"Man muss die Bäume im Auge behalten"
Norbert Theobald ist einer der wenigen Privatwaldbesitzer im Raum Schwetzingen. Bei ihm ist es einfacher als in Staatswäldern.

Von Harald Berlinghof
Hockenheim. "Ich hab’s leicht. Weil ich in meinem Wald keine wirtschaftlichen Interessen verfolge. Ich muss nicht effektiv sein und auch nicht die Holzpreise im Auge behalten. Schädlinge bekämpfen bei mir die Spechte und wässern kann ich auch, weil der Hardtbach meine Grundstücksgrenze begleitet", erzählt Norbert Theobald gut gelaunt, unter einer Zeder auf einer Bank sitzend.
Sein Grundstück ist 6600 Quadratmeter groß. Davon nimmt sein Mischwald geschätzt ein halbes Hektar in Anspruch. 300 Bäume nennt er sein eigen – ebenfalls geschätzt, denn gezählt hat Theobald sie bis zum heutigen Tag noch nicht. Mit einem halben Hektar Wald gehört er nicht gerade zu den Großen unter den Waldbesitzern, sondern fällt in die Kategorie "Kleinstprivatwald".

Der größte Anteil der Wälder in der Region Schwetzingen ist Staatswald und Kommunalwald. Dennoch ist Theobald in Hockenheim damit einer der größeren Waldbesitzer, denn der Privatwaldbesitz in Hockenheim und der gesamten Schwetzinger Hardt ist extrem zersplittert in kleine und kleinste Areale. Aber der Klimawandel und die Trockenheit machen auch vor den Kleinen nicht Halt.
Ohne Wässern geht die Verjüngung des Walds schief. Aber der Hardtbach liefert dem begeisterten Waldbesitzer Theobald ausreichend erfrischendes Nass für seine Bäume. "Man muss die Bäume im Auge behalten und notfalls eingreifen", sagt Theobald. So gesehen, ist sein Waldstück eher ein betreuter Waldgarten.
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Hintergrund
Großer Privatwald ist in Deutschland Adelssache. Auf Platz eins der Privatwaldbesitzer in Süddeutschland steht die Familie von Thurn und Taxis, dicht gefolgt von den Fürsten zu Hohenzollern. Immerhin 36 Prozent der Waldfläche in Baden-Württemberg sind
Großer Privatwald ist in Deutschland Adelssache. Auf Platz eins der Privatwaldbesitzer in Süddeutschland steht die Familie von Thurn und Taxis, dicht gefolgt von den Fürsten zu Hohenzollern. Immerhin 36 Prozent der Waldfläche in Baden-Württemberg sind Privatwald, nur übertroffen vom Körperschaftswald der Kommunen und Kirchen.
Im Bereich der Schwetzinger Hardt zwischen Ketsch, Schwetzingen und Oftersheim, Hockenheim und Altlußheim sowie Reilingen und Walldorf, gibt es 3125 Hektar Wald. Davon sind fast drei Viertel Staatswald und ein knappes Viertel Kommunalwald. Die Privatwälder stellen kaum nennenswerte Anteile dar, der größte unter ihnen ist der Hubwald in Altlußheim. (hab)
Den Förstern, die in den Staatswäldern und in den kommunalen Waldarealen unterwegs sind, ist diese Möglichkeit der Baumförderung weitgehend verbaut. Viel zu aufwendig und kostenintensiv wären Bewässerungsmaßnahmen. Schließlich sind die Wälder der öffentlichen Hand neben Klimaregulatoren, Naturrefugien und Naherholungsgebieten auch Wirtschaftsbetriebe.
Aber auch Privatwälder unterliegen, wenn sie eine bestimmte Größe erreichen, ökonomischen Gesetzen. Die Baumpflege, die in Zeiten des Klimawandels immer intensiver werden muss, kostet Geld und soll zumindest von den Erträgen einer Holzwirtschaft gedeckt werden. Einer der größeren Privatwälder in der Region Schwetzingen, der definitionsgemäß in die Kategorie "mittlerer Privatwald" (bis 1000 Hektar) fällt, ist der Altlußheimer Hubwald mit seinen knapp 210 Hektar Größe. Als Genossenschaftswald mit ursprünglich 29 frühmittelalterlichen "Hübnern", abgeleitet von Hube, was kleines Gut bedeutet, hat er eine lange Tradition, die bis heute von der Hubwald Gemeinschaft und ihrem Vorsitzenden Klaus Eichhorn weiter am Leben erhalten wird.
Dass es die Wälder zwischen Mannheim und Bruchsal, also auch in der Spargelregion um Schwetzingen, ganz besonders schwer haben, liegt am sandigen und kiesigen Boden mit wenig Wasserhaltekraft. "Die Humusschicht ist dünn. Die Bauern im Mittelalter haben die besten Böden für ihre Landwirtschaft gerodet. Auf den schlechteren Böden haben sie den Wald stehen lassen", erklärt Eichhorn.
Neupflanzungen benötigen Bewässerungen, Schädlinge wie Borkenkäfer, Maikäfer-Engerlinge, Mistelbefall und eingeschleppte Kermesbeere schwächen die Bäume zusätzlich, klagt er. Der Wald bestand einst zu 80 Prozent aus Kiefern, doch Trockenheit und Schädlinge haben sogar der für den Sandboden prädestinierten Baumart extrem zugesetzt.
Eine selbsttätige Verjüngung des Walds findet kaum noch statt, auch Aufforstungen durch das Kreisforstamt Rhein-Neckar, das im Auftrag der Hubwald-Gemeinschaft den Wald bewirtschaftet und dafür "Beförsterungsgeld" erhält, schlagen immer öfter fehl.
"Vor zehn Jahren haben wir zehn verschiedene Baumarten probiert. Von denen hat praktisch keiner überlebt", so Eichhorn. "Die Douglasien sterben ab. Die waren eigentlich wegen ihres guten Holzes unsere Sparkasse", erklärt er. Eine Bewässerung wäre die einzige Möglichkeit.
Aber man ist teilweise FFH-Gebiet, Vogelschutzgebiet und Naturschutzgebiet. Eine Wasserentnahme aus dem Kriegbach sei da eher unwahrscheinlich. Und Brunnen zu bohren müsse mit der Nachbargemeinde Altlußheim abgestimmt werden, damit der Grundwasserspiegel nicht noch weiter absinkt. Allerdings würde das die Kosten für die Holzerzeugung noch einmal steigern.
Die Evangelische Pflege Schönau, die über die Hälfte der Anteile am Hubwald besitzt, achte auf eine Wirtschaftlichkeit im Betrieb, so Eichhorn. Einer der Anteilseigner am Hubwald ist auch die Gemeinde Altlußheim. Insgesamt sind in der Hubwald-Gemeinschaft noch etwa 70 Privateigentümer vertreten. Man warte auf einen Vorschlag der forstlichen Versuchsanstalt Freiburg, welche Baumarten gepflanzt werden können.



