Neckarsteinach: Wer macht was am Greiner Eck?
Hinter der "Windpark Greiner Eck GmbH & Co. KG" stecken die Stadtwerke Viernheim und die Stadtwerke des bei Frankfurt gelegenen Bad Vilbel

Noch im Laufe dieser Woche soll auch der vierte Turm 100 Meter hoch sein. Dann kommt ein noch größerer Kran, mit dem die Windräder fertig gebaut werden. Foto: Moll
Neckarsteinach. (cm) Wer "Windpark Greiner Eck" bei der Internetsuchmaschine "Google" eingibt, landet nicht oberhalb des Neckarsteinacher Stadtteils Grein, sondern in einem Industriegebiet in Viernheim. Was auf den ersten Blick seltsam erscheint, hat aber eine ganz einfache Erklärung: Denn dort hat die "Windpark Greiner Eck GmbH & Co. KG" ihren Sitz. Diese Kommanditgesellschaft wird den Windpark betreiben und hat ihn in Auftrag gegeben. Dass in der Industriestraße 2 in Viernheim auch die Stadtwerke Viernheim ihren Sitz haben, ist kein Zufall: Hinter der "Windpark Greiner Eck GmbH & Co. KG" stecken die Stadtwerke Viernheim und die Stadtwerke des bei Frankfurt gelegenen Bad Vilbel.
Diese haben sich zusammengetan, um gemeinsam Windparks zu entwickeln. Aber wieso gerade diese beiden Stadtwerke, wo doch die beiden Städte knapp 100 Kilometer entfernt voneinander sind? Die Erklärung: Sie haben mit Dr. Ralph Franke den selben Geschäftsführer. Für die Entwicklung und den Betrieb der Windparks haben die beiden Stadtwerke zusammen eine GmbH gegründet: die "VBV Wind GmbH" mit Sitz in Bad Vilbel - an derselben Adresse wie die dortigen Stadtwerke. VBV ist dabei die Abkürzung für "Viernheim Bad Vilbel".
Diese GmbH wiederum ist als sogenannter Komplementär federführend bei den Betreibergesellschaften der Windparks - so auch bei der "Windpark Greiner Eck GmbH & Co. KG". Beteiligte Gesellschafter - sogenannte Kommanditisten - sind wiederum in gleichen Anteilen die beiden Stadtwerke, denen auch die Erträge aus dem Windpark zufließen. Normalerweise haftet bei einer Kommanditgesellschaft der Komplementär voll mit seinem Privatvermögen. Die Besonderheit bei einer "GmbH & Co. KG": Der Komplementär ist nicht etwa eine Privatperson, sondern eine "Gesellschaft mit beschränkter Haftung".
Fertige Windparks sind zu teuer
Ebenfalls im Viernheimer Industriegebiet hat das Planungsbüro "3P Energieplan GmbH" seinen Sitz, dessen geschäftsführender Gesellschafter Jürgen Simon ist und das mit der Planung des Windparks am Greiner Eck beauftragt wurde. An "3P Energieplan" wiederum sind die beiden Stadtwerke beteiligt. Sie sind das verbindende Glied. "Die beiden Stadtwerke wollen selbst ihre Windparks entwickeln", erklärt Simon. Denn bereits fertiggestellte und von den klassischen Entwicklern angebotene Windräder seien in der Regel überteuert.
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Dass die beiden Stadtwerke im 30 Kilometer von Viernheim entfernten Neckarsteinach tätig werden, liegt an Jürgen Simon, der die Fläche im Windatlas identifiziert hat. "Wir würden auch gerne für andere Stadtwerke Windparks entwickeln, aber im angrenzenden Baden-Württemberg ist die Zurückhaltung bei Windenergie größer", sagt er.
Die Windräder am Greiner Eck liefert und montiert die Firma Enercon mit Sitz in Aurich. Wie bei jedem anderen Bauprojekt werden Abschlagszahlungen nach Baufortschritt geleistet und am Ende gibt es auch hier eine Abnahme der Gesamtanlage. Die Flächen, auf denen der Windpark entsteht, sind auf 25 Jahre mit einer Option auf eine Verlängerung gepachtet. Nur ein kleiner Teil befindet sich in Privateigentum, der größte Anteil gehört dem Land, also "Hessen Forst", sowie der Stadt Neckarsteinach. Sie erhalten eine Mindestpacht plus einen ertragsabhängigen Teil.
Ein Windrad soll ins Eigentum der "Energiegenossenschaft Starkenburg eG" (EGS) übergehen und ebenfalls in Form einer "GmbH & Co. KG" betrieben werden. Federführend ist auch hier eine GmbH, Kommanditist ist die im Jahr 2010 von 13 Bürgern gegründete und nunmehr auf 770 Mitglieder angewachsene EGS. Möglicherweise wird sich aber noch eine weitere Energiegenossenschaft beteiligen, erklärt Jürgen Simon, der auch Gründungsmitglied der in Heppenheim beheimateten EGS ist. Für dieses "Bürgerwindrad" sind bereits 1,4 Millionen Euro zusammengekommen. Ein Windrad kostet etwa 5,2 Millionen Euro. Simon geht davon aus, dass mindestens die Hälfte von Bürgern gezahlt werden kann. Der Rest müsste über eine Bank finanziert werden.



