Verkehrszählung in Neckargemünder Hauptstraße bringt neue Erkenntnisse

Experte sieht in der Hauptstraße schon fast eine "Wohnstraße" - Bürgermeister Volk: "Nicht weit weg vom Ziel"

17.03.2017 UPDATE: 18.03.2017 06:00 Uhr 2 Minuten

Der Bau des Hollmuthtunnels und die Hauptstraßensanierung haben dazu beitragen, dass im Vergleich zu 2004 nur noch jeder dritte Autofahrer den Weg durch die Hauptstraße wählt. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Anderthalb Jahre hat es gedauert, bis der Gemeinderat die Ergebnisse der letzten Verkehrszählung in der Altstadt zu sehen bekam. Mindestens genauso lange hatte Winfried Schimpf (SPD) immer wieder unermüdlich danach gefragt. In der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gremiums war es nun so weit. Auch die Gründung der "Bürgerinitiative Altstadt Neckargemünd" mit Ziel einer autofreien Altstadt habe, wie Bürgermeister Frank Volk einräumte, dazu beigetragen, dass die Zahlen nun auf den Tisch kamen. Und diese überraschten. "Wir sind nicht weit weg von unserem Ziel", schickte Volk vorweg. "Jetzt müssen wir nur noch die Unvernünftigen rausbekommen, die einfach nur durch die Altstadt fahren, obwohl sie es gar nicht müssten."

Verkehrsplaner Stefan Wammetsberger vom Karlsruher Büro "Koehler & Leutwein" erinnerte daran, dass im Jahr 2004 noch 8600 und 8700 Fahrzeuge täglich in der Haupt- und in der Neckarstraße gezählt wurden. Dies sei eine Verkehrsbelastung "fast wie auf der Friedensbrücke" gewesen. Kurz vor der Eröffnung der Kernstadtumgehung mit dem Hollmuth-Tunnel im Jahr 2011 seien es dann nur noch 5500 bis 6000 Fahrzeuge täglich gewesen. Die Abnahme liege an einer Verbesserung des Bus- und Bahnangebots, sodass viele Bürger auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen seien. Gleich nach der Eröffnung der Umgehungsstraße sei der Verkehr in der Haupt- und Neckarstraße noch einmal auf 3400 bis 3800 Fahrzeuge täglich zurückgegangen. "Der damals noch hohe Anteil des Durchgangsverkehrs hat sich weiter reduziert", sagte Wammetsberger.

Die anschließende Vollsperrung der Hauptstraße wegen der Sanierung habe sich ebenfalls positiv ausgewirkt, meinte der Verkehrsexperte. In dieser Zeit hätten sich viele Autofahrer an den Hollmuth-Tunnel "gewöhnt" und seien auch nach der Wiedereröffnung der Hauptstraße nicht mehr durch die Altstadt gefahren. Bei der Kontrollzählung über eine ganze Woche im Oktober 2015 habe man in der Hauptstraße noch 2800 Fahrzeuge täglich erfasst, in der Neckarstraße waren es 3500. Bis 4000 Fahrzeuge täglich könne man von einem "Wohnstraßencharakter" sprechen. "Das ist fast ein verkehrsberuhigter Wohnweg", sagte Wammetsberger. "Von über 8000 auf unter 3000 Fahrzeuge - solch eine Entlastung schafft nicht jede Stadt." Weniger als 2000 Fahrzeuge dürften es aber nicht werden, sonst gehe die "Urbanität" verloren. "Bei noch weniger Verkehr ist die Stadt tot."

Die Zahl der Nutzer der Umgehungsstraße habe sich von 2011 bis 2015 von täglich 6200 auf 7400 erhöht. Nach wie vor hoch sei der Anteil der Autofahrer, die sich in der Neckarstraße nicht an Tempo 20 und in der Hauptstraße nicht an Schrittgeschwindigkeit im verkehrsberuhigten Bereich am Marktplatz halten, so Wammetsberger. "Aber das ist in Deutschland normal."

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"Unser Ziel waren jeweils 2500 Fahrzeuge in Haupt- und Neckarstraße", erinnerte der Verkehrsplaner. "Die Dilsberger fahren inzwischen fast alle durch den Tunnel." Wurden vor der Tunneleröffnung 2011 noch 557 und 796 Fahrzeuge zwischen der Bahnhof- und der Dilsberger Straße und umgekehrt gezählt, so waren es 2015 nur noch 38 und 109. Nicht ganz so stark ist die Abnahme des Durchgangsverkehrs zwischen der Bahnhofstraße und dem Wiesenbacher Tal und umgekehrt: 2011 wurden hier 1685 und 1144 Fahrzeuge gezählt, 2015 waren es noch 537 und 557, also knapp über 1000 Fahrzeuge am Tag. Man könne aber nicht wirklich von Durchgangsverkehr sprechen, da es sich meist um Neckargemünder handle. "Ohne weitere Maßnahmen ist eine weitere Reduzierung nicht möglich", meinte Wammetsberger. "Wir sind schon am Ende der Fahnenstange angekommen."

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