Taxi-Villa Neckargemünd darf einem Neubau weichen
Wohnheim für knapp 30 Personen entsteht – Baufluchtenplan von 1957 spielt keine Rolle mehr

Soll abgerissen werden: das stattliche Gebäude neben dem Rathaus (im Hintergrund), in dem lange Zeit das Unternehmen "Taxi Mayer" und die Notfallpraxis ihren Sitz hatten. Foto: Alex
Neckargemünd. (cm) Am Ende applaudierten alle - auch die Nachbarn. Was vor anderthalb Jahren mit Streit begann, ging nun "einvernehmlich" zu Ende: Das Grundstück mit der "Taxi-Mayer-Villa" in der Bahnhofstraße gegenüber dem Bahnhof darf neu bebaut werden. Der Gemeinderat befürwortete in seiner zurückliegenden öffentlichen Sitzung die neue Planung für ein Wohnheim für Auszubildende des SRH-Berufsbildungswerks und signalisierte damit, bei dem nun folgenden Bauantrag nicht mehr auf den Baufluchtenplan aus dem Jahr 1957 zu beharren. Dieser war es, der vor anderthalb Jahren das Vorhaben noch verhinderte.
Bürgermeister Frank Volk nannte die Vorstellung der mit den Nachbarn abgestimmten neuen Planung das "Finale furioso" der Sitzung: "Ich bewundere, mit welcher Langatmigkeit verhandelt wurde und wie die SRH auf die Wünsche eingegangen ist." Volk erinnerte daran, dass der Gemeinderat zwischenzeitlich im vergangenen Herbst eine Variante des Vorhabens mit einem Satteldach befürwortet habe, die dem Baufluchtenplan entsprach - auch wenn der Gemeinderat davon nicht begeistert gewesen sei. "Diese Variante ist mit einem Bauvorbescheid genehmigt und könnte umgesetzt werden." Dies wäre für die SRH günstiger gewesen, doch diese habe auf Dialog gesetzt.
"Wir haben eine lange Strecke hinter uns gebracht und mit viel Mühe eine gute Lösung erzielt", sagte Frank Paratsch. Der Geschäftsführer des Berufsbildungswerks betonte, dass die SRH mit dem Wohnheim Plätze für Jugendliche schafft, die zurzeit noch in angemieteten Wohnungen im Stadtgebiet leben. Diesen Wohnraum wolle man wieder "freigeben".
Architekt Peter Bender machte deutlich, dass sich die neue Planung an den angrenzenden Wohnhäusern orientiere. Diese sollen möglichst wenig beeinträchtigt werden. Die Anwohner hatten eine "maximale Verschattung" unter anderem einer Solarthermieanlage befürchtet. Das neue Gebäude habe zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Alle Abstandsflächen würden eingehalten - außer an der Nordseite, wo Garagen entstehen, die auch dem Lärmschutz dienen. Die Zimmer mit Bädern seien barrierefrei mit einem Aufzug zu erreichen. An der West- und Ostseite gebe es kleine Terrassen. "Das Gebäudevolumen wurde deutlich reduziert", unterstrich Bender. "Die Größe entspricht dem Nachbargebäuden in der Bahnhofstraße." Die vertraglich fixierte Vereinbarung mit den Nachbarn beinhalte unter anderem die Festlegung über die Anordnung von Balkone und begehbare Dachflächen.
"Das Gebäude ist sogar schöner als die bisherigen Varianten", meinte Bürgermeister Volk. "Die Architektur ist sehr ansprechend und verbindet Funktionalität und Ästhetik." Fachbereichsleiterin Susanne Lutz ergänzte, dass für die Umsetzung eine Befreiung oder Herausnahme des Grundstücks aus dem Baufluchtenplan von 1957 notwendig ist.
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Jürgen Rehberger (Freie Wähler) sprach von einer "langwierigen Planung", das erzielte Ergebnis sei jedoch aller Ehren wert. "Die SRH hätte auch anders bauen können", gab er zu bedenken. "Der Weg wäre nicht so steinig gewesen, wenn man vorher mit den Nachbarn geredet hätte", meinte Fraktionskollege Steffen Wachert. Die "gute einvernehmliche Planung" sei nur auf Druck entstanden. Wachert zog Parallelen zu den Plänen der SRH mit dem Hotel Kredell, von denen die SRH auch nur auf Druck vorerst abgerückt sei. Giuseppe Fritsch, ebenfalls Freie Wähler, betonte, dass die Wohnqualität der Nachbarn erhalten bleibe: "Es können alle zufrieden sein."
Anne von Reumont (CDU) fand, dass nicht immer erst die Nachbarn gefragt werden müssen. Die SRH habe den Baufluchtenplan beim Kauf des Grundstücks ja gar nicht gekannt. Von Reumont dankte für die "Höflichkeit und Freundlichkeit" der SRH, auf die Wünsche der Nachbarn einzugehen. "Das ist ein Beispiel dafür, wie solche Projekte künftig laufen sollten", meinte Walter Berroth (SPD). Auf Nachfrage von Petra Groesser (Grüne) erläuterte Architekt Bender, dass das Gebäude für bis zu 28 Personen geplant ist. Bei diesem Wohnheim werde man sich eher an der "oberen Belegungsgrenze" bewegen, sagte Paratsch: "Wir verbauen Steuergelder - es muss wirtschaftlich sein." Hermino Katzenstein waren derweil überdachte Fahrradständer wichtig. "Gibt es die?", fragte er. Architekt Bender augenzwinkernd: "Ich fürchte ja."