Region Heidelberg

Gastronomen der Region sind schockiert über 2G-plus-Regel

"Es hagelt Absagen", berichten sie.

03.12.2021 UPDATE: 04.12.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Im gesamten Freizeitbereich muss zusätzlich zum Impfnachweis ein aktueller Test (2G-plus) vorgelegt werden. Foto: dpa

Region Heidelberg. (bmi/cm/lesa/luw) Ab dem heutigen Samstag gilt in der Gastronomie in Baden-Württemberg 2G-plus. Die RNZ hat sich am gestrigen Freitagmittag bei Gastronomen rund um Heidelberg umgehört. Am Abend wurde dann noch bekannt, dass Gäste mit bereits vorhandener dritter Impfung keinen negativen Testnachweis erbringen müssen.

In Neckargemünd stand am gestrigen Freitag das Telefon von "Christians Restaurant" laut Inhaberin Sandy Heß kaum still. "Den ganzen Tag hagelt es Absagen." Heß sieht einen "Lockdown durch die Hintertür": "Monatelang hat man nichts getan", ärgert sie sich. "Ich finde es unverschämt, dass das am einen Tag verkündet wird und am nächsten gilt." Abgesehen davon, dass sie nicht davon ausgeht, Corona-Hilfen zu bekommen, gibt es noch ein anderes Problem: "Die Lager fürs Wochenende sind voll! Wir frieren ein was geht, aber müssen den Rest wegwerfen." Nun werde man vermehrt auf das Abholgeschäft setzen, denn dass kurzentschlossene Gäste einen Corona-Test machen, kann sie sich nicht vorstellen. Selbst Tests anzubieten, sei trotz Berechtigung von Heß personell und logistisch "nicht praktikabel". Für das Personal hat sie daher nun Kurzarbeit beantragt.

In Eppelheim hat Alexis Kirkos das Weihnachtsgeschäft bereits abgehakt. "Normalerweise haben wir von Anfang November bis 10. Januar Land unter", so der Inhaber des Restaurants "Zum goldenen Löwen". Nun seien 99 Prozent der Weihnachtsfeiern abgesagt. "Uns fehlen in dieser Zeit in Summe 1000 Gäste." Die Corona-Politik stößt ihm sauer auf: "Man hätte das Gesundheitssystem stärken und mit der Impfung nicht nur auf ein Pferd setzen dürfen", meint er. Das Restaurant hat bereits auf die Zurückhaltung der Gäste reagiert und den Mittagstisch – in üblichen Zeiten täglich 150 bis 200 Essen – vorerst eingestellt. Das Liefergeschäft laufe laut Kirkos auch dank des eigenen Lieferdienstes "Deliverant" gut. "Aber der Personalaufwand ist hoch, die Margen ohne die Umsatzbomben Getränke und Catering klein." Da sein Bruder und Partner Daniel Kirkos dank Schulung Corona-Schnelltests abnehmen darf, werden diese für Gäste angeboten.

In Dossenheim hatte Georg Faludy die Einführung der 2G-plus-Regel schon befürchtet. "Ich habe schon im Sommer mit einem harten Winter gerechnet – aber es mir nicht ganz so schlimm vorgestellt", berichtet der Chef von Leeloo, einem Café mit Restaurant nahe des Rathausplatzes. Bereits in den vergangenen beiden Monaten sei das Abendgeschäft merklich zurückgegangen, während der Mittagstisch zumindest zum Mitnehmen noch besser angenommen werde. "Unsere Gäste sind recht treu, auch was das Geschäft außer Haus angeht", hofft Faludy auf ähnliche Umsätze wie im Vorjahr. Für heute weiter Bestand habe etwa die Reservierung einer größeren Gruppe: "Die sind alle geimpft und wollten sich sowieso zusätzlich testen."

In Sandhausen ärgert sich Inhaber Marko Bauer vom Hotel-Restaurant Bauer über die kurzfristige Bekanntgabe der neuen Regel: "Keiner kann mehr planen, sondern am Ende nur Ware wegwerfen." Schließlich kaufe man als Gastronom oft weit im Voraus ein, jedoch seien nun zahlreiche Absagen bereits reservierter Tische und weniger Laufkundschaft zu erwarten. "Selbst Mitarbeiter von mir haben schon gesagt, dass sie nicht essen gehen würden, wenn sie sich als Geimpfte nun noch extra testen müssten", so Bauer. "Wenn jetzt noch mehr Absagen für die eigentlich schon gut belegten Weihnachtsfeiertage kommen, mache ich da ganz zu und biete nur noch Speisen zum Mitnehmen an."

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Im hessischen Neckarsteinach rechnen die Gastronomen derweil mit einem Andrang von Gästen aus dem nahen Baden-Württemberg, wie der Chef der lokalen Wirtevereinigung, Kevin Zantopp, berichtet. Denn in Hessen gilt "nur" 2G, Gäste müssen sich also nicht testen lassen. "Es gab schon erste Anfragen", erzählt Zantopp. Bisher war 2G hier lediglich eine Option, auch 3G war noch möglich – allerdings mit PCR-Test. Nun wird 2G Pflicht. Zantopp glaubt, dass bis Weihnachten auch in Hessen 2G-plus für die Gastronomie gilt.

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