"Ich sehe es immer noch entspannt"
Bürgermeister Frank Volk glaubt, dass nur die ersten beiden Tage "relativ chaotisch" werden

Entspannt vor der Sperrung der Friedensbrücke: Bürgermeister Frank Volk. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Als die RNZ vor zwei Monaten vor dem Beginn der B 37-Baustelle Bürgermeister Frank Volk interviewte, sprach dieser zwar von einer "Operation am offenen Herzen", zeigte sich aber sehr entspannt. Ob sich dies nun kurz vor dem Beginn der Vollsperrung der Friedensbrücke am kommenden Montag geändert hat, verrät er im Gespräch.
Herr Volk, bricht am Montag das von vielen erwartete große Verkehrschaos aus?
Ich glaube, dass der Montag und der Dienstag mit einiger Sicherheit relativ chaotisch werden. Das ist bei jeder Baustelle am Anfang so, bis sich alles eingespielt hat. Das ist ein Gewöhnungsprozess. Jeder, der im Stau steht, ist ein Bestandteil und trägt zum Stau bei. Jeder kann sich überlegen, was er dagegen tun kann. Viele könnten einen anderen Weg gehen. Wir reden immer über Klimaschutz. Vielleicht ist die Baustelle für manche der Anstupser zu einem Umdenken und mehr Strecken zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn zurückzulegen. Auch ich werde so viele Strecken wie möglich zu Fuß zurücklegen oder mit dem Rad fahren, weil ich meinen Beitrag liefern werde.
Was tut die Stadt, um die Auswirkungen der Sperrung gering zu halten?
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Wir unterstützen den Umstieg aufs Fahrrad mit der dreiwöchigen Teilnahme an der Aktion "Stadtradeln" ab 3. Juli, außerdem gibt es jetzt Jobtickets für städtische Mitarbeiter. Beeindruckend finde ich die Kreativität von Bürgern und Firmen. Manche Kleingemünder laufen über die Eisenbahnbrücke und stellen ihr Auto im Parkhaus Pflughof auf der anderen Neckarseite ab, dessen Dauerparkplätze in den nächsten Wochen ausgebucht sind. Handwerksbetriebe tauschen untereinander Lagerflächen, um möglichst wenig die Neckarseiten wechseln zu müssen. Und Kleingemünder Eltern organisieren einen "Laufenden Schulbus", damit ihre Kinder zur Schule laufen und nicht mit dem Bus im Stau stehen.
Welche Behinderungen erwarten Sie durch die Sperrung konkret?
Die Behinderungen werden überwiegend auf der Strecke zwischen Kleingemünd, Ziegelhausen, Schlierbach und Neckargemünd auftreten. Für diese Strecke wird man man wohl etwa 20 Minuten mehr als sonst benötigen. Nach Heidelberg hinein wird nur wenig Ausweichverkehr geraten. Ein Thema sind natürlich die Gewichtsbegrenzungen der Ziegelhäuser Brücke auf 20 Tonnen und der Neuenheimer Landstraße auf 7,5 Tonnen.
Außerdem wird in den Sommerferien der Schlossbergtunnel in Heidelberg voll gesperrt ...
Dazu sage ich jetzt nichts.
Sie wirken trotz alledem immer noch sehr entspannt.
Ich sehe es auch immer noch entspannt. Wir haben alles getan, dass die Baustelle so gut läuft, wie sie nur laufen kann. Vier Mitarbeiter der Stadtverwaltung beschäftigen sich intensiv mit der Baustelle - von der Öffentlichkeitsarbeit über die Wirtschaftsförderung bis zum Bauamt. Wir beantworten Fragen der Bürger und halten den Kontakt zu Planern und Baufirmen. Mehr geht nicht. Wir haben aus dem Umbau der Hauptstraße vor einigen Jahren gelernt, wie wichtig eine offene und frühe Informationspolitik ist. Wenn man den Menschen erklärt, warum es eine Vollsperrung gibt, verstehen sie es.
Wie beurteilen Sie den bisherigen Verlauf der B 37-Baustelle?
Es sind zwei von sechs Monaten vorbei und es lief bislang fast alles super. Das kommt auch in der Bevölkerung an. Wir stellen regelmäßig fest, dass die Baufirma schneller ist, als es der Bauzeitenplan vorsieht. Die erste Kanalsanierung in Kleingemünd zum Beispiel war nach dreieinhalb statt nach sieben Tagen abgeschlossen. Das verschafft uns immer wieder Luft. Vielleicht geht es ja auch bei der Brücke schneller. Planer und Baufirma verstehen ihr Handwerk und die Arbeiter sind fleißig - auch wenn Asphaltieren bei 38 Grad nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Sorge bereitet uns aber, dass die Verkehrsregelungen wie Einbahnstraßen nicht eingehalten werden - mit dem Hinweis, dass das die Müllabfuhr auch nicht tut - oder Kreuzungsbereiche nicht freigehalten werden. Das kann immer wieder zu Verzögerungen führen. Wenn sich aber alle diszipliniert verhalten würden, geht es für alle schneller.
In Kleingemünd hat aber auch die Ampelschaltung nicht so funktioniert wie vorgesehen.
Die ersten Tage sind immer problematisch. Jetzt hat die Baufirma gelernt, wie sie die Ampelschaltung per Hand bedienen muss, damit es erst gar nicht solche Staus gibt. Es war quasi ein Probelauf. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es passiert ist. Die Rückstaus gingen nicht nur bis Neckarsteinach, sondern auch über die Friedensbrücke bis zum Profi-Markt. Das zeigt: Es macht keinen Sinn, die Brücke offen zu lassen, wenn in Kleingemünd halbseitig gesperrt ist. Mit der Vollsperrung kann der Verkehr auf beiden Seiten der Brücke besser abfließen. Die Vollsperrung mag für jeden Einzelnen ärgerlich sein, aber für die Allgemeinheit ist sie besser. Nur so ist die ganze Baustelle kurz und schmerzlos in sechs Monaten zu schaffen. Niemand will eine Bauzeit von zwei Jahren.



