Neues Pflegeheim kommt nach Walldorf-Süd
Die Einrichtung soll 90 bis 100 Plätze haben.

Von Timo Teufert
Walldorf. Die Stadt Walldorf wird ein neues Pflegeheim im dritten Bauabschnitt des Neubaugebiets Walldorf-Süd bauen. Das hat der Gemeinderat einstimmig in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Durch den Neubau südlich der Bürgermeister-Willinger-Straße, am Astoria-Kreisel, und westlich des ersten Bauabschnitts sollen 90 bis 100 Pflegeplätze in der Stadt entstehen. Mehrheitlich beschloss der Gemeinderat zudem, die Trägerschaft und den Betrieb des neuen Pflegeheims der Astor-Stiftung zu übertragen, die bereits für das Pflegezentrum am Kasernenhof, in der Winterstraße, verantwortlich zeichnet.
Dieses Zentrum wurde 1999 mit 70 stationären Betten in Betrieb genommen. "Diese Zahl wird sich durch die Landesheimbauverordnung zeitnah reduzieren", erklärte Otto Steinmann. Die Zahl sinkt zum 1. Januar 2024 auf 58 Plätze, weil dann keine Doppelzimmer mehr erlaubt sind. Durch den demografischen Wandel komme es aber zu einer klaren Zunahme der älteren Bevölkerung. Laut Steinmann ist in der Kreispflegeplanung für 2027 ein Bedarf von 168 Plätzen in Walldorf ermittelt worden. Bereits im Januar 2017 habe der Gemeinderat deshalb den Neubau eines Pflegezentrums mit 100 Plätzen beschlossen, nun stoße man die weitere Planung an.
Die Verwaltung empfehle, auch das neue Haus von der Astor-Stiftung betreiben zu lassen, so Steinmann. Dafür gebe es gute Gründe: Der Gemeinderat habe direkte Gestaltungsmöglichkeiten und Einfluss auf die Konzeption und die Philosophie des Hauses. "Und auch die Pflegesatzverhandlungen liegen in gewissem Rahmen bei der Astorstiftung, sodass ein Stück weit Gestaltungsmöglichkeit auf die Preissituation möglich ist."
Man habe sich verschiedene Flächen im Stadtgebiet angeschaut, die für ein Pflegezentrum in Frage kämen, erklärte Stadtbaumeister Andreas Tisch. Im Bereich der Gärten in der Kurpfalzstraße könne man nur 800 Quadratmeter Bruttogeschossfläche realisieren, man benötige aber 1250 bis 1600 Quadratmeter. "Das wären zwei Wohngruppen auf jeweils einer Etage mit 30 Bewohnern, was im Grunde lediglich eine Dependance des bestehenden Hauses sein könnte, da zentrale Bereiche nicht abgebildet werden könnten", so Tisch.
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Auf dem Grundstück am Schlossweg (Reinhard/Klee) wäre ein Pflegeheim mit 75 Plätzen durchaus vorstellbar. "Allerdings haben wir die Interimsnutzung durch die Feuerwehr", so Tisch. Man habe auch geschaut, ob man im Bestand im Kasernenhof etwas durch Abriss und Neubau ergänzen könne, so Tisch. "Allerdings sind die Eingriffe so groß, dass man davon absehen sollte", erklärte der Stadtbaumeister.
"Der dritte Bauabschnitt bietet die besten Voraussetzungen, um die angestrebte Einrichtung mit den spezifischen Angeboten unterzubringen", so Tisch. Dort steht eine Fläche von 7000 Quadratmetern zur Verfügung, auf denen Baukörper mit drei Geschossen entstehen könnten. Sie bieten Platz für insgesamt 98 Bewohner, eine Tagespflege und eine Demenzstation. "Der Standort ist auch aufgrund seiner Anbindung an die Kernstadt zu favorisieren", erklärte Bürgermeister Matthias Renschler.
"Der vorgeschlagene Standort südlich des Kreisels im dritten Bauabschnitt ist für uns die Ideallösung, da wir den Flächenzuschnitt und die Planung nach den neuen Vorgaben der aktuell gültigen Landesheimbauverordnung gestalten können", sagte Gerhard Baldes (CDU). Alle anderen Standorte seien mehr oder minder limitiert. "Mit der Planung können wir vorausschauend auf die wachsende Altersstruktur und ergänzende Anforderungen, wie die Tagespflege und eine Demenzstation, reagieren", so Baldes. Eine gesplittete Trägerschaft oder eine Fremdvergabe komme für die CDU nicht in Frage.
Die Kommune habe eine Fürsorgepflicht nicht nur im Kita- und Krippenbereich, sondern gerade auch für die Älteren und Ältesten. "Pflegeplätze gehören für uns genauso zur Daseinsvorsorge", sagte Andrea Schröder-Ritzrau (SPD). Die Entscheidung komme in allerletzter Minute. "Wir hatten bereits im Jahr 2013 zu wenig Pflegeplätze und ab da auch die Diskussion um Tagespflege und Demenzgruppen", so Schröder-Ritzrau. Nun sei der Gordische Knoten gemeinsam zerschlagen worden. "Darüber bin ich unheimlich froh." Bei einer Trägerschaft durch die Astor-Stiftung sehe man Synergie-Effekte.
"Es ist schon lange klar, dass der Bedarf vor Ort nicht abgedeckt ist und dass wir grundsätzlich etwas tun müssen", sagte Wilfried Weisbrod (Grüne). In den letzten zehn Jahren habe sich aber in dieser Hinsicht nichts bewegt. Zwar habe man das Gelände Reinhard/Klee für den Bau eines Pflegeheims erworben, aber die Fläche sei nicht ausreichend. Die Grünen hätten sich aber vorstellen können, die Trägerschaft zunächst offen zu halten. Unter Wettbewerbsgesichtspunkten sei zu fragen, ob es immer notwendig und sinnvoll sei, dass die Stadt eingreife, so Weisbrod. Schließlich müsse bei einer solchen Hausgröße eine eigene Abteilung im Rathaus geschaffen werden.
Paula Glogowski (FDP) hob die gute und zentrale Lage des Geländes hervor. "Uns ist wichtig, trotz der Größe der Einrichtung einen familiären Charakter entstehen zu lassen, wie wir ihn aus dem bestehenden Astor-Stift kennen", so Glogowski. Damit sei es aber nicht getan: "Für an Demenz erkrankte Menschen brauchen wir aber eine spezielle Station, die deren Bedürfnissen gerecht wird", so Glogowski. Diese Station sei nun möglich, genau wie eine Kurzzeitpflege. Auf dem Areal in der Kurpfalzstraße könnte sich die FDP Betreutes Wohnen vorstellen.