Balkoneinsturz in Nußloch

Rettungskräfte waren stundenlang im Einsatz

Einsatz für rund 60 Kräfte von Rettungsdiensten, Technischem Hilfswerk und den Feuerwehren

11.07.2017 UPDATE: 12.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Die Rettungskräfte waren auf weitere Verletzte vorbereitet, die es zum Glück nicht gab. Foto: Alex

Nußloch. (cm) Es ist kurz vor 21 Uhr, als sich am Montag an der Einsatzstelle endgültig Erleichterung breitmacht: Unter den Trümmern ist kein Mensch verschüttet. Keine drei Stunden zuvor ist hier, in der Heidelberger Straße, das Unfassbare geschehen: Der Balkon im zweiten Obergeschoss des Zwölf-Parteien-Hauses stürzt - begleitet von einem lauten Krachen und Rauschen - herab, reißt einen 33-Jährigen und dessen zweijährigen Sohn etwa sechs Meter mit in die Tiefe. Die Balkone der darunterliegenden Stockwerke werden wie in einer Kettenreaktion mitgerissen. Ganz auszuschließen war nicht, dass Menschen verschüttet wurden. Zudem verbreitet sich nun die Nachricht, dass der 33-Jährige und sein Sohn wie durch ein Wunder nur ein paar Kratzer abbekommen haben. Durchatmen in Nußloch.

Vor dem im Jahr 1971 gebauten Mehrfamilienhaus mit zwölf Parteien sammeln sich derweil die Bewohner der einzelnen Eigentumswohnungen. Sie mussten diese verlassen und warten nun auf eine Information, wie es für sie weitergeht. Dürfen sie wieder ins Haus? Und wenn ja: wann? Seelsorger der Feuerwehr fragen die Bewohner vorsorglich schon einmal, ob sie in dieser Nacht woanders unterkommen können.

Kurz nach 21 Uhr steht fest, dass die Statik des Hauses nicht gefährdet ist und keine weiteren Schäden entstanden sind. Die Bewohner dürfen wieder ins Haus - allerdings unter einer Bedingung: Das Betreten der Balkone ist verboten. Denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch andere Balkone abbrechen. Das Verbot gilt zunächst für drei benachbarte baugleiche Gebäudekomplexe mit jeweils zwölf Wohnungen - insgesamt also für 48 Wohnungen. Die Feuerwehr verteilt Flugblätter, mit denen die Bewohner informiert werden. Gestern wurde bekannt, dass das Verbot auf weitere sieben baugleiche Häuser ausgeweitet wird.

In der untersten Wohnung, deren Balkon von denen der beiden darüberliegenden Stockwerke zertrümmert wurde, ist Mithun Seshadri erst vor wenigen Tagen mit seiner schwangeren Frau und der dreijährigen Tochter ausgezogen. Nun stehen sie mit Wohnungseigentümer Sandeep Joseph an der Balkontür, die nun mangels Balkon quasi nur noch eine "Tür" ist. "Meine Tochter hat immer gegen 18 Uhr auf dem Balkon gewartet, bis ich nach Hause komme", erzählt Seshadri. Wäre die Familie nicht vor Kurzem ausgezogen, wäre das wohl auch am Montag so gewesen. Eigentümer Joseph will nun den Kontakt zur Hausverwaltung suchen, um zu besprechen, wie es weitergeht. Es könnten Balkone mit einer Konstruktion von außen "angebaut" werden.

Sichtlich erschüttert steht Karl Rühl an der Unglücksstelle. "Es müssen jetzt alle Balkone kontrolliert werden", fordert der Bürgermeister. Erst vor vier bis fünf Jahren seien die abgebrochenen Balkone erneuert worden, bekamen unter anderem neue Fliesen, so Rühl.

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Gegen 22 Uhr endet schließlich auch der Einsatz für die rund 60 Kräfte von Rettungsdiensten, Technischem Hilfswerk und den Feuerwehren aus Nußloch, Sandhausen, Leimen, St. Ilgen, Wiesloch, Walldorf und St. Leon-Rot. "Nun ist das Sache von Polizei und Staatsanwaltschaft", sagt Nußlochs Feuerwehrkommandant Bernd Rensch als Einsatzleiter. "So einen Einsatz hatten wir noch nicht." In den nun "balkonlosen" Wohnungen hat die Feuerwehr vorsorglich die Türgriffe entfernt, damit niemand in Gedanken versunken herausgeht und abstürzt. Die Griffe wurden im Keller eingeschlossen.

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