Neckargemünd: Horst Althoff zeigt Größe nach seiner Abwahl

Auch solche Erfahrungen mache man eben in der Politik, so der zweifache Vater - Mit seinem Wahlkampf zufrieden - "Mir geht es nicht schlecht" 

28.06.2016 UPDATE: 29.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Horst Althoff nahm seine Wahlniederlage gefasst und erhobenen Hauptes auf. Nun will er seine Frau Tanja Grether unterstützen. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Die Enttäuschung war ihm nicht anzusehen. Horst Althoff wirkte gefasst, lächelte, lachte sogar, ließ sich von Weggefährten, Unterstützern sowie Sympathisanten in den Arm nehmen und schüttelte viele Hände - auch von Anhängern seines Herausforderers. Es war ein bemerkenswerter Auftritt des abgewählten Bürgermeisters am Sonntagabend nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses im Rathaus. Der 53-Jährige zeigte wahre Größe, gratulierte seinem siegreichen Herausforderer Frank Volk von den Freien Wählern, den er schon viele Jahre als Stadtrat kennt.

Die Besucher waren sichtlich beeindruckt. Althoff kündigte an, Frank Volk ab sofort in alle wichtigen Entscheidungen mit einzubeziehen und bot - "wie sich das gehört" - eine Übergabe an, "damit der Einstieg möglichst reibungslos wird". Althoff lobte seinen Mitbewerber "für den harten Wahlkampf, der aber immer fair war". Dafür habe man sich im Vorfeld getroffen und sich die Hand darauf gegeben.

Doch wie sieht es in einem Mann aus, der nach 16 Jahren als Bürgermeister einer 13 000-Einwohner-Stadt seinen Job aufgeben muss und vor einer ungewissen beruflichen Zukunft steht? "Mir geht es nicht schlecht", sagt der 53-Jährige im Gespräch mit der RNZ. Überraschend sei das Ergebnis nicht gekommen. Nach dem ersten Wahlgang sei klar gewesen, dass es eng wird und "alle Konstellationen denkbar" seien, so Althoff. "Wer sich einer Wahl stellt, muss mit jedem Ergebnis rechnen", sagt Althoff.

Auch solche Erfahrungen mache man eben in der Politik, sagt der zweifache Vater, der mit 16 Jahren in die CDU eingetreten ist. "So ist das halt eben, aber das ist völlig okay." Von einem knappen Wahlausgang habe er bei seiner ersten Wahl zum Bürgermeister im Jahr 2000 profitiert, als er nur einige wenige Stimmen über der 50-Prozent-Marke lag und gewann. "Jetzt hat es eben leider nicht ganz gereicht", sagt Althoff. "Aber ja, ich hätte schon gerne weitergemacht."

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Was sagt er zu seiner knappen Abwahl? "Rund 49 Prozent sind ein Ergebnis, mit dem ich erhobenen Hauptes das Rathaus verlassen kann." Er habe die letzten 16 Jahre gut und ordentlich gearbeitet, so Althoff. "Wir haben gute Entscheidungen getroffen", sagt er mit Blick auch auf den Gemeinderat und nennt den Neubau von Schulzentrum und Umgehungsstraße. "Ich übergebe eine gut geordnete Stadt und eine gut geführte Verwaltung."

Auch mit seinem Wahlkampf zeigt sich Althoff zufrieden: "Erstwähler- und Bürgerbrief, Vor-Ort-Termine, Plakate, Flugblätter - mehr kann man nicht machen." Auch habe er die Unterstützung von drei Fraktionen gehabt und selbst bei den Freien Wählern seien Mitglieder für ihn gewesen: "Gegen mich war eigentlich keiner", meint Althoff. "Die Leute haben mich nicht abgewählt, weil sie unzufrieden sind, sondern weil sie ein neues Gesicht wollten." Es gehe jetzt darum, nach vorne zu schauen und die Stadt voranzubringen. Es fällt kein böses Wort.

Fakt ist: Finanzielle Sorgen muss sich Althoff nicht machen. Nach zwei Amtszeiten hat er Anspruch auf Pension, wird "der jüngste Pensionär der Stadt", wie er fast schon schmunzelnd sagt. Dass Althoff aber mit 53 Jahren die Hände in den Schoß legt, ist unwahrscheinlich. "Ich fühle mich topfit und habe immer gerne Verwaltung gemacht", sagt er mit einem Lächeln. "Bei meiner Vita und meiner breiten Ausbildung mache ich mir keine Sorgen." Denkbar ist, dass der Jurist im Verwaltungsbereich bleibt - aber auch in der Politik? Klar ist: Sein Mandat im Kreistag behält Althoff, dort will er "weiter die Interessen der Stadt vertreten". "Für alles Weitere ist es jetzt noch viel zu früh", betont er.

Lange im Rathaus wird Althoff nicht mehr sein. Seine Amtszeit läuft zwar noch bis zum 1. August, doch von den verbleibenden fünf Wochen ist er drei mit seiner Tochter in Urlaub, die gerade ihr Abitur gemacht hat. Die Zeit wird er zum Entspannen nutzen, aber sicher auch, um über seine Zukunft nachzudenken. In der Stadt will er weiter wohnen. Althoff: "Ich bleibe ein Kind der Region."

Demnächst wird er aber vielleicht öfter in Neckarbischofsheim bei Sinsheim sein. "Jetzt habe ich mehr Zeit, um meine Lebensgefährtin in ihrem Job zu unterstützen." Tanja Grether ist dort Bürgermeisterin.

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