Region Heidelberg

Wo werden die meisten Kinder geboren?

Die RNZ stellt Geburtenquote für die Region vor: Neckarsteinach und Meckesheim liegen vorne, Heidelberg und kleine Orte hinten.

13.04.2024 UPDATE: 13.04.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden
Die Zahl der Babys pro Frau und Jahr in der Region variiert teilweise stark. Foto: dpa

Von Benjamin Miltner

Region Heidelberg. Kinder machen in der Vorstellung vieler das Glück einer Familie aus. Nur wenige Menschen lässt der Anblick eines Babys kalt. Der Nachwuchs lässt sich indes auch ganz nüchtern betrachten – mit Zahlen. Die RNZ hat für die Orte rund um Heidelberg die Geburtenrate aus dem Jahr 2022 berechnet und verglichen (siehe auch "Hintergrund unten").

Die Geburten

1163 – so viele Babys sind laut Angaben der Statistischen Landesämter in den 17 Kommunen des Heidelberger Umlands im Jahr 2022 zur Welt gekommen beziehungsweise dort als Geborene gemeldet worden. In der Universitätsstadt selbst waren es übrigens 1282 Säuglinge. Im Vergleich zu 2020 sind beide Werte wie auch in Land und Bund gesunken: Damals gab es in der Region noch 1266 Neugeborene und in Heidelberg 1495. Zur Jahrtausendwende war das Verhältnis noch umgekehrt: 2000 gab es im Umland (1302) mehr Geburten als in Heidelberg (1198) – was auch mit dem Bevölkerungswachstum von rund 140.000 auf über 160.000 Einwohner liegt, während diese Zahl im Umland stagnierte.

Quelle: Statistische Landesämter Baden-Württemberg/Hessen, Grafik: RNZ

Die Kinder-Hochburgen

Ganz vorne liegt die hessische Exklave der Region: Neckarsteinach. Hier lag die Geburtenquote 2022 hochgerechnet bei 1,95 Kindern pro Frau. Das überrascht, lag die Vierburgenstadt in den Jahren 2000 bis 2015 bei diesem Wert stets im hinteren Drittel des Umlands – und auch 2020 noch eher im Mittelfeld.

Eine Erklärung dafür gibt Bürgermeister Herold Pfeifer: Der Zuzug von jungen Paaren, die in Neckarsteinach ein Eigenheim fanden und eine Familie gegründet haben. "Bei uns ist in den letzten Jahren eine Reihenhaussiedlung am Sportplatz mit über 30 Objekten entstanden", erinnert Pfeifer.

Auch im Ortsteil Neckarhausen sei viel Wohnraum entstanden, und in der Kernstadt habe es zumindest teilweise einen Generationswechsel gegeben. Im badischen Teil rund um Heidelberg ragt indes Meckesheim heraus: mit 1,84 liegt es als einzige der 16 Kommunen über 1,8.

Hintergrund

Die Geburtenrate (oder Geburtenquote) gibt meist an, wie viele Babys im Durchschnitt eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommen würde, wenn die Verhältnisse dieses Jahres unverändert blieben. Die Zahl ist eine modellierte Hochrechnung, ihre korrekte Bezeichnung ist die

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Die Geburtenrate (oder Geburtenquote) gibt meist an, wie viele Babys im Durchschnitt eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommen würde, wenn die Verhältnisse dieses Jahres unverändert blieben. Die Zahl ist eine modellierte Hochrechnung, ihre korrekte Bezeichnung ist die Fertilitätsrate oder Fruchtbarkeitsziffer.

Bei der "zusammengefassten Geburtenziffer" werden dabei die Geburten mit der Zahl der Frauen im Alter von 15 bis meist 49 Jahren ins Verhältnis gesetzt. So ging auch die RNZ bei der Berechnung der Daten für die Region Heidelberg vor. Grundlage waren die Daten der Statistischen Landesämter Baden-Württemberg und Hessen.

In ganz Deutschland wurden indes 2023 rein rechnerisch 1,36 Kinder pro Frau geboren – so wenig wie zuletzt 2013 (1,42). 2022 waren es noch 1,46 und 2021 1,57 Kinder. Damit die Bevölkerung eines Landes ohne Zuwanderung nicht schrumpft, müssten rechnerisch etwa 2,1 Kinder je Frau geboren werden. (bmi)

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"Es erfüllt mich mit Freude zu sehen, dass sich die positive Entwicklung unserer Gemeinde auch in der Geburtenstatistik widerspiegelt", sagt Meckesheims Bürgermeister Maik Brandt. Er sieht die Faktoren für die "Wohlfühlgemeinde für Familien und Kinder" in ausreichenden Kitaplätzen, Ferienprogramm und großem Vereinsangebot, Grund- und Gemeinschaftsschule, Alla-hopp-Anlage sowie nun auch einer Kinderarztpraxis.

