Den Schaden der Invasion begrenzen
Aktionsgemeinschaft Hardtwald hat der Kermesbeere den Kampf angesagt - Am Samstag gab es einen weiteren Rodungstag

Von Werner Popanda
Sandhausen. Keine Frage: Die Kermesbeere macht sich in einem Ausmaß im Hardtwald breit, das nur als erschreckend bezeichnet werden kann. Denn diese aus Amerika stammende und in Europa eigentlich nicht heimische Pflanze mit ihren bis zu fünf Metern langen Wurzeln macht dort, wo sie in Mengen wächst, alles andere platt.
Weil sie sich damit allerdings keineswegs abfinden wollen, haben Klaus Frohn, Peter Schimass und Norbert Wilkens die Aktionsgemeinschaft Hardtwald ins Leben gerufen. Konkret aktiv war diese am Samstag auf den Flächen zwischen dem Beginn des Trimm-Dich-Pfades und dem Friedhof neben dem eingezäunten Areal mit neuangepflanzten Bäumen. Norbert Wilkens konnte zwar nicht mit von der Partie sein. Doch dafür stieß weitere Unterstützung hinzu.
Unterstützung war allem Anschein nach auch vonnöten, denn die Kermesbeere ist nicht nur in diesem Bereich im Massen vorhanden. Sondern beispielsweise auch an einem der kleinen Waldwege, die zum sagenumwobenen Sandhäuser "Hinkelesstein" führen.
Eben dort sind die Kermesbeeren zum Teil mannshoch in den Himmel geschossen – und das beileibe nicht nur auf einigen wenigen Quadratmetern. Auch hier setzte das Quartett seine Kurzspaten an und holte mit Schwung die Wurzeln aus der Erde, die dann zusammen mit den zumeist rötlich wie Rhabarberblattstiele gefärbten Stängeln samt Blättern beachtliche Haufen ergaben.
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"Die Kermesbeere verdrängt die heimische Vegetation durch Giftabgabe. Wenn das so weitergeht, haben wir demnächst keinen Wald mehr", verweist Klaus Frohn auch auf die Forstwirtschaft. Denn schließlich solle ja jedes Jahr Holz gefällt werden, was aber nicht hinhauen könne, wenn kein Holz mehr nachwachse. Aktuell sei es jedenfalls so, dass "überall dort, wo wir einen Baum wegnehmen, zwei Kermesbeeren nachwachsen – und irgendwann sind halt keine Bäume mehr da."
Damit angefangen, quasi als "Einzelkämpfer" partiell Flächen zu säubern, hat Frohn bereits vor fünf Jahren. 2020 entschloss er sich, die Kermesbeerenbeseitigung auf eine deutlich breitere personelle Basis zu stellen. Mit Aushängen, auf die man praktisch überall im und am Hardtwald wie etwa dem Oftersheimer Wildschweingehege stieß, suchte er Verstärkung. Und fand diese durchaus, denn in acht Monaten hätten sich gut 200 Mitstreiter der Aktionsgemeinschaft Hardtwald angeschlossen. Laut Frohn müsse auch die Bürgerinitiative "Pro-Waldschutz Sandhausen" mit weiteren 300 Engagierten hinzugerechnet werden.
Aber handelt es sich bei dem Einsatz gegen die Kermesbeere unterm Strich vielleicht doch um einen Kampf gegen Windmühlen? Hat dieser Einsatz überhaupt eine Chance, des Problems Herr zu werden? Hierauf gibt Klaus Frohn klipp und klar Antwort: "Wir kämpfen nur noch um Schadensbegrenzung. Dass wir den Wald noch mal von der Kermesbeere zurückerobern, das sehe ich nicht!" Es sei denn, man finde ein biogenetisches Mittel. Sprich: "Ein Pflanzengift, das so selektiv arbeitet, dass es nur der Kermesbeere den Garaus macht."
Doch das wird dauern. Deshalb laufe die Bekämpfung Frohn zufolge so wie in Walldorf: "Wir haben dort auf einer Fläche circa 50.000 Pflanzen gerodet, dafür wachsen jetzt fünf Millionen nach, doch die sind noch winzig klein und lassen sich mit relativ wenig Aufwand bekämpfen."
Aber ob mit relativ wenig oder so wie am Samstag mit relativ viel Aufwand gegen die Kermesbeere vorgegangen wird, spielt in einer ganz bestimmten Hinsicht keine allzu große Rolle. Nämlich der, dass Klaus Frohn alle, die sich in der Aktionsgemeinschaft Hardtwald einbringen wollen, darum bittet, sich an die E-Mail-Adresse kermesbeere2021@freenet.de zu wenden.



