Das Ausmaß der Rodungen überraschte
CDU Rhein-Neckar lud zur Wanderung zum Windparkstandort Stillfüssel - Gegner und Befürworter kamen anschließend zu Wort

Die Rodungen sind inzwischen nicht mehr zu übersehen: Zwei Windräder sollen bald auf dieser Fläche auf dem Stillfüssel stehen. Foto: Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heiligkreuzsteinach/Wald-Michelbach. Heißt der 568 Meter hohe Berg Stillfüssel so, weil dort meistens nur ein sanftes Lüftchen weht? Mitglieder von Bürgerinitiativen, die für den Erhalt der Natur und gegen die Einrichtung eines Windparks kämpfen, berufen sich bei solchen Aussagen gern auf ältere Leute in ihrem Wohnort.
Jetzt lud der Arbeitskreis Energie und Umwelt der CDU Rhein-Neckar unter Vorsitz des Landtagsabgeordneten Albrecht Schütte zu einer Wanderung in das Gebiet ein. Vom Ortsende Eiterbach dauerte es bergauf rund anderthalb Stunden, bis zumindest ein Teil der rund 50-köpfigen Gruppe die etwa zwei Hektar umfassende Rodungsfläche in Augenschein nahm, auf der zwei Windkrafträder entstehen sollen.
Das Ausmaß überraschte Albrecht Schütte insofern, weil seiner Erfahrung nach selbst wesentlich kleinere Eingriffe in die Natur weitaus sensibler behandelt würden und oft mit vielen Auflagen verbunden seien. Wie an tief eingegrabenen Reifenspuren zu erkennen war, fuhren am Stillfüssel in letzter Zeit öfters schwere Fahrzeuge durch das Gelände und damit auch am historischen Grenzweg zwischen Baden und Hessen entlang. Dort gingen inzwischen auch historische Grenzsteine zu Bruch. Mitglieder der Bürgerinitiativen aus Siedelsbrunn und Schönmattenwaag führen die Windkraftrad-Wanderer auch zu diesen Stellen.
"Früher war hier weicher Waldboden", bedauerte Martina Gaudes aus Heiligkreuzsteinach. Dort kämpft die Initiative "Lebenswerter Odenwald" gegen Windkrafträder an der Landesgrenze. Nach einem abenteuerlichen Abstieg den steilen Hang runter - man nennt dies auch "Abkürzung" - gab es eine Diskussionsrunde im Gasthaus "Zur Goldenen Krone", bei der Gegner und Befürworter von Windkraftanlagen im Odenwald gleichermaßen zu Wort kamen.
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Dass es für Windkraft keine Speicher gibt, war dort ebenso ein Thema wie die Sorge von Anwohnern, von Windkrafträdern regelrecht eingekreist zu werden, die auch den Wert ihrer Immobilien senken könnten. Die Zerstörung der Natur im Odenwald stehe in keinem Verhältnis zur Energiegewinnung, meinten manche.
Beim CDU-Kreisparteitag im Juli wird die Windkraft laut Albrecht Schütte auf alle Fälle ein Thema sein. Bis dahin solle eine Anfrage an die Landesregierung klären, was in diesem Bereich noch so alles geplant sei. Wirklich rund 500 Windkrafträder allein im südlichen Odenwald? Schütte bemängelte in diesem Zusammenhang wie andere Diskussionsteilnehmer die mangelnde Regionalplanung.
Derweil erreichte die RNZ eine Stellungnahme der Bürgerinitiative "Lebenswerter Odenwald" aus Heiligkreuzsteinach. Dort wird der Sieben-Punkte-Plan der Landesregierung zur Windkraft scharf kritisiert.
Nach diesem Plan könnten landeseigene Grundstücke grundsätzlich für den Bau von Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt werden, wäre der Bau in der "Einzelfallbetrachtung" auch in unmittelbarer Nachbarschaft von Landschaftsschutzgebieten oder Naturparks möglich und könnte der Mindestabstand zu Wohngebieten bei sogenannten Splittersiedlungen auf 450 Meter reduziert werden. Dass Windräder künftig noch höher werden könnten, nämlich bis zu 340 Meter, ist nochmals ein anderes Thema.



