Mit 50,9 Prozent wird Frank Volk Neckargemünds Bürgermeister

Horst Althoff muss nach 16 Jahren den Chefsessel im Rathaus räumen - 134 Stimmen machten den Unterschied

26.06.2016 UPDATE: 27.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Abwahl in Neckargemünd: Horst Althoff (r.) und sein Nachfolger Frank Volk.

Von Christoph Moll

Neckargemünd. "Papa, Papa, elf von elf!" Jannik, der zwölfjährige Sohn von Frank Volk, hatte es als erster gesehen. Elf von elf Wahlbezirken waren ausgezählt, das Ergebnis der Bürgermeisterwahl stand fest. Und es ließ den Papa jubeln. Der Stadtrat und Kandidat der Freien Wähler riss die Arme in die Luft, küsste seine Frau Tanja und drückte auch Tochter Alina. Es war 18.39 Uhr, als gestern im Ratssaal des Rathauses die Sensation perfekt war: Frank Volk wird neuer Bürgermeister der Stadt am Neckar, Amtsinhaber Horst Althoff muss nach 16 Jahren den Chefsessel im Rathaus räumen. Am Ende waren es 134 Stimmen, die den Unterschied machten: 50,9 Prozent für Volk und 48,4 Prozent für Althoff. "Großartig - toll", jubelte Volk. Und der erste Sektkorken knallte.

Der Wahlkrimi hatte um 18 Uhr mit dem Leeren der Wahlurnen begonnen. Schon beim Auszählen der Stimmen im Rathaus wurde deutlich, dass es das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Althoff und Volk wird, nachdem Althoff im ersten Wahlgang vor zwei Wochen die Nase mit 43 Prozent knapp vor Volk mit 40 Prozent hatte. Dr. Franz-Georg Scheffczyk (SPD) war nun nicht mehr angetreten.

Hintergrund

Neckargemünd. (cm) Die Bürgermeisterwahl am gestrigen Sonntag war um 18.39 Uhr ausgezählt. Sie hatte folgendes Ergebnis:

Wahlberechtigte: 10 742

Wähler: 5367 (49,96 %)

Gültige Stimmen: 5349

Davon

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Neckargemünd. (cm) Die Bürgermeisterwahl am gestrigen Sonntag war um 18.39 Uhr ausgezählt. Sie hatte folgendes Ergebnis:

Wahlberechtigte: 10 742

Wähler: 5367 (49,96 %)

Gültige Stimmen: 5349

Davon entfielen auf:

Horst Althoff (CDU): 2587 (48,36 %)

Frank Volk (FW): 2721 (50,87 %)

Michael König (Nein): 28 ( 0,52 %)

Sonstige: 13 ( 0,24 %)

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Die Stapel mit den Stimmzetteln von Althoff und Volk wuchsen gestern gleich schnell in die Höhe, am Ende war jener des Freien Wählers etwas höher. So war es in sieben von elf Wahlbezirken. Die einzelnen Ergebnisse wurden auf der Leinwand im Ratssaal präsentiert, wo auch das Achtelfinale der Deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft gezeigt wurde. Sozusagen ein doppeltes "Public Viewing". Das Spielergebnis interessierte aber schnell nicht mehr so sehr, das Wahlergebnis war spannender. Mehrmals wechselte hier - anders als in Frankreich - die Führung. Nach der Auszählung von zehn von elf Wahlbezirken erreichte die Spannung ihren Höhepunkt. Gerade einmal vier Stimmen lag Althoff vor Volk: 49,7 gegen 49,6 Prozent. Es fehlte nur noch der Bezirk "Hollmuth/Mühlrain" - eine Volk-Hochburg, denn dort wohnt der seit wenigen Tagen 49-Jährige. Da war es so gut wie sicher: Volk gewinnt. So kam es.

Riesiger Applaus brandete auf, als das Ergebnis feststand. Und die Schlange der Gratulanten - darunter auch viele Bürgermeister aus der ganzen Region und Abgeordnete - wuchs prompt. Dutzende wollten den neuen Bürgermeister in die Arme nehmen. Den Althoff-Anhängern war die Enttäuschung anzusehen, manche verließen im Eilschritt den Ratssaal. Althoff selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht da, was die Besucher rätseln ließ: Kommt er noch? Er kam. Und erwies sich als äußerst fairer Verlierer: Wieder brandete riesiger Applaus auf, als der Wahlverlierer dem Wahlsieger herzlich gratulierte. Es war 18.52 Uhr, als Winfried Schimpf das vorläufige amtliche Endergebnis verkündete.

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"Ich bin überglücklich und wahnsinnig stolz, habe aber auch Demut vor dem Amt", sagte Volk. Für heute hat sich der neue Bürgermeister Urlaub genommen, morgen arbeitet er wieder bei der Volksbank. Doch schon am 1. August tritt er sein Amt an. Volk dankte seinen Wählern und Unterstützern sowie seiner zu Freudentränen gerührten Frau und den Kindern, die nervöser als er gewesen seien: "Ohne Euch hätte ich das nicht geschafft!" Und er lobte Horst Althoff für den fairen Wahlkampf, es habe "kein einziges böses Wort" gegeben.

Der abgewählte Bürgermeister lobte ebenfalls den "harten, aber fairen Wahlkampf" und wünschte seinem Nachfolger alles Gute. Althoff kündigte eine geordnete Übergabe an: "Du wirst ab sofort einbezogen, damit der Einstieg möglichst reibungslos wird." Auch Althoff dankte seinen Unterstützern. "Ich hätte gerne weitergemacht, es hat aber leider nicht ganz gereicht", so der 53-Jährige. "Das ist halt so und okay, damit muss man rechnen, wenn man sich einer Wahl stellt." Mit seinem Ergebnis könne er das Rathaus erhobenen Hauptes verlassen. Wie es für ihn weitergeht, wisse er noch nicht. Fest steht: Althoff wird mit 53 Jahren der jüngste Pensionär der Stadt. Für Frank Volk fängt die Arbeit erst an. Gestern wurde aber erst einmal in den Lokalen der Stadt gefeiert. Und mit der Nationalmannschaft gejubelt.

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