidatur-Verzicht

Uwe Herzog (CDU). Foto: privat

Uwe Herzog (CDU) bedauert Klettis Rückzug. "Wir haben auch erst an diesem Abend von der Entscheidung erfahren", sagt der Fraktionssprecher, der sich "weitere acht Jahre" mit Kletti an der Rathausspitze gewünscht hätte. Zumal Herzog dann auch die "jungen Leute" der Sandhäuser Christdemokraten "im richtigen Alter" gesehen hätte, um sich für eine Nachfolge zu bewerben. Doch allgemein zeigt der CDU-Rat Verständnis für Klettis Entschluss, den er "nach 16 Jahren im Amt, mit 53 Jahren" zugleich "mutig" nennt. "Er hat sehr gute Arbeit geleistet", resümiert Herzog, "Sandhausen steht gut da und wir sind keine Gemeinde, in der ein Bürgermeister große Schwierigkeiten zu erwarten hat." Entsprechend optimistisch zeigt sich der Fraktionssprecher, dass sich einige Bewerber um Klettis Nachfolge melden werden. Einen eigenen Kandidaten haben die Christdemokraten noch nicht, wollen diesen aber möglichst bis Weihnachten gefunden haben.

Thorsten Krämer (SPD). Foto: Alex

Thorsten Krämer (SPD) wurde "sehr überraschend" von der Ankündigung des Noch-Bürgermeisters getroffen. "Ich war geplättet, da ist mir erst mal die Spucke weggeblieben." Insgesamt beschreibt der stellvertretende SPD-Fraktionssprecher aber die "Art und Weise, den Rückzug anzukündigen, als sehr respektvoll". Mit Blick auf Klettis Amtszeit attestiert Krämer ihm, "anständige Arbeit" geleistet zu haben. "Dass wir als politische Gegner nicht immer einer Meinung waren, ist ja auch klar", sagt der Sozialdemokrat über den CDU-Bürgermeister. "Aber ich kann ihm nichts Schlimmes vorwerfen." Im Rückblick sei Kletti "eher als Macher zu sehen und weniger als Gestalter". Aber er habe stets "solide" gearbeitet, so Krämer. Die Einberufung einer "Findungskommission" zur Ermittlung eines eigenen Kandidaten habe der SPD-Ortsverein bereits vor diesem Paukenschlag für diese Woche vorgesehen, sagt Krämer. "Der Plan war von Anfang an, den Bürgern eine Wahl zu bieten."

Ernst Klinger (FDP). Foto: Popanda

Ernst Klinger (FDP) zeigte sich insgesamt "nicht überrascht" von Klettis Schritt. "Ich habe es nicht gewusst, aber ich habe damit gerechnet." Denn es sei "immer schwierig, sich nach zwei Amtsperioden für eine dritte zu entscheiden", meint der Fraktionssprecher der Liberalen. "Direkte Anzeichen" für den bevorstehenden Rückzug habe Klinger zuletzt zwar nicht erkannt. "Aber in Sandhausen wird es für einen Bürgermeister immer schwieriger", erklärt er, "wir haben die Baumschützer, die Parkplatz-Probleme und es gibt immer wieder Ärger mit Hundebesitzern." So habe er doch Verständnis dafür, dass sich ein Rathauschef nach "immerhin 16 Jahren" nun zurückziehen wolle. "Wir bedauern es", sagt Klinger. Jetzt will sich seine Partei anschauen, welche Kandidaten ins Rennen ziehen, "und ob wir vielleicht jemanden unterstützen, der in unsere Richtung geht".

Ralf Lauterbach (GAL). Foto: Alex

Ralf Lauterbach (GAL) bewertet den Entschluss und dessen Ankündigung als "anständig", wenngleich diese auch die Fraktion der Grün-Alternativen Liste "überraschend erwischt" habe. Lauterbach beschreibt Klettis Rückzug als "gut überlegt und aus persönlichen Motiven". "Ich hatte zu keiner Zeit den Eindruck, dass er das aus Groll macht oder weil ihm etwa zu viele Baumschützer im Ort sind." Entsprechend habe man auch bei der GAL "fest damit gerechnet, dass er wieder antritt". Mit Blick voraus sagt der Fraktionssprecher: "Jeder Rückzug ist immer auch ein Verlust, aber jedes Ende ist auch ein neuer Beginn." So habe auch Kletti bei der Erklärung seines Rückzugs selbst gesagt, dass er "Platz für neues Denken" mache. "Das wollen wir aufgreifen und das können wir auch gut gebrauchen", so Lauterbach, der bereits ein "deutliches Bekenntnis zur Unterstützung einer Kandidatin" für die Wahl ankündigt.