Die Geburtenschwachen

Weit von Heidelberg abgelegen, geringe Einwohnerzahl: Diese Faktoren vereinen die drei Umland-Kommunen mit der geringsten Geburtenziffer 2022: Heiligkreuzsteinach (1,00 Kinder pro Frau), Spechbach (1,04) und Lobbach (1,09).

Bei beiden Eigenschaften das Gegenteil stellt indes Dossenheim dar – und hat doch unter den sechs Kommunen mit fünfstelliger Einwohnerzahl im Umland die geringste Geburtenrate (1,32). Die Erklärung hier: Dossenheim hat einen besonders hohen Anteil an Studenten und jungen Akademikern, die – noch – keine Kinder haben.

Und was für Dossenheim gilt, gilt natürlich für Heidelberg selbst noch stärker: Die Stadt ist mit einem Durchschnittsalter von 40,7 noch jünger als Dossenheim (42,4) sowie Baden-Württemberg (43,8) und hat einen noch höheren Anteil an Frauen im Alter zwischen 25 und 45 (32,6 zu 27,4 Prozent in Dossenheim) – ist aber eben auch weit studentischer und damit geburtenärmer.

Die Auffälligkeiten

Entfernt man sich aus der Universitätsstadt ins Ländliche, so steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung, während der Anteil an Frauen im mittleren Alter sinkt. Das zeigt sich bei den Heidelberg-nahen Großkommunen Leimen (Altersschnitt 43,4 Jahre, Frauen im mittleren Alter 26,7 Prozent), Nußloch (44,3/25,5 Prozent), Sandhausen (45/25 Prozent) und Neckargemünd (46,3/23,9 Prozent).

Hier scheint das Verhältnis der beiden Ziffern im wahrsten Sinne des Wortes fruchtbar und bringt ebenso wie bei den mittelgroßen Kommunen im weiteren Kreis wie Meckesheim (44,9/24,2 Prozent), Neckarsteinach (46,2/k.A.), Schönau (46,7/22 Prozent) und Wilhelmsfeld (46,9/23 Prozent).

Gerade im Steinachtal ist das Durchschnittsalter zwar schon sehr hoch, Bauplätze für junge Paare sind aber noch erschwinglich, jüngst entstanden – und sorgen für eine vergleichsweise hohe Geburtenrate. Ein Trend, der in Bammental (36,2/22,1 Prozent), Gaiberg (46,2/22,1 Prozent), Lobbach (46,5/20,4 Prozent), Mauer (44,2/22,3 Prozent), Spechbach (46,0/ 23,1 Prozent) und Wiesenbach (46,2/21,2 Prozent) noch nicht angekommen ist, aber in den kommenden Jahren bei entsprechenden Bauplätzen folgen könnte.

Bemerkenswert sind indes noch das studentische Eppelheim (41,9/28,8 Prozent), in dem die Geburtenquote von 1,57 überraschend hoch ausfällt, sowie Heiligkreuzsteinach (48,3/20,6 Prozent), das mit der ältesten Bevölkerung der Region im Jahr 2022 die niedrigste Geburtenrate hatte(1,00) – und noch 2020 mit 2,05 berechneten Kindern pro Frauen die höchste.

Der Rückblick

Ein Blick zurück auf die Geburtenquote in 5-Jahres-Schritten birgt gerade in den kleineren – und so für statistische Ausreißer anfälligeren – Kommunen Besonderheiten. So gab es etwa in Wiesenbach 1995 und 2000 mit 1,97 und 2,02 Kindern pro Frau besonders hohe Geburtenquoten – und 2005 wie 2010 mit 1,10 und 0,46 besonders geringe.

Ähnlich auch Spechbach mit hohen Raten in 1995 (1,60) und 2000 (1,63) sowie geringen in 2005 (1,26) und 2010 (0,58). Bei den großen Kommunen lag Dossenheim – wohl auch dank damaliger größerer Neubaugebiete – 1995 mit 1,66 Kindern pro Frau weit vorne und fiel im Laufe der Jahre zurück, während etwa Leimen und Nußloch beide in den Jahren 2015 mit 1,80 und 1,85 sowie 2020 mit 1,84 und 1,96 berechneten Kindern pro Frau besonders fruchtbare Phasen hatten.

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