Sandhausen

Gegen die Kermesbeere - Hilferuf ans Rathaus

Die Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" fordert zu "kurzfristigen Maßnahmen" auf. Die Verwaltung plant bereits einen Aufruf.

05.08.2021 UPDATE: 06.08.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Nicht nur im Wald breitet sich die Kermesbeere aus: Auch im Garten von Sascha Heinzerling aus Sandhausen hat sich – ohne sein Zutun – ein Exemplar breit gemacht. Foto: heb

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Jetzt schlagen die Waldschützer Alarm: Die Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI) hat in einem offenen Brief an Bürgermeister Hakan Günes und den Gemeinderat zu "kurzfristigen Maßnahmen" aufgefordert, um die rasante Ausbreitung der für den Wald schädlichen Kermesbeere zu stoppen. Bekanntlich hatte sich vor einigen Monaten bereits die an mehreren Orten der Region engagierte "Aktionsgemeinschaft Hardtwald" gegründet, um mit Spaten und Handschuhen das Problem im wahrsten Wortsinn "an der Wurzel" zu packen. Doch es brauche noch mehr helfende Hände, schreibt die BI nun.

Über den Sommer liefen bereits zahlreiche Arbeitseinsätze an verschiedenen Orten in der Schwetzinger Hardt. BI-Sprecherin Petra Weiß berichtete auf RNZ-Anfrage von geschätzten 1000 Arbeitsstunden allein im Sandhäuser Wald. Rund 40 Ehrenamtliche würden hier teilweise auch spontan nach Feierabend auf eigene Faust in den Kampf gegen die Kermesbeere ziehen.

"Binnen kürzester Zeit" seien durch die zurückliegenden Dürrejahre entstandene Kahlflächen von der Kermesbeere "überwuchert" worden, beschreibt die BI. Und weiter: "Einer natürlichen Verjüngung, wie auch den noch verbliebenen Bestandsbäumen, wird durch diese schnell wachsende Pflanze Licht und durch ihre pfahlartigen Wurzeln auch noch das ohnehin schon wenige Wasser entzogen." Eine Pflanze könne rund 40.000 Samen verteilen, wodurch zusätzlich eine "großflächige Verbuschung beziehungsweise Versteppung" drohe, die teilweise auch schon um sich gegriffen habe. Weiß erklärt, dass die Eindämmung des Wachstums gerade auch bei dem momentan feuchten und warmen Wetter schwierig sei.

Trotz der Bemühungen von Wald- und Naturschützern sei "diese Pflanze nicht in den Griff zu bekommen", stattdessen breite sie sich weiter "exponentiell stark" aus. Unter Verweis auf Rücksprachen mit der Forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt Freiburg erklärt die BI, dass ein "selektives Pestizid" gegen die Kermesbeere bisher nicht entwickelt werden konnte. Aus diesen Gründen sei nicht mehr damit zu rechnen, "dass sich heimische Laubbaumbestände mit gewisser Klimaresistenz von alleine regenerieren und einen neuen Wald entstehen lassen". Daher sei aktuell die einzige Lösung, die Pflanzen auszugraben und ordnungsgemäß über den Restmüll zu entsorgen – und dafür seien wesentlich mehr Helfer vonnöten. Dazu schlägt die BI etwa einen Aufruf zu einer "groß angelegten Freiwilligenaktion" unter Schirmherrschaft der Gemeinde mit Bürgern, Vereinen, Parteien und anderen Organisationen vor. "Der Wald braucht uns jetzt wirklich alle", heißt es abschließend.

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Der gerade einmal seit fünf Wochen amtierende Bürgermeister Günes antwortete schnell. In der zur Veröffentlichung freigegebenen E-Mail bedankt er sich – auch im Namen des Gemeinderats – für den "unbezahlbaren und unermüdlichen Einsatz", den viele Sandhäuser bereits im Wald geleistet hätten. Im Rathaus liefen schon Planungen für entsprechende Maßnahmen gegen die Kermesbeere, so Günes. Er stehe unter anderem in Kontakt mit dem Gründer der "Aktionsgemeinschaft Hardtwald", Klaus Frohn. Es sei vorgesehen, einen Aufruf "an sämtliche Vereinigungen zu streuen", erklärte der Bürgermeister.

BI-Sprecherin Petra Weiß. Foto: heb
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