Update: Mittwoch, 28. Oktober 2020, 20 Uhr


Bürgermeister Georg Kletti verzichtet auf dritte Kandidatur

Bürgermeister Georg Kletti. Foto: privat

Von Thomas Frenzel

Sandhausen. Den Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" hatte es in Sanadhausen schon sehr, sehr lange nicht mehr gegeben. Jetzt am Montag schloss er mit der symbolträchtigen Nummer 13 den öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung ab. Bürgermeister Georg Kletti nutzte ihn für eine persönliche Erklärung. Deren Botschaft: Der 53-jährige CDU-Politiker wird für eine dritte Amtszeit nicht mehr zu haben sein. Will heißen: Sandhausen muss sich für die Zeit nach dem 30. Juni 2021 jemand Neues für die Rathausspitze suchen müssen.

Dass sich Kletti den Verzicht auf eine erneute Kandidatur nicht leicht gemacht hat, war aus seiner persönlichen Erklärung herauszuhören. Von einer "ständigen Abwägung zwischen persönlicher Freiheit und Verantwortung im Amt" war darin genauso die Rede wie von dem "Amt auf Zeit", das in Würde zu tragen, aber auch wieder zu verlassen sei. "Demokratie lebt vom Wechsel und 16 Jahre sind eine lange Zeit für einen Amtsinhaber", sagte Kletti – auch mit Blick auf die Herausforderungen, die sich täglich stellten: "Unsere Gemeinde ist ständig in Bewegung und vieles entwickelt sich immer schneller und dynamischer". Deshalb sei er überzeugt, dass eine Veränderung an der Spitze Sandhausens "mehr Chancen als Risiken" biete.

Ein Abschied im Groll ist das am Montag und damit frühzeitig angekündigte Tschüs für Kletti nicht. Ganz im Gegenteil. "Was wir gemeinsam erreicht haben, kann sich sehen lassen", sagte der künftige Bürgermeister a. D. in Richtung des Gemeinderats und der 240-köpfigen Belegschaft der Gemeinde.

Seit seiner Wahl 2005, als sich Kletti im zweiten Wahlgang mit 42 Prozent gegen fünf verbliebene Mitkandidaten durchsetzte und die Nachfolge von Erich Bertsch antrat, war allerhand bewegt worden – stets mit Blick auf gesunde Gemeindefinanzen. Die Hauptstraße wurde grundsaniert, das Schulzentrum wurde auf Ganztagsbetrieb umgestellt, Sozialwohnungen wurden gebaut, das Neubaugebiet Große Mühllach und das Gewerbegebiet in Richtung St. Ilgen gestemmt. Und es wurde der mit höchstrichterlichen Ehren abgesegnete Rückbau der Landesstraße L 600 zwischen dem Umspannwerk an der L 598 und Bruchhausen verhindert, der den Sandhäuser Innerort massiv mit Verkehr belastet hätte. Stattdessen wird der Sandhäuser Forst nun in eine hochwertige Sanddünenlandschaft umgebaut.

Apropos Wald: Der Aufstieg des SV Sandhausen von der Ober- in die zweite Bundesliga garantierte der einstigen Hopfengemeinde nicht nur einen bundesweiten Werbeträger, sondern auch immerwährende politische Auseinandersetzungen. Mal um den Bau eines Stadions, mal um das Arrangieren tausender Parkplätze, mal um Stadionerweiterungen. Dabei ist der jüngste Streit um die Neuanlage zusätzlicher Trainingsplätze noch nicht erwähnt, geschweige denn ausgestanden.

Zurück zum Montagabend. In Bezug auf seine berufliche Zukunft hielt sich Kletti in seiner Erklärung bedeckt: "Als diplomierter Wirtschaftsingenieur (FH) werde ich mich auf die Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung begeben." Vor seiner Wahl wirkte er zehn Jahre bei einem namhaften Druckmaschinenhersteller, zuletzt als Führungskraft.

Ein unpolitischer Mensch wird Kletti, der seit 34 Jahren der CDU angehört, auch nach seiner zweiten Amtszeit nicht – selbst wenn er sich ungeachtet seiner elf vorbürgermeisterlichen Jahre als Sandhäuser Gemeinderat vorgenommen hat, sich aus der Ortspolitik herauszuhalten. Sein Mandat im Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises will er auch weiterhin dazu nutzen, um die Interessen von Sandhausen und Nußloch zu vertreten.

Stand: Montag, 26. Oktober 2020 Uhr

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.